Hydrowoodwardit

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Hydrowoodwardit
Hydrowoodwardite - St Briccius Mine, Königswalde, Annaberg, Saxony, Germany.jpg
Teil vom Holotyp-Exemplar eines Hydrowoodwardits aus der Grube St. Briccius, Königswalde bei Annaberg, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland
(Bildbreite: 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1996-038

Chemische Formel [Cu1-xAlx(OH)2][(SO4)x/2(H2O)n] (bei x < 0,67)[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
7.DD.35 (8. Auflage: VI/D.08)
31.02.02.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-pyramidal; 3m
Raumgruppe R3m (Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166[1]
Gitterparameter a = 3,07 Å; c = 31,9 Å[1]
Formeleinheiten Z = 3[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) Bitte ergänzen!
Spaltbarkeit keine
Farbe blassblau bis blau
Strichfarbe bläulichweiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,549
nε = 1,565[2]
Doppelbrechung δ = 0,016[2]
Optischer Charakter einachsig positiv

Hydrowoodwardit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung [Cu1-xAlx(OH)2][(SO4)x/2(H2O)n] (bei x < 0,67)[1] oder etwas vereinfacht ~ [(Cu,Al)9(OH)18][(SO4)2·nH2O][3] und entwickelt überwiegend blass blaue bis blaue, traubige oder stalaktitische, poröse Mineral-Aggregate und krustige Überzüge, wobei diese Krusten quadratmetergroße Ausdehnungen erreichen können.

Hydrowoodwardit bildet mit Glaucocerinit eine Mischkristallreihe.

Etymologie und Geschichte

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Hydrowoodwardit-Adern an den Grubenwänden von St. Briccius, Königswalde bei Annaberg
(Bildbreite: ca. 0,5 m)

Hydrowoodwardit wurde aufgrund seiner engen Beziehung zu Woodwardit als "hydratisiertes Woodwardit" (wasserhaltiges Woodwardit) benannt.

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Hydrowoodwardit 1996 durch Thomas Witzke, der seine Ergebnisse und den gewählten Namen bei der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung des Mineralstatus einreichte (Eingangs-Nr.: IMA1996-038). Diese erkannte den Hydrowoodwardit noch im selben Jahr als eigenständig an. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name Hydrowoodwardit 1999 im Wissenschaftsmagazin „Neues Jahrbuch für Mineralogie - Monatshefte“.

Da bei der Analyse Material aus der Grube St. Briccius in der sächsischen Gemeinde Königswalde bei Annaberg verwendet wurde, gilt diese als Typlokalität. Allerdings wurde diese Grube, von einigen Unterbrechungen abgesehen, bereits vom 15. bis zum 19. Jahrhundert bergmännisch zur Gewinnung von Kupfer, Silber und Zinn genutzt. Das Mineral wird also schon in dieser Zeit gesichtet worden sein, wurde jedoch entweder nicht beachtet oder als Kupfervitriol verkannt.[1]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehört der Hydrowoodwardit zur Abteilung der „wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“.

Die seit 2001 gültige 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik unterteilt diese Abteilung präziser nach der Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass sich der Hydrowoodwardit nun in der Unterabteilung der „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; Lagen von kantenverknüpften Oktaedern“ wiederfindet. Hier bildet er zusammen mit Carrboydit, Glaukokerinit, Honessit, Hydrohonessit, Motukoreait, Mountkeithit, Natroglaukokerinit, Nikischerit, Shigait, SO4-Hydrotalcit-8.8Å, SO4-Hydrotalcit-11Å Wermlandit, Woodwardit, Zinkaluminit und Zincowoodwardit die unbenannte Gruppe 7.DD.35.

Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet das Mineral ebenfalls in die Klasse der Sulfate, dort allerdings in die Abteilung der „Hydratisierten Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Formel (A+B2+)6(XO4)Zq • x(H2O)“, wo er mit Woodwardit, Zincowoodwardit bzw. den Polytypen Zincowoodwardit-1T und Zincowoodwardit-3R die unbenannte Gruppe 31.02.02 bildet.

Kristallstruktur

Datei:Hydrowoodwardite crystal structure.jpg
Kristallstruktur von Hydrowoodwardit mit brucitähnlichen Metall2+-Metall3+-Hydroxidschichten und Zwischenschichten mit Sulfat (gelbe Tetraeder) und Wasser

Hydrowoodwardit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 3,07 Å und c = 31,9 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Eigenschaften

An der Luft dehydratisiert Hydrowoodwardit innerhalb weniger Wochen, das heißt, er verliert einen Teil seines Kristallwassers und wandelt sich schließlich in Woodwardit um. Dabei verringert sich der Basisabstand ohne Zwischenstufen von 10,65 Å (Hydrowoodwardit) auf 8,8 Å (Woodwardit), wodurch sich die beiden Minerale röntgenografisch leicht unterscheiden lassen.[1]

Bildung und Fundorte

Datei:Hydrowoodwardite on wood - St Christoph Mine, Bärenhecke, Glashütte, Saxony, Germany.jpg
Hydrowoodwardit auf Grubenholz aus der Grube St. Christoph, Bärenhecke bei Glashütte

Hydrowoodwardit bildet sich in seltenen Fällen in oxidierten Teilen von Metallsulfid-Gruben. Begleitminerale sind unter anderem Woodwardit, Schulenbergit, Namuwit, Brianyoungit, Langit und Linarit.

Weltweit konnte Hydrowoodwardit bisher (Stand: 2010) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden:

  • In Deutschland trat das Mineral neben seiner Typlokalität Grube „St. Briccius“ noch in der Grube „St. Christoph“ bei Bärenhecke (Glashütte), im Schacht „Vater Abraham“ bei Lauta, in der Grube „St. Johannes“ bei Wolkenstein und in der Grube „Gelbe Birke“ bei Beierfeld in Sachsen sowie in der Grube „Wildermann“ bei Müsen in Nordrhein-Westfalen auf.[2]
  • In Bolivien fand sich Hydrowoodwardit in der „Pepitos Mine“ bei Huanuni.[2]
  • Aus Griechenland wurden Funde des Minerals bei der „Hilarion Mine“ auf der großen Halde von Kamariza bei Aghios Konstantinos und in der „Maria Mine“ in der Gemeinde Agia Varvara (Attika) beschrieben.[2]
  • Bereits seit 1976 war das Mineral auch in Caernarfonshire (auch Carnarvonshire, Wales) bekannt, wurde aber von Nickel nur unvollständig beschrieben und nicht benannt.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Hydrowoodwardite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 28. Juni 2017]).

Weblinks

Commons: Hydrowoodwardite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Thomas Witzke: Die Entdeckung von Hydrowoodwardit bei www.strahlen.org
  2. a b c d e Mindat - Hydrowoodwardite (englisch)
  3. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 403.