Pornografie im Internet

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Set einer professionellen französischen Produktionsfirma für Internetpornografie, Bild aus dem Film Free Girls von John B. Root

Pornografie im Internet ist im Internet verbreitete Pornografie. Das Internet ist durch Anonymität, Verfügbarkeit und teilweise kostenlose Angebote zu einem wichtigen Verbreitungsweg von Pornografie geworden. Jugendschutz und strafrechtliche Verfolgung stoßen im Internet auf praktische Probleme. Zu unterscheiden sind dabei reine Textangebote, Bild- und Filmmaterial sowie Computerspiele mit pornografischem Inhalt. Eine spezielle Form ist das Angebot in Form von Cybersex, Untersuchungen dazu gibt es bereits etwa seit dem Jahr 2005.[1] Die Popularisierung und Demokratisierung des Internet in den 1990ern ermöglichte schnellen und einfach Zugriff auf Pornografie. Viele technische Neuerungen wurden von Firmen entwickelt, die pornografische Inhalte im Netz anboten.[2]

Statistik

Vor allem junge Männer konsumieren überdurchschnittlich oft Internetpornografie: Laut einer Studie von 2014 konsumieren 80 Prozent aller 15- bis 25-Jährigen mindestens einmal wöchentlich Pornografie.[3] Im Durchschnitt beginnt der erste Kontakt mit Online-Pornografie mit 14 Jahren, mit sinkender Tendenz: So gaben 14- und 15-jährige Jungen an, dass sie beim Erstkontakt im Durchschnitt 12,7 Jahre alt waren; bei den 16–17-Jährigen lag das Alter bei 14,1 Jahren, bei den 18–20-Jährigen bei 14,9 Jahren.[4] 2008 ergab eine Umfrage, dass 20,6 Prozent aller männlichen Jugendlichen täglich Pornografie konsumieren, bei den gleichaltrigen Mädchen waren es 1,4 Prozent.[5]

Kostenpflichtige Angebote

Zur Abrechnung bei kostenpflichtigen Websites werden Kreditkarten, früher auch Dialer, verwendet. Durch strikte Regulierung in vielen europäischen Ländern (u. a. Schweiz) sowie die inzwischen starke Verbreitung von DSL-Leitungen, welche keine Wählverbindungen mehr verwenden, wurde die Verbreitung von Dialern jedoch praktisch auf Null reduziert.

Neben der Abrechnung über Kreditkarte nimmt die Abrechnung über sogenannte Micropayment-Systeme wie T-Pay, ClickandBuy in den letzten Jahren stark zu. Auch die elektronische Lastschrift findet weite Verbreitung. Häufig sind die Bezahlarten auch in Micropayment-Systeme integriert. Andere Bezahlvarianten wie Guthabenkarten sowie mobile Bezahlungsarten via Handy und Premium-SMS sind im Bereich Internet-Pornografie weniger verbreitet.

Eine weitere Quelle für Pornografie neben Websites sind Sharehoster, das Usenet und Filesharing-Systeme. Zu den gängigen Betrugsverfahren in sozialen Netzwerken gehört das E-Whoring, wo unter Vorspiegelung einer falschen Identität Abonnements bei Pornografie-Portalen verkauft werden.

Kostenlose Angebote

Speziell die etablierte Pornoindustrie büßt wegen der Gratis-Konkurrenz aus dem Internet deutlich an Umsatz ein. Mitte 2007 ließ der deutsche Anbieter Kirchberg Logistik GmbH für 2,7 Millionen Arcor-Kunden den Zugang zu drei ausländischen Seiten wie z. B. YouPorn mit der Begründung sperren, dass die Alterserklärung, sprich die bloße Erklärung, dass man das 18. Lebensjahr vollendet habe, nicht mit dem deutschen Recht vereinbar sei.[6] Die Sperrung wurde nach wenigen Tagen wieder aufgehoben.[7]

Auch der Betrachter der kostenlosen Pornoszenen kann sich für den Pornoseitenbetreiber bezahlt machen. Wenn der Betrachter durch die kostenlosen Seiten und deren Unterseiten blättert, werden jedes Mal Werbeanimationen eingeblendet. Dafür zahlt der Werbetreibende meist an den Pornoseitenbetreiber. Diese Bannerwerbung erfolgt auf „pay per view“ (jede Einblendung und Sichtbarmachung für den Betrachter) und/oder „pay per click“ (Anklicken auf Angebotsanimationen). Werbeanimationen können sich auf alles Mögliche beziehen: Datingseiten, Potenzmittel, Erreichbarkeit von Prostituierten usw. Zudem locken die Betreiber mit Probeabos die Kunden an.

