Heinz von Boettinger

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Grab von Heinz von Böttinger auf dem Lutherischen Friedhof Hochstraße (Wuppertal)

Heinz Böttinger, ab 1907 durch die Nobilitierung seines Vaters Heinz von Böttinger, (* 13. Juli 1882 als Henry Karl Joseph Böttinger in Würzburg; † 24. August 1968 in Lugano, Schweiz) war ein deutscher Diplomat und Bankier.

Leben

Heinz Böttinger wurde als zweiter Sohn von Henry Theodore Böttinger (1848–1920) und dessen Ehefrau Adele, geborene Bayer (1856–1925), in Würzburg geboren. Kurz danach übersiedelte die Familie nach Wuppertal. Er besuchte das Gymnasium in Elberfeld und legte dort Mitte Februar 1901 das Abitur ab. Darauf schloss sich ein Studium der Nationalökonomie, Rechtswissenschaften und Chemie an den Universitäten München und Berlin an, das er 1907 beendete. Das Referendarexamen legte von Böttinger Ende März 1907 ab und promovierte im Mai des gleichen Jahres zum Dr. jur. Anschließend war er im preußischen Justizdienst. Von Oktober 1907 bis Ende 1909 absolvierte er seinen Militärdienst. Ab Februar 1910 wechselte er vom Justizdienst in den Bankenbereich und wurde Volontär beim 1909 durch Eduard von der Heydt gegründeten Bankhaus E. von der Heydt & Co. in London. Heydt war ein Freund der Familie. Im Jahr 1910 trat sein Bruder Waldemar erst als Prokurist und später als Partner in das Bankhaus ein.

Bereits Mitte Dezember 1910 erfolgte die Einberufung Heinz von Böttingers in den Auswärtigen Dienst und im Februar 1911 führte ihn sein erster Auslandseinsatz als Attaché an die deutsche Gesandtschaft in Buenos Aires. Von hier wechselte er im Sommer des gleichen Jahres an das deutsche Generalkonsulat nach New York, wo er Mitte Januar 1912 seinen Dienst antrat. Bereits im Oktober trat er seinen Dienst an der deutschen Botschaft in London an. Von hier wurde er dann zum 17. Dezember 1912 zur kommissarischen Beschäftigung ans Auswärtige Amt nach Berlin in der Abteilung IA (Politik) geholt.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er für die Militärdienst mobilisiert und erhielt die Zuweisung zu einem Regiment in Düsseldorf. Durch den Einfluss seines Vaters erhielt er aber Ende August 1914 einen Einsatz im Stellvertretenden Generalstab in Berlin und nicht an der Front.[1] Von hier wurde er im November 1914 zum Stab des Chefs des Generalstabs des Feldheeres kommandiert. In der Armee erreichte er den Dienstgrad eines Rittmeisters. Ende 1914 wurde er zum Legationssekretär ernannt. Ende April 1916 erfolgte seine Kommandierung als Nachrichtenoffizier zum Militärbevollmächtigten nach Konstantinopel.[2] Ab Mitte Juni 1918 begleitete er eine deutsche Delegation unter der Leitung von Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg in den Kaukasus. Nach der Ankunft in Tiflis verblieb er dort bis Oktober 1918.

Anfang 1919 wechselte er in das Auswärtigen Amt in die Politische Abteilung der Geschäftsstelle für die Friedensverhandlungen. Zum Jahresende wurde er kurzzeitig in die Außenhandelsstelle versetzt, bevor er ab Januar 1920 der Ländergruppe VIII (Österreich) zugeordnet wurde. Später folgte seine Tätigkeit in der Abteilung IV (Osteuropa), Referat Polen. Mitte Dezember 1922 wurde er aus dem Reichsdienst entlassen.[3]

Bereits Anfang Dezember 1922 war Heinz von Böttinger persönlich haftender Gesellschafter des privaten Bankhauses F. W. Krause & Co. in Berlin geworden,[4] welches unter seiner Führung im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1930 bankrottging. In den Folgejahren wurde er zusätzlich Aufsichtsratsmitglied des Bankhauses E. von der Heydt & Co. in Berlin und der Centralbank der Deutschen Industrie.

Heinz von Boettinger war u. a. Mitglied des Deutschen Herrenclubs und seit 1923 Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Im Aufnahmejahr verschenke er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Waldemar ein Grundstück, welches das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung um 10.530 m² erweiterte.[5] Anfang Januar 1931 trat er aufgrund der finanziellen Krise aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft aus.

Er erbte 1920 gemeinsam mit seinem Bruder Waldemar das Herrenhaus Arensdorf. Heinz von Böttinger heiratete 1935, erst weit nach dem Tod seines Vaters, die der Ansicht seines Vaters nach nicht standesgemäße Josefine Körfer (1889–1980).[6] Diese Beziehung hatte ihn früher fast zur Enterbung geführt. Am 24. August 1968 verstarb Heinz von Böttinger in Lugano.

Literatur

  • Joseph von Schmaedel: Der Adept. Ein Festspiel zur Vermählung des Herrn Dr. Friedrich Carl Duisberg mit Fräulein Johanna Seebohm am 29. September 1888 auf Schloß Aprath. Aufgeführt von Betty Bölling, Henry T. Böttinger, Friedel [eigentlich der Bruder Friedrich Heinrich] Böttinger und Heinz Böttinger. Selbstverlag 1888.
  • Robert Volz: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 1, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930/31 München: Saur, o. J. ISBN 3-598-30664-4, S. 192.
  • Maria Keipert: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, Paderborn 2000, Band 1, S. 206f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Brief von Theodor von Böttinger an Felix Klein vom 30. August 1914 (archiviert im UBG Cod. Ms. F. Klein)
  2. Oliver Stein: Nachrichtendienstoffizier im Osmanischen Reich: Ernst Adolf Muellers Kriegseinsatz und Gefangenschaft im Vorderen Orient 1915–1919. Ergon Verlag, 2018, ISBN 978-3-95650-437-2, S. 92 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2020]).
  3. Maria Keipert: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 1, Schöningh, Paderborn, 2000, S. 206.
  4. Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, 1929, S. 730.
  5. Wolfgang Biedermann: Struktur der Finanzierung von Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1924–1944): Studien zu den Finanzquellen und zum Verhältnis von Sach- und Personalausgaben in Kaiser-Wilhelm-Instituten. epubli, 2011, ISBN 978-3-8442-0575-6, S. 148 (google.de [abgerufen am 3. Juli 2020]).
  6. Genealogisches Handbuch des Adels. C.A. Starke, 1984, S. 59 (google.de [abgerufen am 4. Juli 2020]).