Internationale Bauausstellung

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Eine Internationale Bauausstellung (IBA) ist ein ursprünglich nur in Deutschland eingesetztes Instrument der Stadtplanung und des Städtebaus, um mit neuen Ideen und Projekten im sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich Impulse zu setzen für einen in der jeweiligen Region als erforderlich angesehenen städtebaulichen bzw. landschaftlichen Wandel.

Die IBA Basel 2020 war nach der IBA Parkstad Limburg (s. u.) die erste Internationale Bauausstellung, die das deutsche Format in andere Staaten übertrug und gleichzeitig in drei Ländern (Deutschland, Frankreich, Schweiz) stattfand.

Durch die über Landesgrenzen hinweg gewünschte Beteiligung von Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern sowie Unternehmen soll der internationale Wettbewerb an den Projekten gefördert werden. Oft werden beachtliche Preisgelder durch Kommunalbehörden oder Regierungsstellen ausgelobt.

Nachdem eine IBA bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine eher seltene Veranstaltung war, gab es mit der IBA Emscherpark (1999) nach der IBA Berlin (1987) eine inhaltliche Weiterentwicklung des Formats und dadurch auch größeren Anreiz zur Durchführung. In enger zeitlicher Folge gibt es Internationale Bauausstellungen mit sehr unterschiedlichen Akzentuierungen.

"Internationale Bauausstellungen (IBAs) stehen seit mehr als 100 Jahren für zeitgemäße wie auch visionäre Architektur und zukunftsorientierten Städtebau. Mit ihnen ist Deutschland zu internationaler Anerkennung gelangt. Eine ganz besondere Strahlkraft erreichten beispielsweise die Weißenhofsiedlung der IBA Stuttgart 1927, das Hansaviertel der IBA Berlin 1957 oder die Zeche Zollverein IBA Emscher Park 1999.

Die Internationalen Bauausstellungen wandelten sich über die Zeit von Architektur- zu Baukultur-Ausstellungen, bei denen neben ästhetischen und technologischen zunehmend soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte sowie die Qualität von Prozessen und von Partizipation in den Vordergrund traten. Die Themenstellungen der IBA wurden so immer komplexer, die räumliche Ausdehnung immer weiter."[1]

Austragungsorte

Messehalle von 1913 in Leipzig, heute Volkspalast
  • Die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land (2000–2010) hatte das Leitthema „Landschaft“. In der Lausitz werden im Rahmen der Braunkohlegewinnung und Landschaftssanierung Millionen Kubikmeter Erde bewegt und neue Seen geschaffen. Wo sich einst das Energiezentrum der DDR befand, ist heute die größte Landschaftsbaustelle Europas. Teil dieses Wandlungsprozesses sind Industriebauten, Bergbaugeräte, Werkssiedlungen und großflächige Industrieareale, für die neue Bestimmungen zu finden sind.
  • Mit der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 (2003–2010) versuchte die Landesregierung Sachsen-Anhalts in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bauhaus Dessau und der Landesentwicklungsgesellschaft SALEG, unter dem Leitthema „Neue Perspektiven für Städte im Umbruch“ dauerhaft eine leistungsfähige und günstige Infrastruktur in insgesamt 19 sachsen-anhaltischen Städten zu verwirklichen, deren Probleme häufig hohe Arbeitslosigkeit, Wegzug und Suburbanisierung sind. Die IBA Stadtumbau 2010 beschäftigte sich dabei insbesondere mit dem Phänomen der schrumpfenden Städte.
  • Die IBA Hamburg (2006–2013) thematisierte mit dem „Sprung über die Elbe“ das Zusammenwachsen des nördlichen und südlichen Teils von Hamburg. Der Fokus lag daher auf den Elbinseln mit den Stadtteilen Hamburg-Veddel und Hamburg-Wilhelmsburg sowie dem Harburger Binnenhafen in Hamburg-Harburg. Die IBA-Projekte wurden unter den drei Leitthemen Metrozonen, Stadt im Klimawandel und Kosmopolis realisiert.[4]
  • Mit der IBA Basel 2020 (2010–2021) hatte sich die trinationale Stadtregion Basel auf der Schweizer Seite des Dreiländerecks Deutschland-Frankreich-Schweiz die Aufgabe gestellt, durch grenzüberschreitende Projekte die gemeinsame Entwicklung der Region aktiv zu gestalten.[4]
  • IBA Berlin 2020: insbesondere mit Blick auf Freiflächen und Brachen wie den ehemaligen Flughafen Tempelhof und den damals voraussichtlich 2013 schließenden Flughafen Tegel wurde eine dritte IBA in Berlin geplant.[5][6]
    Ende Mai 2011 lag das vertieft diskutierte und ausgearbeitete Prae-IBA-Konzept vor, als Grundlage für die politische Entscheidung des im Herbst 2011 neu gewählten Senats darüber, ob Berlin tatsächlich eine IBA Berlin 2020 durchführen will.[7]
    Nach Diskussionen, auch über andere Standorte als ursprünglich vorgesehen (Widerstände gegen Tempelhof-Bauten), hat im Juni 2013 der Senat aus Kostengründen die IBA Berlin 2020 abgesagt.[8]
  • Unter dem Motto Wissen schafft Stadt findet von 2012 bis 2022 die IBA Heidelberg statt.[9]
  • 2011 beschloss die Landesregierung von Thüringen, ebenfalls eine Internationale Bauausstellung durchzuführen: Die IBA Thüringen soll in zehn Jahren innovative Antworten auf zentrale Zukunftsfragen in dem deutschen Bundesland entwickeln. Die Leitthemen der IBA Thüringen sind die großen Herausforderungen der Energiewende und des demografischen Wandels sowie sozio-kulturelle und finanzielle Veränderungsprozesse in ihren baulichen und landschaftlichen Auswirkungen. In diesem inhaltlichen Kontext will die IBA Thüringen modellhafte Lösungsansätze entwickeln und Projekte umsetzen, die Maßstäbe für ein zukunftsfähiges Handeln setzen. Meilensteine der IBA Thüringen sollen ihre Präsentationsjahre 2019 und 2023 sein. Am 6. Mai 2014 startete die IBA Thüringen mit ihrem ersten Projektaufruf 'Zukunft StadtLand!' in die Projektarbeit.[10]
  • Unter dem Motto IBA Open hat die niederländische Städteregion Parkstad Limburg im Jahr 2012 eine IBA Parkstad gegründet. Bis 2020 wurde sie die erste IBA, die in den Niederlanden stattfand.[11]
  • Die IBA_Wien 2022[12] wurde 2016 von der Stadt Wien ausgerufen. Mit dem Fokus auf „Neues soziales Wohnen“ werden in ausgewählten Gebieten der Stadterweiterung sowie der Bestandstadt neue Modelle und Herangehensweisen erprobt. Nachhaltige Quartiersentwicklung, Leistbarkeit und neue Wohnformen sind die Themen, die in Zusammenhang mit sozialem Wohnen der Zukunft diskutiert und erprobt werden.[13] Im Herbst 2020 fand die Ausstellung zum Zwischenstand der IBA Wien statt.[14]
  • Die Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27) stellt sich bis 2027 die Frage: Wie wollen wir leben? Fünf Themen und Räume stehen in Stuttgart im Fokus: die produktive Stadt, die Zukunft der Zentren, Orte der Bewegung und Begegnung, der Neckar als Lebensraum und das Erbe der Moderne.[15]

