Hüttenbach (Simmelsdorf)
Hüttenbach Gemeinde Simmelsdorf Koordinaten: 49° 36′ 34″ N, 11° 19′ 51″ O
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Höhe: | 394 m ü. NHN |
Einwohner: | 996 (1. Jan. 2020)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91245 |
Vorwahl: | 09155 |
Der Simmelsdorfer Gemeindeteil Hüttenbach
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Hüttenbach ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Simmelsdorf im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).
Geografie
Das Dorf liegt etwa eineinhalb Kilometer nordnordwestlich des Ortszentrums von Simmelsdorf in einem Talkessel des Haunachtals. Mit über 1000 Einwohnern ist es der größte Ort der Gemeinde. Im Ortszentrum mündet die Haunach verrohrt in den Gründelbach.
Geschichte
Bereits 1140 erschien mit Engelhard und Eschwin von Hüttenbach urkundlich ein Ministerialengeschlecht, von dessen Wasserburg an der Haunach teilweise noch der Wassergraben erhalten ist. 1254 ist ein Engelhard von Hüttenbach (d. J.) Zeuge für den Reichsministerialen Hiltpolt von Lauf-Hiltpoltstein.[2] Im 14. Jahrhundert zählten Hüttenbacher zu den Burghütern der böhmischen Burg Rothenberg. Spätestens um 1400 war der Sitz in den Händen eines Philipp Hiltpoltsteiner, ebenfalls ein Nachfahre aus der Hiltpoltstein-Rothenberger Dienstmannschaft. Dieser gründete 1420 das Bergwerk auf dem Berg „Huzpühel“.
1487 erwarb Heinrich Türriegel von Riegelstein, Pfleger von Betzenstein und Stierberg, das Rittergut. Dieser trat den Besitz schon 1491 an den Nürnberger Patrizier Anton Tucher ab, der ihn 1503 an Fritz von Seckendorff verkaufte, der zu den Ganerben des Rothenbergs zählte. Damals bestand der Sitz aus einem viergeschlossigen Wohnturm, zwei Kemenaten sowie einem Wassergraben mit Zugbrücke; im Vorhof verfügte der Sitz über ein Voithaus, einen Stadel, ein Brauhaus und zwei Nebenhäuser. Im 16. Jahrhundert wurde der Wohnturm durch einen angebauten Treppenturm erschlossen.
1528 kaufte Pankraz Lochner von Winterstein den Besitz, der fortan bis 1906 Stammsitz der Freiherrn Lochner von Hüttenbach blieb.[3] Unter Carl Dietrich Lochner kam es zum Abbruch eines großen Teils der alten Burg und zum Bau des neuen Schlosses, der bis etwa 1766 abgeschlossen wurde, ein barocker fünf- und sechsachsiger Baukörper. Von der alten Burg hat sich nur nördlich ein kleinerer Flügel unbestimmten Alters erhalten. Ihm ist nordwestlich ein Treppenturm mit einer Spindeltreppe angefügt. Der Bruder Joseph Christian Lochner übernahm sodann den Besitz des möglicherweise überschuldeten Bauherrn, an den eine Inschriftentafel über dem Westportal erinnert. Im Inneren sind zahlreiche Teile der originalen Ausstattungsteile aus der Bauzeit wie Stuckdecken, Türen, Schlosserarbeiten und Öfen erhalten. Trotz Verschuldung konnte das Geschlecht den Besitz noch einige Zeit halten.
Baron Adam Joseph Lochner starb 1866 auf Schloss Hüttenbach. Der letzte Lochner zu Hüttenbach, Josef Simon, ein bayerischer Offizier, blieb ohne Erben und verkaufte das Schloss 1906 dem Frankfurter Bankier Rudolf Plochmann. Die Ländereien des einstigen Ritterguts waren zuvor an die Tucher von Simmelsdorf veräußert worden. 1934 wurde das Schloss an den Verein „Schloß Hüttenbach e.V. 1920“ verkauft, der sich seither um die Erhaltung des Baudenkmals bemüht. Durch den gesunkenen Grundwasserspiegel wurde die Pfahlrostgründung beschädigt. Der Verein hat das Schloss von 1979/80 bis 1990 aufwändig restauriert, unter anderem durch Unterfangung mit einem Betonsockel.
Jüdische Gemeinde Hüttenbach
Hüttenbach hat eine lebendige jüdische Geschichte. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis 1938 existierte im Ort eine jüdische Gemeinde, die vor dem Jahr 1700 die größte jüdische Kommune im Kurfürstentum Bayern war. Die 1619 erstmals erwähnte Synagoge wurde 1938 bei den nationalsozialistischen Novemberpogromen vollkommen zerstört, die jüdische Schule ist heute ein Wohngebäude. An die Gemeindemitglieder erinnern einige Stolpersteine.
19. Jahrhundert
Durch die Verwaltungsreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Königreich Bayern wurde der Ort mit dem Zweiten Gemeindeedikt eine Ruralgemeinde, zu der auch das Pfarrdorf Bühl und die Einöde Kaltenhof gehörten.[4] Im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Bayern wurde Hüttenbach am 1. Januar 1972 in die Gemeinde Simmelsdorf eingegliedert.[5] Das Gemeindearchiv von Hüttenbach ging verloren, als es die Gemeinde Simmelsdorf im Müll entsorgte. Im Jahr 2016 hatte Hüttenbach 1026 Einwohner.
Sehenswürdigkeiten
In Hüttenbach gibt es mehrere Baudenkmäler. Eines davon ist das Schloss Hüttenbach.
Verkehr
Die Staatsstraße 2241 durchläuft den Ort von Simmelsdorf im Süden her kommend und führt in nördliche Richtung nach Oberndorf.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Hüppenbach, Hüppach, Hüttenbach, Hüttenbeck. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 772 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Hüttenbach, Hüttenbeck. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 773 (Digitalisat).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Pleikard Joseph Stumpf: Hüttenbach. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 739 (Digitalisat).
Weblinks
- Hüttenbach auf der Website simmelsdorf.de
- Hüttenbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 16. September 2021.
- Hüttenbach im BayernAtlas (abgerufen am 17. Okt. 2017)
- Hüttenbach auf historischer Karte (abgerufen am 17. Okt. 2017)
- Geschichte von Hüttenbach (Herrensitze.com)
Einzelnachweise
- ↑ Einwohnerzahl von Hüttenbach auf der Website der Gemeinde Simmelsdorf (abgerufen am 16. Okt. 2020)
- ↑ Geschichte nach Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- ↑ Kurzcharakteristik von Hüttenbach auf der Website der Gemeinde Simmelsdorf (abgerufen am 17. Okt. 2017)
- ↑ Politische Zusammensetzung der Landgemeinde Hüttenbach (abgerufen am 17. Okt. 2017)
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 718.