Herbert Spiro

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Herbert Spiro (1970er Jahre)

Herbert John Spiro (geboren 7. September 1924 in Hamburg; gestorben 6. April 2010 in San Antonio, Texas) war ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler, Diplomat und Politiker.

Leben

Herbert Spiro war ein Sohn des Wirtschaftsprüfers Albert John Spiro und von Marianne Stiefel. Er war mit der 1938 in New York geborenen Elisabeth Anna Petersen verheiratet, der Rechtswissenschaftler Peter J. Spiro ist einer der zwei Söhne.

Spiro besuchte in Hamburg das Wilhelm-Gymnasium. Seine Familie floh 1938 in die USA und lebte in Texas. Spiro wurde aufgrund der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.[1]

Er schloss die Schule am San Antonio Junior College ab und war von 1943 bis 1945 Soldat im Zweiten Weltkrieg. Nach der deutschen Kapitulation war er bis 1946 in der Besatzungsverwaltung der Amerikanischen Zone in Österreich tätig, er wurde mit der Bronze Star Medal und dem Purple Heart ausgezeichnet. Spiro studierte ab 1947 an der Harvard University und wurde dort 1953 promoviert. Er hatte verschiedene Forschungsaufenthalte und Stipendien mit dem seinerzeit neuen Forschungsschwerpunkt Afrika. Er wurde in Harvard 1957 Assistant Professor, war danach von 1962 bis 1964 als Associate Professor am Amherst College tätig und danach an der University of Pennsylvania. Spiro erhielt vielfältige Aufträge in Politikberatung für verschiedene Staaten. Von 1970 bis 1975 arbeitete er im Planungsstab des Außenministeriums. Er war in der Präsidentschaft des Republikaners Gerald Ford von 1975 bis 1977 gleichzeitig Botschafter der Vereinigten Staaten in Kamerun und Äquatorialguinea. In Äquatorialguinea wurde er zur persona non grata erklärt. Seine Nachfolge als Botschafterin in Kamerun trat Mabel Murphy Smythe an.

Ab 1980 bis 1989 war Spiro Gastprofessor am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin.

Spiro ist Autor von elf Büchern und einer Vielzahl von Zeitschriftenaufsätzen, er schrieb Beiträge für die Encyclopaedia Britannica.

Spiro bewarb sich als Parteimitglied der Republikaner 1992 und 1994 in Texas um ein Abgeordnetenmandat im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten und 1993 um einen Sitz im Senat, allerdings ohne Erfolg.

Er wurde auf dem Fort Sam Houston National Cemetery beerdigt.

Schriften (Auswahl)

  • The Marxian criticism of democracy. Bachelor-Arbeit. Harvard University, 1949
  • A theory of responsibility in government. Dissertation. Harvard University, 1953
  • The politics of German codetermination. Harvard University Press, 1958
  • Government by constitution: the political systems of democracy. New York: Random House, 1959
  • Politics in Africa: Prospects south of the Sahara. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice-Hall, 1962
  • Comparative analysis of worker participation in decision-making. International Political Science Association, 1966
  • Africa: the primacy of politics. New York: Random House, 1967
  • (Hrsg.): Patterns of African development: five comparisons. Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice-Hall, 1967
  • Responsibility in government: theory and practice. New York: Van Nostrand Reinhold, 1969
  • The dialectic of representation, 1619 to 1969. Virginia: Jamestown Foundation, 1969
  • Politics as the master science: from Plato to Mao. New York: Harper & Row, 1970

Literatur

  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 716f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Rechtswissenschaftler Peter J. Spiro und dessen Kinder erhielten 2013 erst nach Auseinandersetzungen mit der deutschen Bürokratie die deutsche Staatsbürgerschaft. Peter J. Spiro: At Home in Two Countries: The Past and Future of Dual Citizenship. New York University Press, 2016 ISBN 9780814785829