Geologische Bundesanstalt
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GBA-Logo | |||
Staatliche Ebene | Bund | ||
Stellung der Behörde | nachgeordnete Dienststelle | ||
Aufsicht | Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung | ||
Gründung | 15. November 1849 als kaiserlich-königliche Geologische Reichsanstalt (Franz Joseph I.) | ||
Hauptsitz | Wien-Landstraße, Wien, Österreich | ||
Behördenleitung | Robert Supper | ||
Bedienstete | 126 (2021) | ||
Website | www.geologie.ac.at |
Die Geologische Bundesanstalt (GBA) in Wien (3. Bezirk) ist der geologische Dienst Österreichs. Als eine dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) nachgeordnete Dienststelle dient sie der Bundesrepublik und deren staatlichen Aufgaben als zentrale Informations- und Beratungsstelle im Fachbereich der Geowissenschaften.
Das wichtigste Produkt der GBA sind geologische Karten. Sie erscheinen in verschiedenen Maßstäben als sogenannte Blattschnittskarten, in besonderen Fällen auch als Gebietskarten. Sie bilden die Grundlage für die Beantwortung vieler praxisbezogener Fragestellungen (Gesteine und Tektonik, Lagerstätten mineralischer Rohstoffe, Sedimente, Deponien, Hydrogeologie und Wasserversorgung, spezielle Verkehrswege, …) und auch für die Forschung. Die GBA befindet sich im Bezirk Wien-Landstraße.
Geschichte
Die Ursprünge der GBA gehen zurück auf das Montanistische Museum, das 1835 am Heumarkt in Wien gegründet wurde und unter anderem als Sammlung von Mineralien, Gesteinen und Erzproben und als Lehranstalt für Absolventen der Bergakademien fungierte. 1840 wurde Wilhelm Karl Ritter von Haidinger der Leiter des Museums, der 1847 für die Erstellung der ersten geognostischen Karte des österreichischen Kaiserreichs verantwortlich war. Durch Haidinger erlangte die Geologie stärkere Bedeutung und so wurde in der Folge am 15. November 1849 durch Kaiser Franz Joseph die eigenständige kaiserlich-königliche geologische Reichsanstalt (GRA) mit Haidinger als erstem Direktor gegründet. Die Anstalt befand sich von ihrer Gründung bis 2005 im Palais Rasumofsky in der Rasumofskygasse.[Anm. 1] Im Februar 2005 übersiedelte sie in die Neulinggasse 38, direkt neben der S1-Schnellbahnstrecke, deren Trasse im ehemaligen Wiener Neustädter Kanal verläuft. Die Gebäude sind eine Synthese aus adaptierten Gebäuden der ehemaligen Veterinärmedizinischen Universität Wien und einem Neubau (Architekt Stefan Hübner).
Direktoren
Jeweils mit Wirkungsdauer als Direktor[1]
- Wilhelm von Haidinger, 1849–1866 (Gründer)
- Franz von Hauer, 1866–1885
- Dionýs Štúr, 1885–1892
- Guido Stache, 1892–1902
- Emil Tietze, 1902–1919
- Georg Geyer, 1919–1923
- Wilhelm Hammer, 1924–1935
- Otto Ampferer, 1935–1937
- Gustav Götzinger, 1938
- Heinrich Beck, kommissarischer Leiter des nunmehrigen Reichsamts für Bodenforschung, Zweigstelle Wien, 1938–1941
- Franz Lotze, 1941–1945
- Gustav Götzinger, 1945-Januar 1950
- Heinrich Küpper, 1950–1969
- Anton Ruttner, 1969–1973
- Felix Ronner, 1974–1982
- Traugott Erich Gattinger, 1983–1993
- Hans Peter Schönlaub, 1993–2009
- Peter Seifert, 2009–2019
- Robert Supper, seit 2019
Weitere Mitarbeiter
Siehe Kategorie:Mitarbeiter der Geologischen Bundesanstalt einschließlich ihrer Vorgängerinstitutionen
Gesetzliche Grundlagen
Die wichtigste gesetzliche Grundlage für die Geologische Bundesanstalt (GBA) bildet das österreichische Forschungsorganisationsgesetz (FOG), das die wesentlichsten Aufgaben aufgezählt. Weitere, für die Tätigkeiten der GBA relevante gesetzliche Bestimmungen sind im Bundesgesetz über die Durchforschung des Bundesgebietes nach nutzbaren Mineralien (Lagerstättengesetz) und im Mineralrohstoffgesetz enthalten.
