Heide Gerstenberger

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Heide Gerstenberger (* 21. Juli 1940 in Heuchlingen als Heide Johannsen) ist eine deutsche Politik- und Wirtschaftswissenschaftlerin. Sie war seit 1974 Professorin für Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates an der Universität Bremen. Im Jahr 2005 wurde sie emeritiert.[1]

Leben

Gerstenberger studierte in den Jahren 1960 bis 1964 Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven, Stellenbosch und Göttingen. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie zunächst als Vertragslehrerin an der Berufsschule Reutlingen, später als Mitarbeiterin der Volkshochschule Düsseldorf.

1966 erhielt sie ein Promotionsstipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung und kehrte an die Universität Göttingen zurück. 1968 wurde Gerstenberger zum Dr. disc. pol. mit dem Thema Der revolutionäre Konservatismus promoviert. Von 1966 bis 1974 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Politikwissenschaftlichen Lehrstuhl der Universität Göttingen.

1968 wurde Gerstenberger von der Bundesassistentenkonferenz in den Gründungssenat für die Universität Bremen entsandt[2], der am 19. September seine Arbeit aufgenommen hatte. Gerstenberger war Vorsitzende des Gründungssenats vom 13. April 1970 bis zur Wahl des Gründungsrektors Thomas von der Vring am 29. Juni 1970.[3]

1972 habilitierte sich Gerstenberger mit ihrer Schrift Die politische Ökonomie der bürgerlichen Gesellschaft. Ihre Konstitution in den USA. 1974 erhielt Gerstenberger den Ruf an die Universität Bremen auf die Stelle Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates.

Gerstenberger ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac.[4]

Arbeitsschwerpunkte

Heide Gerstenberger arbeitet zu einem breiten Spektrum gesellschaftstheoretischer und sozialhistorischer Themen. Sie reichen von Arbeiten zur lokalen Sozialgeschichte über Arbeiten zur Armen- und Sozialpolitik bis zu Forschungen über die Funktionsweise nationalsozialistischer Herrschaft. Im Zentrum steht durchgängig die Analyse der historischen Entwicklung und der gegenwärtigen Strukturen moderner Staaten.

Aktuell arbeitet Heide Gerstenberger zu Problemen der Globalisierung, zu unterschiedlichen Ausprägungen kapitalistischer Gesellschaften sowie zu Prozessen der Verarmung im Weltmaßstab.

Laufendes Forschungsprojekt: Markt und Gewalt.

Seit 1992 ist Heide Gerstenberger zusätzlich mit Forschungen zur historischen und aktuellen Praxis der Handelsschifffahrt befasst.

Veröffentlichungen seit 1995

  • La violence dans l'histoire de l'Etat, ou la puissance de définir. In: Lignes Nr. 25 (1995), S. 23–33.
  • In Betreff des Schiffsdienstes. In: H. Gerstenberger & U. Welke, Hg. 1994, S. 76–120.
  • Das Handwerk der Seefahrt im Zeitalter der Industrialisierung. Bremen 1995.
  • Heiliger Petrus, Führung, Ziel. In: Heide Gerstenberger & Ulrich Welke, Hrsg. (1995), S. 8–16.
  • Mit Gebet und ohne Schnaps. Vom Frieden an Bord in Zeiten des Umbruchs. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv 18 (1995), S. 49–56.
  • Ancien Régime und Neue Welt. Elemente gesellschaftlicher und politischer Formation in Nordamerika vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. In: F. Edelmayer, B. Hausberger, M. Weinzierl (Hrsg.): Die Beiden Amerikas. Frankfurt/M. 1996, S. 81–95.
  • ...daß wir gar nichts wissen außerhalb des unmittelbar selbst Erlebten. In: Mittelweg 36, 5. Jg. (1996), S. 49–56.
  • Sozialgeschichte der Technik: Von der Kunst des Navigierens zum wissenschaftlich-technischen System der Astro-Navigation. In: Geschichte und Gesellschaft, 22. Jg. (1996) S. 194–220.
  • Entwarnung in der Armutspolitik?. In: Mittelweg 36, 5. Jg. (1996), Nr. 3, S. 66 ff.
  • Deutscher im verwegensten Sinne des Wortes. In: Mittelweg 36, 5. Jg. (1996), Nr. 5, S. 36 ff.
  • The concept of "total institution" in the analysis of seafaring. International Journal of Maritime History, 8. Jg., H 1, 1996, S. 173–182.
  • Vom Wind zum Dampf. Sozialgeschichte der deutschen Handelsschiffahrt im Zeitalter der Modernisierung. Münster 1996.
  • Edition von: Bremer Freiheiten. Zur Geschichte und Gegenwart des Stadtstaates Bremen. Bremen 1997.
  • Meine Prinzipien über das Deutschtum und die verschiedenen Nationalitäten sind ins Wackeln gekommen wie die Zähne eines alten Mannes, Victor Klemperer in seinem Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen. In: Hannes Heer (Hrsg.): Im Herzen der Finsternis. Victor Klemperer als Chronist der NS-Zeit. Berlin 1997, S. 10–20.
  • Zur See? Maritime Gewerbe an Nord- und Ostsee. Münster 1999.
  • Ganze Dörfer widmeten sich vorwiegend dem seemännischen Beruf. In: H. Gerstenberger & U. Welke, Hrsg. (1999), S. 107–137.
  • "Disembedding" – und "Re-Embedding"? Oder: Wie aktuell ist Polanyis Analyse "The Great Transformation"?. In: Festschrift für Jörg Huffschmid, Hamburg 2000.
  • daß dieses und jenes aus der neuen Navigation...ganz unnötig sei. In: 200 Jahre Seefahrtsausbildung in Bremen, Hg. Hochschule Bremen, Fachbereich Nautik und internationale Wirtschaft, Bremen 2000 (keine Seitenangaben).
  • Die Schiffsgemeinschaft. In: Jahrbuch 1999 der Deutschen Gesellschaft für Schiffahrts- und Marinegeschichte, 5. Jg., Düsseldorf 2000, S. 73–79.
  • Die subjektlose Gewalt. Theorie der Entstehung bürgerlicher Staatsgewalt. 2., verbesserte Auflage, Münster: Westfälisches Dampfboot 2006 (zuerst 1990)
  • Markt und Gewalt. Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot 2017, ISBN 978-3-89691-125-4.[5] (2. korrigierte Auflage 2018).
  • gemeinsam mit Claudia von Braunmühl, Ralf Ptak, Christa Wichterich (Hrsg.): ABC der globalen (Un)Ordnung. Von »Anthropozän« bis »Zivilgesellschaft«, Hamburg: VSA-Verlag 2019, ISBN 978-3-96488-003-1.
  • gemeinsam mit Ulrich Welke: Auf den Wogen von Meeren und Mächten. Münster: Westfälisches Dampfboot 2022, ISBN 978-3-89691-071-4.

Übersetzungen

  • Der Staat in Frankreich von 1789 bis in die Gegenwart. Zus. mit Hedwig Linden, Übersetzung (aus dem Franz.) von L’ état en France de 1789 à nos jours von Pierre Rosanvallon, Münster 2000, ISBN 3-89691-411-1.

Quellen