Hieronymus (Kirchenvater)

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Sophronius Eusebius Hieronymus (geboren 347 in Stridon, Dalmatia; gestorben am 30. September 420[1] in Bethlehem, Syria Palaestina) war ein Gelehrter und Theologe der alten Kirche. Er war Kirchenlehrer und wird in verschiedenen christlichen Konfessionen als Heiliger und als Kirchenvater verehrt. Er gehört in der katholischen Kirche mit Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo und Gregor dem Großen zu den vier sogenannten großen Kirchenvätern der Spätantike. Sein Gedenktag am 30. September wird in den orthodoxen Kirchen, der römisch-katholischen und der armenischen Kirche begangen. Auch der Evangelische Namenkalender führt ihn am 30. September auf.

Leben

Seine wohlhabenden christlichen Eltern schickten Hieronymus in jungen Jahren nach Rom zu dem berühmten Grammatiker Aelius Donatus, damit er Grammatik, Rhetorik und Philosophie studiere.[2] Unter den Mitstudenten war der Christ Pammachius, dem Hieronymus lebenslang verbunden blieb. Während dieser Zeit ließ sich Hieronymus taufen. Nach Aufenthalten in Trier und Aquileja reiste Hieronymus um 373 auf dem Landweg in den Osten des Imperiums und lebte eine Zeitlang als Eremit in Syrien. Er lernte dann in Antiochia am Orontes nicht nur Griechisch, sondern auch Hebräisch, womit Hieronymus unter den Gelehrten seiner Zeit eine Ausnahme darstellt.

Um 379 wurde er in Antiochia zum Priester geweiht. Anschließend studierte er in Konstantinopel unter dem Kirchenlehrer Gregor von Nazianz. Von 382 bis 384 hielt er sich erneut in Rom auf und entwickelte gute Kontakte zum dortigen Bischof Damasus I. Er betätigte sich als Seelsorger einiger vornehmer römischer Frauen, unter anderem Marcella, Lea, Fabiola, Paula und deren Töchtern, der Jungfrau Eustochium und der jungen Witwe Blaesilla, von denen die meisten später heiliggesprochen wurden.

Hieronymus war ein radikaler Asket.[3] Als sich die junge Witwe Blaesilla unter seiner Aufsicht zu Tode hungerte,[4] sah sich Hieronymus öffentlicher Kritik ausgesetzt.[5] Im Jahr 385 floh er auf einem Schiff in Begleitung von Paula und Eustochium aus Ostia, um gemeinsam mit ihnen zu den biblischen Stätten Palästinas zu pilgern. 386 ließen sie sich in Bethlehem nieder und gründeten aus Paulas Vermögen ein Männerkloster, drei Stifte für Jungfrauen und Witwen und ein Pilgerhospiz; hier starb Hieronymus im Jahr 420.

Hieronymus war ein literarisch sehr gebildeter Mann, der auch pagane Werke las und benutzte. Das brachte ihn aber auch in Gewissenskonflikte. In seinem Brief 22.30 (an Eustochium) beschreibt er eine Vision, in der der himmlische Richter ihm vorwirft, eher Anhänger Ciceros als Christ zu sein, und ihn auspeitschen lässt, worauf er Besserung gelobt.[6] Diese Schilderung wurde in Schriften und bildender Kunst vielfach rezipiert und ist exemplarisch[7] für das Spannungsfeld zwischen heidnischer Antike und mittelalterlicher Frömmigkeit im Zeitalter des Humanismus, in dem das Studium der Antike große Bedeutung bekam.

Hieronymus galt als ein sehr temperamentvoller Mann, der seine Theologie und Auslegung äußerst ernst nahm. Einen Meinungsunterschied interpretierte er mitunter als persönliche Beleidigung und reagierte darauf oft mit Polemik. Er pflegte zu sagen: Parce mihi, Domine, quia Dalmata sum (Sei mir gnädig, Herr, weil ich Dalmater bin).