Die Teilrechtsfähigkeit ermöglicht die Ausführungen von Projekten auf privatwirtschaftlicher Basis. Schwerpunkte der projektorientierten Arbeiten sind Fragestellungen aus dem Bereich der Angewandten Geowissenschaften, insbesondere der Mineralischen Rohstoffe.
Im grenznahen Bereich kooperiert die GBA mit geologischen Diensten der Nachbarstaaten (Deutschland, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Ungarn). Darüber hinaus bestehen Abkommen mit den geologischen Diensten von Polen und Kroatien.
Organisationsform
Die Leitung der GBA erfolgt durch den Direktor; ihm zur Seite steht die „Stabsstelle für internationale Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit“. Die weitere Gliederung orientiert sich an Hauptabteilungen (Geologische Landesaufnahme, Angewandte Geowissenschaften, Informationsdienste) diese sind in weitere Fachabteilungen untergliedert, die die operative Durchführung der Aufgaben übernehmen. Thematische Schwerpunkte existieren auf den Gebieten der Geologie (Sedimentgeologie und Kristallingeologie), der Paläontologie, der Geochemie, der Geophysik, der Hydrogeologie, der Ingenieurgeologie und der Rohstoffgeologie. Die Herstellung geologischer Karten erfolgt ausschließlich mit Hilfe Geographischer Informationssysteme (GIS), der Vertrieb der geologischen Karten und Publikationen (Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt, Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt etc.) erfolgt über einen eigenen Verlag.
Dienstleistungen
Die Hauptdienstleistung der GBA ist die Erstellung, Analyse und Publikation von geologischen Karten und anderen Geodaten.
- Das Standard-Kartenwerk der GBA ist die Geologische Karte der Republik Österreich (GÖK) 1:50 000 (teils 1:25 000). Es entspricht im Blattschnitt der amtlichen topographischen Österreichischen Karte (ÖK) 1:50 000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen.
- Daneben werden die Geologische Übersichtskarte der österreichischen Bundesländer im Maßstab 1:200 000, die Geologische Übersichtskarte der Republik Österreich 1:2 000 000 sowie weitere Übersichtskarten in größeren Maßstäben (1:500 000, 1:1 Mio., 1:1,5 Mio.) erstellt. Daneben werden die Provisorischen geologischen Karten (GEOF@ST) 1:50 000 publiziert, Bestandsaufnahmen diverser älterer geologischer Landesaufnahmen, die noch nicht den modernen Kriterien der Systematik und Legendenausscheidung der GÖK entsprechen, aber trotzdem zugänglich gemacht werden sollen.
- Weitere geowissenschaftliche Kartenwerke sind die Untergrundkarte in Vorfeld der Alpen 1:20 000, die Metallogenetische Karte 1:500 000, der Bergbau-/Haldenkataster 1:25 000 (1:5000) (in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Rohstoffgeologie), der Geochemische Atlas von Österreich 1:1 000 000 und die Hydrogeologische Karte Österreichs 1:500 000.
- Wichtige Datensätze betreffen geologische Aufnahmen und Erhebungen zu Baurohstoffen und Lockergesteinen, Messungen mit Aeromagnetik, bodengestützter Magnetik und Geothermie (mit der Fachabteilung Geophysik) und mit Gammastrahlenspektroskopie (natürliche Hintergrundstrahlung), ferner die Prospektion von Erdöl und Erdgas, Messungen zu alpinen Massenbewegungen.
- Zu den GBA-Daten gehören auch Beiträge zum Hydrologischen Atlas Österreich (HAÖ, in Kooperation mit dem Lebensministerium), Untersuchungen zum Themenkomplex Thermal- und Mineralwasser, der hydrochemische geogene Hintergrundwert diverser Elemente und Verbindungen in Grundwasserkörper (GeoHint), sowie die Kartierung der Geotope Österreichs als Naturdenkmale.
Sämtliche Publikationen werden online auf der GBA-Webseite zugänglich gemacht, das Archiv reicht zurück bis ins Jahr 1919.
