Islamische Befreiungsfront der Moros

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Emblem der MILF

Die Islamische Befreiungsfront der Moros[1] (MILF, Moro Islamic Liberation Front, auch Moro Islamische Befreiungsfront[2]) ist eine aktive Bewegung auf den südlichen Philippinen. Das von der MILF beanspruchte Gebiet heißt bei ihr Bangsamoro und umfasst mit Mindanao, dem Sulu-Archipel, Palawan, Basilan und Nachbarinseln rund ein Drittel der gesamten Philippinen. Muslime machen etwa 5 % (ca. 5 Millionen) der Gesamtbevölkerung der Philippinen (ca. 100 Millionen) aus.

Die muslimische Agitation auf den süd-philippinischen Inseln ist teils das Resultat früherer islamischer Expansionsgeschichte, teils der spanischen und amerikanischen Kolonialisierung, und vor allem der Spaltung der Generationen. Viele jüngere Muslime wünschten eine moderne islamische Gesellschaft. Die Reformer waren untereinander zerstritten einerseits in moderate, die innerhalb des politischen Systems ohne Gewalt agieren, und andererseits in militante Guerillakämpfer.

Die radikalen Muslime in Bangsamoro sehen sich in einem Dschihad gegen die Regierung in Manila, den sie als eine Fortsetzung ihres Kampfes gegen die Spanier bzw. Christen seit deren Ankunft 1521 verstehen. Kurz vor jener Zeit war allerdings auch der Islam erst zu den südphilippinischen Inseln gelangt. Das grundsätzliche Verständnis der Muslimkämpfer zielt darauf ab, die „alten“ Sultanate von Cebu, Jolo usw., einschließlich der Besitzungen des „alten“ Sultanats Brunei, also die ehedem maximalen Gebiete der islamischen Expansion rund um die Sulusee und die Südphilippinen in einem neu zu schaffenden islamischen Staat zusammenzufassen, mitsamt den Gebieten von Sarawak und Sabah, die malaysisch sind. Solche Hegemonialbestrebungen haben gelegentlich in internationalen Konfliktfällen auch interessierte Kreise in Manila, die sich in Streitfällen auf „alte Ansprüche“ und frühere Verhältnisse als Begründung für Gebietsansprüche usw. beziehen.

Die MILF klagt die Regierung in Manila eines christlichen Siedlungsprogramms an, das die Muslime aus bestimmten Ämtern entferne und sie grundsätzlich benachteilige. Sie wurde auch des Völkermords gegen Moro-Muslime beschuldigt.

Der Widerstand gegen die philippinische Regierung konzentrierte sich zunächst auf die Nationale Befreiungsfront der Moros (MNLF), die Ende der 1960er Jahre infolge des Jabidah-Massakers entstand. Die Gruppe forderte die Errichtung eines unabhängigen islamischen Staates Moro und führte Terroraktionen und Morde aus, um ihren Ideen Nachdruck zu verschaffen. Die Zentralregierung wies diese Forderung zurück und entsandte zur Unterdrückung der Unruhen Truppen nach Moroland. Die MILF wurde 1977 gegründet, als Salamat Hashim sich von der MNLF abspaltete, die einen moderateren Kurs eingeschlagen hatte.

Im Januar 1987 akzeptierte die MNLF das Angebot der Regierung einer Teilautonomie. Die MILF hingegen lehnte ab. Damit wurde die MILF die größte Separatistenorganisation der Philippinen. Ein Vertrag zur Beendigung aller Feindseligkeiten wurde im Juli 1997 unterzeichnet, aber diese Vereinbarung wurde 2000 durch die Regierung Joseph Estrada gebrochen. Die MILF erklärte zunächst den Dschihad, wurde aber zugänglicher, besonders wegen ihrer Verbindungen zu Abu Sajaf und al-Qaida. Ein Waffenstillstandsabkommen mit Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo wurde unterzeichnet. Man schätzt die Zahl der MILF-Anhänger auf 12.000 Mitglieder. Die Gruppe selbst gibt eine Stärke von fast 90.000 „wohlbewaffneter“ Männer wie 1998 an.

Trotz vielversprechender Friedensverhandlungen griffen im Januar 2005 MILF-Kämpfer in Maguindanao Regierungstruppen an, was mindestens 23 Todesopfer forderte. Geführt von Andul Rahman Binago kesselten hundert MILF-Rebellen die Soldaten ein und sollen auch Verwundete getötet haben. Die vereinten Truppen von MILF, Abu Sofia und Abu Sajaf wurden in die Kämpfe verwickelt, als Regierungstruppen die Rebellen mit 105 Haubitzen unter Beschuss nahmen. Tausende Zivilisten in Maguindanao wurden in diesem Zusammenhang aus ihren Häusern vertrieben.

Die MILF bestritt die Verantwortung für den Angriff und suchte, mit Binago in Verbindung zu treten. Ein Sprecher erklärte, dass ein Verwandter von Binago kürzlich von Regierungstruppen getötet worden sei, dies könnte ein Grund für dessen Aktionen sein. Der Vorfall ließ Befürchtungen aufkommen, dass Friedensvermittlungen fruchtlos für Mindanao sein könnten, wenn die MILF die eigenen Kämpfer nicht im Griff habe. Die MILF bestreitet Verbindungen mit der Terroristengruppe Jemaah Islamiyah, obgleich man vermutet, Jemaah Islamiyah habe Ausbildungsmöglichkeiten in von ihr kontrollierten Gebieten zur Verfügung gestellt.

Im Oktober 2012 kündigte Präsident Benigno Aquino III einen Friedensvertrag mit der MILF an.[3] Die Friedensverhandlungen wurden allerdings massiv durch die Nationale Befreiungsfront der Moros gestört, indem diese die Stadt Zamboanga City besetzten.[4] Der Vertrag, der auch die Gründung einer autonomen Region Bangsamoro vorsieht, wurde am 27. März 2014 von Aquino sowie dem Führer der MILF, Murad Ebrahim, unterzeichnet.[5]

Weblinks

Commons: Moro Islamic Liberation Front – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Waffenruhe in Mindanao, taz, 8. August 2001, abgerufen am 20. November 2012
  2. Spiegel: Philippinen schließen Frieden mit Moro Islamischer Befreiungsfront
  3. dpa: Friedensabkommen: Philippinische Regierung schließt Frieden mit Rebellen. In: Zeit Online. 7. Oktober 2012, abgerufen am 9. Oktober 2012.
  4. http://www.taz.de/Kaempfe-auf-den-Philippinen/!123407/
  5. Philippinen: Regierung unterzeichnet Friedenspakt mit Rebellen. Spiegel Online, 27. März, abgerufen am gleichen Tage.