Werke

Die lateinische Übersetzung des Alten Testaments

Hieronymus ist der Verfasser der Vulgata, der lange Zeit maßgeblichen Bibelübersetzung der katholischen Kirche. Er übersetzte in ein Latein, das er behutsam dem Sprechlatein seiner Zeit annäherte. Für das Neue Testament überarbeitete er die ältere Übersetzung Vetus Latina (früher auch Itala genannt).

Hieronymus beherrschte klassisches und zeitgenössisches Latein sowie Griechisch und berief sich in seinen Schriften auch auf jüdische Gelehrte, die ihm Hebräisch beigebracht hätten. Während bis vor einiger Zeit seine Hebräischkenntnisse als sehr bescheiden eingeschätzt wurden,[8] gesteht ihm die modernere Forschung nun wieder eine höhere Sprachkompetenz zu.[9]

Ab 385 übersetzte Hieronymus in Bethlehem viele Bücher des Alten Testamentes nach der Septuaginta, also aus dem Altgriechischen, nämlich das Buch der Psalmen, das Buch Ijob, die Sprichwörter, das Hohelied, das Buch Kohelet und das (erste und zweite) Buch der Chronik. Ab 393 veröffentlichte Hieronymus eine Übersetzung des gesamten Alten Testamentes, laut eigenen Angaben „nach dem Hebräischen“; aufgrund neuerer Forschungen wird aber auch angenommen, dass auch diese Übersetzung nach der Septuaginta angefertigt wurde, möglicherweise aber einer, die auch die Lesarten anderer griechischer Übersetzungen enthielt.[10]

Kommentare

Hieronymus ist der einzige lateinische Kirchenvater, der alle Prophetenbücher kommentiert hat. Sein Kommentar In Danielem[11] zum Buch Daniel nimmt eine zentrale Stellung in der Geschichte der abendländischen Danielkommentare ein.

Weitere Werke

Hieronymus war ein überaus produktiver Autor. Er schrieb auch eine Landeskunde Palästinas, weitere Übersetzungen und Schriften über theologische Kontroversen sowie zur Bibelauslegung. Deshalb gilt Hieronymus als der Schutzpatron der Übersetzer – nach ihm ist heute auch der Internationale Übersetzertag benannt. Zudem verfasste er auch zahlreiche Briefe, die eine wichtige Quelle für die damaligen Ereignisse darstellen, einen kirchlichen Schriftstellerkatalog (De viris illustribus), das zugleich sein historisches Hauptwerk mit 135 Biographien darstellt, sowie Viten der Einsiedler Hilarion von Gaza, Paulus von Theben und Malchus von Syrien, die er selber besuchte.

Hieronymus übersetzte und überarbeitete die Chronik des Eusebius von Caesarea und setzte diese bis 378 fort; als Quellen dienten ihm dabei unter anderem Sueton und die sogenannte Enmannsche Kaisergeschichte.[12] Damit stand der lateinischen Christenheit erstmals eine Darstellung der Geschichte „von Abraham“ bis in die Gegenwart zur Verfügung.[13] Nach den Angaben im Vorwort zur Chronik plante er auch ein umfassenderes Geschichtswerk über die Zeit der Kaiser Gratian und Theodosius I., das er aber wie andere geplante Werke nicht mehr verfasste.

Titelkirche des heiligen Hieronymus

San Girolamo dei Croati existiert bereits seit dem 15. Jahrhundert und wurde von Papst Pius V. zur Titelkirche erhoben. Seitdem waren viele Kardinäle kroatischer Herkunft oder mit kroatischen Verwandtschaftsbeziehungen Kardinalpriester oder -diakone von San Girolamo. In neuerer Zeit ist es jeweils der Erzbischof von Zagreb (derzeit Kardinal Josip Bozanić).