Das zweite Standbein ist die Bibliothek der Dienstleistungseinrichtungen der GBA. Sie ist die größte erdwissenschaftliche Bibliothek Österreichs und verwaltet mehr als 360.000 bibliothekarische Einheiten. Teil der Bibliothek sind auch die Sondersammlungen (Kartensammlung, Wissenschaftliches Archiv, Grafische Sammlung und Audiovisuelle Medien). Sie ist die zentrale Sammel- und Dokumentationsstelle geowissenschaftlicher Fachliteratur über Österreich und steht der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfügung.
Haidinger-Medaille
Die Haidinger Medaille ist die höchste Auszeichnung der Geologischen Bundesanstalt.[2] Sie wurde erstmals 1856 dem Gründer der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt Wilhelm Ritter von Haidinger von seinen Freunden verliehen. Danach fand keine weitere Verleihung bis zur 100 Jahrfeier statt, als Heinrich Küpper die Medaille als Anerkennung für Leistungen in angewandter Geologie durch Geologen der Bundesanstalt wieder einführte. Sie kann nicht an hauptamtliche Mitglieder der geologischen Bundesanstalt verliehen werden.[3] Sie wird in Jahren verliehen, die im Zehn- oder Fünfundzwanzig-Jahres-Abstand zur Gründung der geologischen Bundesanstalt liegen.
Preisträger:[4]
- 1951 Wilhelm Petrascheck, Josef Schadler, Josef Stini
- 1973 Bundesanstalt für Bodenforschung
- 1975 Alois Kiesinger, Andreas Thurner, Eberhard Clar, Kingsley Dunham, Robert Janoschek
- 1979 Hermann Stowasser, Othmar M. Friedrich
- 1985 Georg Horninger, Leopold Müller, Josef Zötl, Arthur Kröll
- 1989 Godfrid Wessely
- 1999 John Davis (University of Kansas),
- 2009 Leopold Weber, Kurt Decker
Siehe auch
Literatur
- Geologische Bundesanstalt (Hrsg.): Die Geologische Bundesanstalt in Wien. Böhlau-Verlag, Wien 1999. ISBN 3-205-99036-6
- Hans Georg Krenmayr (Red.): ROCKY AUSTRIA – Eine bunte Erdgeschichte von Österreich. Wien 2002. ISBN 3-85316-016-6
- Thomas Hofmann, Hans P. Schönlaub (Hrsg.): Geo-Atlas Österreich. Die Vielfalt des geologischen Untergrunds. 1. Auflage, Böhlau, 2008. ISBN 978-3-205-77726-7 (Übersicht über geowissenschaftliche Kartierungen Österreichs, Projekt der Geologischen Bundesanstalt)
Weblinks
- www.geologie.ac.at – Offizielle Webseite
- Eintrag zu Geologische Bundesanstalt im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Eintrag zu Geologische Bundesanstalt im Austria-Forum (als Briefmarkendarstellung)
Einzelnachweise
- ↑ Hans P. Schönlaub (Hrsg.) Kunst am Bau. GeoMonumente, Geologische Bundesanstalt, pdf
- ↑ Haidinger-Medaille, Geologische Bundesanstalt, abgerufen am 14. April 2002
- ↑ Statut der Haidinger-Medaille
- ↑ Preisträger Haidinger-Medaille
Anmerkungen
- ↑ Zu Georgi 1861 sollte das Mietverhältnis im Liechtenstein’schen Palais enden und die Institution vorderhand in einem Aerarial-Gebäude untergebracht werden. – Siehe: Wiener Nachrichten. (…) Der geologischen Reichsanstalt, welche sich (…). In: Die Presse, 4. September 1860, S. (4), Mitte oben. (Online bei ANNO). .
Die Adresse der Geologischen Reichsanstalt lautete zu jener Zeit Landstraße 93 (siehe: Adolph Lehmann: Allgemeines Adreß-Buch nebst Geschäfts-Handbuch für die k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und dessen Umgebung. Erster Jahrgang. Förster, Wien 1859, ZDB-ID 2642521-X, S. 933 online) bzw. Rasumoffskyplatz 93, später Rasumoffskyplatz 3.
Koordinaten: 48° 11′ 57″ N, 16° 23′ 8″ O