Umfang

Laut einer Analyse der Online-Forscher von SimilarWeb aus dem Jahr 2013 bestehen 12,5 % aller Webseitenaufrufe in Deutschland aus Zugriffen auf pornografische Seiten. Gefolgt von den USA, Brasilien und Indien nimmt Deutschland damit weltweit die Spitzenposition ein.[8]

Rechtslage in Deutschland

Pornographie im Internet ist in Deutschland aufgrund gesetzlicher Bestimmungen gem. § 184 ff. StGB zumindest für den Bereich des Jugendschutzes strafbar (s. Verbreitung pornographischer Inhalte). Insbesondere dann, wenn pornographische Inhalte gem. § 11 III StGB Personen unter 18 Jahren zugänglich gemacht werden. Der § 184d StGB wurde durch das 60. StÄG aufgehoben. Grund dafür ist die Erweiterung des Rechtsbegriffs Inhalt (§ 11 Abs. 3 StGB), sodass die dort geregelten Tatbestände in den anderen Strafvorschriften aufgehen.[9]

Anbieter, die kein Altersnachweissystem (AVS) verwenden, machen sich dabei nach deutschem Recht strafbar. Öffentliche Sammlungen, die harte Pornografie enthalten, sind auch mit AVS strafbar.

Siehe auch

Literatur

  • Doris Allhutter: Dispositive digitaler Pornografie: zur Verflechtung von Ethik, Technologie und EU-Internetpolitik Campus, Frankfurt am Main u. a. 2009. ISBN 978-3-593-38858-8, (zugleich Dissertation an der Universität Wien 2007).
  • Johannes Gernert: Generation Porno. Jugend, Sex, Internet. Fackelträger, Köln 2010. ISBN 978-3-7716-4439-0.[10]
  • Katrien Jacobs, Matteo Pasquinelli (Hrsg.), C’Lick Me: A Netporn Studies Reader, Institute of Network Cultures, Amsterdam 2007 (online), ISBN 978-90-78146-03-2 (englisch).
  • Katrien Jacobs, Netporn: DIY Web Culture and Sexual Politics, Rowman & Littlefield, 2007, ISBN 978-0-7425-5432-0 (englisch).
  • Jonathan James McCreadie Lillie: Cyberporn, Sexuality, and the Net Apparatus. In: Convergence: The International Journal of Research into New Media Technologies. Bd. 10, Nr. 1, S. 43–65 (2004) doi:10.1177/135485650401000104 (englisch)
  • Thomas Schirrmacher: Internetpornografie … was jeder darüber wissen sollte. Hänssler, Holzgerlingen 2008, ISBN 978-3-7751-4838-2.

Einzelnachweise

  1. Lutz van Dijk: Die Geschichte von Liebe und Sex. Campus Verlag, 2007, ISBN 3-593-37913-9, S. 186 ff.
  2. »Sex & Pornografie haben schon immer technische Innovationen gefördert«. 30. April 2014, abgerufen am 26. Februar 2019.
  3. Ingela Lundin Kvalem, Bente Træen, Bo Lewin und Aleksandar Štulhofer (2014): Self-perceived effects of Internet pornography use, genital appearance satisfaction, and sexual self-esteem among young Scandinavian adults. Cyberpsychology: Journal of Psychosocial Research on Cyberspace, 8(4), Article 4.
  4. Porno-Nutzung beginnt immer früher. In: WDR. Abgerufen am 4. November 2019.
  5. J. Pastötter, A. Pryce, N. Drey: Nutzungsfrequenz von Pornografie. Sexstudie 2008. Onlinebefragung der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) in Zusammenarbeit mit der Uni London, Düsseldorf/London 2008.
  6. Konrad Lischka: Vorbild Filmindustrie: Porno-Anbieter kämpfen gegen Web-Konkurrenz Spiegel Online 11. September 2007
  7. Konrad Lischka: Fehlerhafte Zensur-Methode: Arcor stoppt den Porno-Filter Spiegel Online 17. September 2007
  8. Tilman Krause: Internet-Statistik: Warum wir Weltmeister im Porno-Gucken sind. In: DIE WELT. 21. Dezember 2013 (welt.de [abgerufen am 10. Januar 2022]).
  9. 60. StÄG. BGBl. 2020 I Nr. 57 S. 2600. In: Bundesgesetzblatt. Bundesdruckerei, 3. Dezember 2020, abgerufen am 29. April 2021.
  10. Florian Zimmer-Amrhein: Nacktes im Kinderzimmer. Buchbesprechung in: Die ZEIT vom 24. Juni 2010