Institute for Strategic Dialogue

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Das Institute for Strategic Dialogue (ISD), deutsch Institut für strategischen Dialog, ist eine 2006 gegründete unabhängige Denkfabrik zur Konfliktforschung, Extremismus und Terrorismus mit Sitz in London sowie Büros in Washington, D.C., Beirut und Toronto. Die Schwerpunkte liegen sowohl in Recherche und Analyse zu Extremismus wie auch der Konzeption und Durchführung von Präventiv- und Gegenmaßnahmen.

Geschichte

Gründer des im Vereinigten Königreich als Nichtregierungsorganisation registrierten Instituts ist George Weidenfeld, seit 2006 fungiert Sasha Havlicek als Chief Executive Officer.

Mitte der 1990er Jahre gründete Weidenfeld den Club of Three, der führende Vertreter des politischen, kulturellen und öffentlichen Lebens aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland zu informellen Diskussionen über Fragen der Weiterentwicklung Europas zusammenbrachte. Ziel war die Förderung von Zusammenarbeit und Verständigung innerhalb Europas. 2006 begann der Club of Three mit der Einrichtung des Institute for Strategic Dialogue als Dachorganisation über den Club of Three und seine verschiedenen Ableger. Verbunden damit war eine Neuausrichtung auf längerfristige Programme im Bereich der Extremismusbekämpfung, der Bildung sowie der globalen Stellung Europas. Bis zu seinem Tode war Weidenfeld Präsident des Instituts,[1] anschließend übernahm Michael Lewis, dem u. a. die südafrikanische Modehandelskette Foschini gehört, diese Position.

Zum Board of Directors des ISD zählen u. a. Roland Berger, Mathias Döpfner, Karl-Theodor zu Guttenberg, Charles Guthrie, Baron Guthrie of Craigiebank, Helena Kennedy, Baroness Kennedy of The Shaws, Patricia Rawlings, Baroness Rawlings, David Simon, Baron Simon of Highbury und Adair Turner, Baron Turner of Ecchinswell.[2]

Schwerpunkte

Die Arbeitsschwerpunkte des Institutes for Strategic Dialogue sind:[3]

  • In der Extremismusforschung analysiert das ISD online wie offline Content, Auditorium und Netzwerke zu Bedrohungen durch gewalttätigen Extremismus.
  • Befähigung von Graswurzelnetzwerken als unabhängige, basisnahe Netzwerke, damit diese an vorderster Front mit lokalem Know-how und Glaubwürdigkeit zur Risikoreduzierung bei Aktionen von Extremisten wirken können.[4]
  • Kommunikation und Technologie zur Steuerung angemessener Reaktionen auf extremistische Botschaften durch Anwendung von Daten-, Technologie- und Marketingtaktiken.[5]
  • Konzeption von Bildungsprogrammen zur Förderung der Fähigkeit zu kritischem Denken sowie sozialem und emotionalem Lernen und damit Reduzierung der Empfänglichkeit junger Menschen gegenüber Extremismus.[6]
  • Politik und Beratung: 15 Regierungen und 100 Städte weltweit werden vom ISD unterstützt und beraten. Hierzu zählt auch ein Austausch von best practice zwischen politischen Entscheidungsträgern und Praktikern zur Koordinierung von Programmen gegen Extremismus.[7]

Projekte (Auswahl)

Von dem ISD durchgeführte Studien, Forschungsvorhaben und Projekte fanden regelmäßig umfangreiche Rezeption in den Leitmedien:

  • Organisation von Begegnungen chinesischer Journalisten und europäischer Journalisten, darunter Vertreter von für chinesische Verhältnisse kritisch arbeitenden Wochenzeitungen[10]
  • Forschung zum Thema „Counter Narratives“, auf deutsch ungefähr mit „Gegenerzählungen“ übersetzbar. Hiermit strebt das ISD gemeinsam mit Facebook und Google an, Mittel zu finden, dass insbesondere junge Menschen nicht ausschließlich Informationen aus einer Filterblase erhalten und so leicht Opfer von Terroristen, die Nachwuchs über soziale Medien rekrutieren, werden.[11][12][13]
  • In einer Studie gemeinsam mit Aktivisten von #Ichbinhier wurden im Januar 2018 3.000 Meldungen und 18.000 Kommentare auf Facebook analysiert. Dabei stellten die Forscher vom ISD fest, dass lediglich 5 % der Accounts im Januar 2018 für 50 % der Likes bei Hasskommentaren verantwortlich waren, ein harter Kern von 1 % der Accounts sorgte für ein Viertel davon.[14][15]
  • Das Forschungsprojekt „Frauen und Extremismus“ untersuchte, warum Frauen in gewalttätige extremistische Netzwerke radikalisiert werden, um Mittel und Wege zur Verhinderung dieser Prozesse zu finden.[16][17][18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Institute for Strategic Dialogue (Memento vom 16. Dezember 2015 im Webarchiv archive.today)
  2. ISD Board., abgerufen am 21. Februar 2018.
  3. ISD Programmes., abgerufen am 21. Februar 2018.
  4. https://www.counterextremism.org/
  5. http://www.counternarratives.org/
  6. http://extremedialogue.org/educational-resources/
  7. http://strongcitiesnetwork.org
  8. Anne Applebaum, Peter Pomerantsev: Wie der Kreml die deutsche Demokratie destabilisiert. In: Die Welt. 5. Dezember 2017.
  9. Anne Applebaum, Peter Pomerantsev, Melanie Smith, Chloe Colliver: „Make Germany great again“. Kremlin, Alt-Right and International Influences in the 2017 German Elections. In: Institute for Strategic Dialogue, London, Dezember 2017.
  10. Andreas Platthaus: Was sich alles ändern soll. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. November 2011.
  11. Eva Wolfangel: Gezielte (Des)information. In: Die Zeit. 16. Februar 2017.
  12. Informationspaket zum Thema Gegenrede. In: Institute for Strategic Dialogue. Juni 2016.
  13. Melanie Amann, Marcel Rosenbach: Facebook kündigt Initiative für „Gegenrede“ an. In: Der Spiegel. 18. Januar 2016.
  14. Svea Eckert, Patrick Gensing: Lautstarke Minderheit. In: faktenfinder.tagesschau.de. 20. Februar 2018.
  15. Lena Kampf: Wie rechte Internet-Trolle versuchten, die Bundestagswahl zu beeinflussen. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Februar 2018.
  16. Erin Saltmann, Melanie Smith: Till Martyrdom Do Us Part. In: Institute for Strategic Dialogue. Februar 2016.
  17. Elisalex Henckel von Donnersmarck: „Wenn der IS Frauen mit Waffen zeigt, macht uns das Angst“. In: Neue Zürcher Zeitung. 4. Juli 2015.
  18. Katrin Bennhold: Jihad and Girl Power: How ISIS Lured 3 London Girls. In: New York Times. 17. August 2015.
  19. Julia Ebner: Warum Neonazis und Islamisten die heimlichen Gewinner der Kryptowährungen sind. In: Focus. 25. Januar 2018.
  20. The currency of the far-right: why neo-Nazis love bitcoin. In: The Guardian. 24. Januar 2018.