Hertha Richter-Appelt
Hertha Richter-Appelt (* 1949 in Graz) ist eine Psychologin, Psychoanalytikerin und Sexualforscherin. Bis 2014 war sie stellvertretende Direktorin des Instituts für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Von 2000 bis 2003 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung und war ab 2008 für einige Jahre Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie.[1]
Werdegang und berufliches Schaffen
Richter-Appelt studierte von 1967 bis 1973 Psychologie und Statistik an der Universität Wien und wurde dort 1973 promoviert.[1] Anschließend war sie bis 1975 Stipendiatin und wissenschaftliche Mitarbeiterin für quantitative Methodik am Psychologischen Institut der Universität Bern, von 1975 bis 1976 bildete sie sich am Middlesex Hospital in Verhaltenstherapie weiter.[1] Anschließend ging sie von 1976 bis 1978 als wissenschaftliche Angestellte für klinische Psychologie an die Universität Konstanz, bevor sie 1979 an das Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie nach Hamburg kam.[1]
Dort arbeitete sie von 1981 bis 1987 im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 115 (Psychosomatische Medizin, Klinische Psychologie und Psychotherapie) zur „Psychoendokrinologie weiblicher Sexualität“, habilitierte 1989 in klinischer Psychologie und erhielt damit die Venia legendi.[1] In den 1990er Jahren forschte Richter-Appelt zu Sexualität des Kindes und sexuellem Missbrauch in der Kindheit.[1] 1991 schloss Richter-Appelt ihre psychoanalytische Weiterbildung bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) ab, wurde 1997 zur außerplanmäßigen Professorin am Fachbereich Medizin der Universität Hamburg ernannt und erhielt 1999 ihre Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin. In den 2000er Jahren lag der Schwerpunkt ihrer Forschung auf Intersexualität, Geschlechtsidentität und Geschlechterrollen.[1] Beispielsweise lief zwischen 2008 und 2012 Ihr Forschungsprojekt Androgene und Weiblichkeit, gefördert durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung.
Mehr als zehn Jahre lang war Richter-Appelt von 1997 bis 2009 am Fachbereich Medizin der Universität Hamburg stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und erhielt während dieser Zeit und in dieser Funktion den Frauenförderpreis der Universität. 2009 wurde sie Gleichstellungsbeauftragte und blieb in dieser Funktion, bis sie 2015 in den Ruhestand ging.[2] In der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) übernahm sie mehrfach Verantwortung. Von 1997 bis zum Jahr 2000 war sie dort Geschäftsführerin, danach bis 2003 erste Vorsitzende und ist seit 2005 Vorstandsmitglied. Für die Region Hamburg ist Richter-Appelt Vorsitzende des Fort- und Weiterbildungsausschusses der DGfS. Darüber hinaus ist sie Vorsitzende des Ethikausschusses der Psychotherapeutenkammer Hamburg.
Privates
Urgroßvater: Heinrich Prade, Vater: Heinrich Appelt, Schwester: Erna Appelt. Hertha Richter-Appelt ist verheiratet mit Rainer Richter, mit dem sie zwei Kinder hat.
Mitgliedschaften
- Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (Fachgruppe Klinische Psychologie)
- Mitglied im Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin
- Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Gynäkologie
- Mitglied in der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV)
- Mitglied der International Academy for Sex Research
- Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS)
- Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesärztekammer und der Psychotherapeutenkammer
- Mitglied des Ausschusses für Fort- und Weiterbildung der Psychotherapeutenkammer Hamburg
Auszeichnungen
Publikationen
- Hertha Richter-Appelt (Hrsg.): Verführung – Trauma – Mißbrauch 1896–1996 (= Beiträge zur Sexualforschung – Sonderband). Psychosozial-Verlag, Gießen 2002, ISBN 3-89806-192-2.
- Hertha Richter-Appelt, Andreas Hill (Hrsg.): Geschlecht zwischen Spiel und Zwang (= Beiträge zur Sexualforschung. Band 81). Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, ISBN 3-89806-362-3.
- Hertha Richter-Appelt, Timo O. Nieder (Hrsg.): Transgender-Gesundheitsversorgung. Eine kommentierte Herausgabe der Standards of care der World Professional Association for Transgender Health (= Beiträge zur Sexualforschung. Band 98). Dt. Erstausg. Auflage. Psychosozial-Verlag, Gießen 2014, ISBN 978-3-8379-2424-4 (englisch: Standards of care for the health of transsexual, transgender, and gendernonconforming people. Übersetzt von Hertha Richter-Appelt, Timo O. Nieder, Mit einem Geleitwort von Peer Briken).
Literatur
- Katinka Schweizer, Franziska Brunner, Susanne Cerwenka, Timo O. Nieder, Peer Briken (Hrsg.): Sexualität und Geschlecht. Psychosoziale, kultur- und sexualwissenschaftliche Perspektiven. Eine Festschrift für Hertha Richter-Appelt (= Beiträge zur Sexualforschung. Band 99). Psychosozial-Verlag, Gießen 2014, ISBN 978-3-8379-2444-2.
Weblinks
- Bundesärztekammer (Hrsg.): Prof. Dr. phil. Hertha Richter-Appelt, CV
- Heide Oestreich: "Viele erleben die Pubertät als Qual" (Interview in der tageszeitung, 2012)
- Hertha Richter-Appelt im Interview beim Deutschen Ethikrat: Zur Situation von Menschen mit Intersexualität in Deutschland. (Interview auf Vimeo, Dauer 03:31 Minuten)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Lebenslauf Prof. Dr. phil. Hertha Richter-Appelt. (PDF; 23 KB) Bundesärztekammer, Februar 2014, abgerufen am 17. August 2020.
- ↑ Dagmar Filter, Jana Reich (Hrsg.): Respekt! Frauen verändern Wissenschaft an der Universität Hamburg. 3. Auflage. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-7448-1087-6, S. 137 (google.de [abgerufen am 17. August 2020]).
- ↑ Frauenförderpreis 2011 verliehen. In: UHH Newsletter Nr. 28. Universität Hamburg, Juli 2011, abgerufen am 17. August 2020.
Personendaten | |
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NAME | Richter-Appelt, Hertha |
KURZBESCHREIBUNG | Psychologin und Sexualforscherin |
GEBURTSDATUM | 1949 |
GEBURTSORT | Graz |