Ikonographie

In der bildenden Kunst des Spätmittelalters und der Neuzeit ist Hieronymus häufig dargestellt worden, meist als Gelehrter in seiner Studierstube, als Eremit in der Einöde, als Kardinal oder in Gesellschaft der Kirchenväter Ambrosius, Augustinus und Gregor. Ein Attribut des Heiligen ist der Löwe, denn der Überlieferung zufolge soll Hieronymus einem Löwen einen Dorn aus der Pranke gezogen haben, der darauf zahm und sein treu ergebener Gefährte wurde. Weitere Attribute sind die Bibel und weitere Bücher als Hinweis auf seine Übersetzertätigkeit, der scharlachrote Kardinalshut – obwohl Hieronymus kein Kardinal nach späteren kirchenrechtlichen Bestimmungen war, sondern nur Sekretär des Papstes Damasus –, ein Kruzifix, der Totenschädel oder ein Stein, mit dem sich der Eremit an die Brust schlägt. Gelegentlich, beispielsweise bei Albrecht Dürers Hieronymus im Gehäus, findet sich auch ein Kürbis, häufig verbunden mit einer Efeuranke, der auf einen Übersetzerstreit mit Augustinus von Hippo verweist, welche Pflanze in Jona 4,6-10 EU gemeint ist.[14]

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Albrecht Dürer: Hieronymus im Gehäus, 1514

Der Typus des heiligen Hieronymus als Einsiedler fand in der Kunstgeschichte seinen Platz als Hieronymus im Gehäuse u. a. in Gemälden bei

Ausgaben

Die Werke des Hieronymus sind unter anderem im Rahmen der Patrologia Latina, des Corpus Christianorum (Series Latina) sowie des Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum ediert. Zu Details siehe den Überblick bei Rebenich.[15] Auswahlübersetzungen sind in der Reihe Bibliothek der Kirchenväter erschienen.

Literatur

Weblinks

Commons: Hieronymus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Primärtexte

Wikisource: Sophronius Eusebius Hieronymus – Quellen und Volltexte (Latein)
Informationen über Hieronymus

Anmerkungen

  1. So die Chronik von Prosper, Uta Heil: Hieronymus. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff. nennt dagegen als Zeitpunkt des Todes 419/420 ohne Datumsangabe.
  2. Hieronymus – Ökumenisches Heiligenlexikon. Website des Ökumenischen Heiligenlexikons. Abgerufen am 14. Juli 2014.
  3. Georg Grützmacher, Hieronymus: Eine biographische Studie zur alten Kirchengeschichte, Band 2, Berlin 1906, S. 181.
  4. Hieronymus, Epist. 2d.39, An Paula: zu Blesillas Tod, Bibliothek der Kirchenväter, abgerufen am 17. März 2017.
  5. Hieronymus, Epist. 3a.45, An Asella, Bibliothek der Kirchenväter, abgerufen am 17. März 2017.
  6. Hieronymous Epist. 22.30. Website der Bibliothek der Kirchenväter. Abgerufen am 29. Februar 2016.
  7. Ausführlich in Berndt Hamm: Religiosität im späten Mittelalter. 2011, S. 186 ff.
  8. Pierre Nautin: Artikel Hieronymus, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 15 (1986), S. 304–315, hier S. 309, z. B. Z. 37: „Allerdings läßt es sich beweisen, daß er diese Sprache“ „praktisch kaum kannte“.
  9. A. Fürst, Aktuelle Tendenzen der Hieronymus-Forschung, in: Adamantius 13 (2007), S. 144–151
  10. Pierre Nautin: Artikel Hieronymus, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 15 (1986), S. 304–315, hier S. 310.
  11. [1]
  12. Richard W. Burgess: Jerome and the Kaisergeschichte. In: Historia 44 (1995), S. 349–369; problematischer und spekulativer ist Burgess’ These einer bis 378 reichenden Redaktion der Kaisergeschichte, siehe: Richard W. Burgess: A Common Source for Jerome, Eutropius, Festus, Ammianus, and the Epitome de Caesaribus between 358 and 378, along with Further Thoughts on the Date and Nature of the Kaisergeschichte. In: Classical Philology 100 (2005), S. 166–192.
  13. Stefan Rebenich: Jerome, The Early Fathers of the Church. London u. a. 2002, S. 27.
  14. Andreas Mertin: Lesendes Eingedenken. Notizen zum Hieronymus im Gehäuse
  15. Stefan Rebenich: Jerome, The Early Fathers of the Church. London u. a. 2002, S. 68–70.