Filmografie

  • Vom Mars zum Seenland, IBA Fürst-Pückler-Land, Dokumentation, Produktion: Wolfgang Albus i. A. des RBB, Erstausstrahlung: 25. August 2010, 45 min.
  • IBA Hamburg Projektfilm 2013, IBA Hamburg, Dokumentation, Produktion: Kooperative Berlin i. A. der IBA Hamburg, online seit: 25. März 2014, 10:22 min.

Literatur (Auswahl)

  • Bärbel Rechenbach: Vom Bergmann zum Seemann – Die Lausitz wandelt sich vom Tagebauland zur Kulturlandschaft. Tiefbau 5/2007, S. 276–284.
  • IBA Hamburg – Entwürfe für die Zukunft der Metropole
Band 1: Metropole: Reflexion, Jovis Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-939633-90-7.
Band 2: Metropole: Ressourcen, Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-91-4.
Band 3: Metropole: Bilden, Jovis Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-070-8.
Band 4: Metropole: Metrozonen, Jovis Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86859-071-5.
Band 5: Metropole: Kosmopolis, Jovis Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86859-075-3.
Band 6: Metropole: Zivilgesellschaft, Jovis Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86859-220-7.
Band 7: Metropole: Stadt neu bauen, Jovis Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86859-221-4.
  • Sally Below, Moritz Henning, Heike Oevermann: Die Berliner Bauausstellungen – Wegweiser in die Zukunft? Regioverlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-929273-72-4.
  • Zur Zukunft Internationaler Bauausstellungen, Netzwerk IBA meets IBA, IBA Hamburg (Hrsg.) Jovis Verlag, 2010, ISBN 978-3-86859-073-9.
  • IBA Berlin 2020 – Dokumentation der Vorarbeiten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (stadtentwicklung.berlin.de)
  • Symposien:
IBA-Symposium Wohnen ökonomisch bauen. (online [PDF]).
IBA-Symposium Schlafende Riesen. (online [PDF]).
IBA-SymposiumLeben mit Weitsicht. (online [PDF]).
  • Werkstattgespräche:
IBA-Werkstattgespräch 15. Mai 2013: Mehr Stadt in der Stadt – ist Urbanität planbar? (online [PDF]).
IBA-Werkstattgespräch 5. März 2013: Eigeninitiative statt Wohnungssuche - Gemeinschaftsmodelle im Wohnungsbau. (online [PDF]).
IBA-Werkstattgespräch 22. Januar 2013: Mut zur Masse - serieller Wohnungsbau als Konzept der Zukunft? (online [PDF]).
IBA-Werkstattgespräch 6. November 2012: Stadt.Quartier.Energie. (online [PDF]).
IBA-Werkstattgespräch 11. September 2012: Verdichten?! Umgang mit städtischem Raum. (online [PDF]).
  • Studien:
IBA-Studie Nr. 1: Besondere Wohnformen. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 2: Quartiersbezogene Energiekonzepte und -bilanzen. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 3: Serieller Wohnungsbau – Standardisierung der Vielfalt. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 4: Urbane Lebenswelten. Strategien zur Entwicklung großer Siedlungen. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 5: Das Leitbild von der "Urbanen Mischung". (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 6: Energetische Perspektive denkmalgeschützter Wohnungsbauten. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 7: Wohnungsbau und öffentliche Förderung. (online [PDF]).
IBA-Studie Nr. 8: Gemeinschaftliche Organisations- und Finanzierungsmodelle im Wohnungsbau. (online [PDF]).

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: IBA 2013 Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien