Hedenbergit
Hedenbergit | |
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Hedenbergit (dunkelgrün) mit Granat (orange-braun) aus Dalnegorsk, Region Primorje, Russland (Größe: 9 cm × 7,7 cm × 4,6 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.DA.15 (8. Auflage: VIII/F.01) 65.01.03a.02 |
Ähnliche Minerale | Diopsid, Augit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[4] |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15)[3] |
Gitterparameter | a = 9,84 Å; b = 9,02 Å; c = 5,24 Å β = 104,8°[3] |
Formeleinheiten | Z = 4[3] |
Zwillingsbildung | polysynthetische Zwillinge nach {100} und {010} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5,5 bis 6,5[5] |
Dichte (g/cm3) | 3,56 bis 3,65[5] |
Spaltbarkeit | gut nach {110}; (110) oder (110) ~87°[5] |
Bruch; Tenazität | uneben bis muschelig |
Farbe | dunkelgrün, braungrün, braun bis schwarz |
Strichfarbe | weiß, grau |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz, matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,699 bis 1,739[6] nβ = 1,705 bis 1,745[6] nγ = 1,728 bis 1,757[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,029[6] |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 58° bis 63°; berechnet: 56° bis 72°[6] |
Pleochroismus | schwach: x = hellgrün bis blaugrün; y = grün bis blaugrün; z = grün bis gelbgrün[5] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | Schwach löslich in heißer Salzsäure |
Besondere Merkmale | schmilzt vor dem Lötrohr zu schwarzem magnetischen Glas |
Hedenbergit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaFe2+[Si2O6][1][2] und ist damit chemisch gesehen ein Calcium-Eisen-Silikat. Strukturell zählt Hedenbergit zu den Ketten- und Bandsilikaten (Inosilikate).
Hedenbergit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist kurzprismatische, säulige bis nadelige Kristalle bis etwa 5 cm Größe in radialstrahligen oder großstengeligen Mineral-Aggregaten, kommt aber auch in Form körniger, blättriger oder derber Massen vor. von dunkelgrüner, braungrüner, brauner oder schwarzer Farbe bei weißer bis grauer Strichfarbe.
Hedenbergit bildet eine vollkommene Mischreihe mit Diopsid und Johannsenit.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Hedenbergit 1819 am Tunaberg bei Nyköping in Schweden und beschrieben durch Jöns Jakob Berzelius, der das Mineral nach M.A. Ludwig Hedenberg, einem schwedischen Chemiker und Mitarbeiter Berzelius' benannte.
Klassifikation
In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Hedenbergit zusammen mit Augit, Burnettit, Davisit, Diopsid, Essenit, Grossmanit, Johannsenit, Kushiroit, Petedunnit und Tissintit zu den Kalziumpyroxenen (Ca-Pyroxene) in der Pyroxengruppe.[7]
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hedenbergit zur Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Diopsid, Esseneit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Namansilit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit und Spodumen die „Pyroxengruppe, Untergruppe Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 innerhalb der Pyroxengruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hedenbergit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Kettenbildung, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Augit, Esseneit, Hedenbergit, Johannsenit und Petedunnit die „Ca-Klinopyroxene, Diopsidgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hedenbergit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Diopsid, Augit, Johannsenit, Petedunnit, Esseneit und Davisit in der Gruppe der „C2/c Klinopyroxene (Ca-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.01.03a innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Hedenberg bildet sich in metamorphen, calciumreichen Gesteinen wie eisenhaltigen Skarnen und Pyroxen-Gneisen. Er kann sich aber auch magmatisch in alkalischen Graniten und Syeniten oder in Xenolithen von Kimberlith bilden. Begleitmineral in Eisenformationen ist unter anderem der Grunerit, in Graniten und Syeniten sind es vor allem Arfvedsonit, Fayalit und Quarz.
Weltweit konnte Hedenbergit bisher (Stand: 2010) an rund 450 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Afghanistan, Ägypten, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Äthiopien, Australien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Eritrea, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guatemala, Honduras, Indonesien, Israel, Italien, Japan, Kamerun, Kanada, Kenia, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Kosovo, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Mongolei, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nigeria, Norwegen, Oman, Österreich, Pakistan, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien, St. Lucia, Slowakei, Südafrika, Tadschikistan, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), in den Vereinigten Staaten (USA), Vietnam und in der Westsahara.[8]
Kristallstruktur
Hedenbergit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 9,845 Å; b = 9,024 Å; c = 5,245 Å und β = 104,74° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 718 (Erstausgabe: 1891).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 94.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 233.
Weblinks
- Mineralienatlas: Hedenbergit (Wiki)
- RRUFF Database-of-Raman-spectroscopy – Hedenbergite (englisch)
- American Mineralogist Crystal Structure Database – Hedenbergite (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ a b Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 524.
- ↑ a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2017 (PDF 1,67 MB)
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 620.
- ↑ Webmineral – Hedenbergite (englisch)
- ↑ a b c d Hedenbergite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 77 kB; abgerufen am 4. März 2018]).
- ↑ a b c d e Mindat – Hedenbergite (englisch)
- ↑ Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogiste. Band 27, 1989, S. 143–156 (web.archive.org [PDF; 1,5 MB; abgerufen am 28. Oktober 2021]).
- ↑ Fundortliste für Hedenbergit beim Mineralienatlas und bei Mindat