Janet Gaynor

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Janet Gaynor (* 6. Oktober 1906 in Philadelphia, Pennsylvania; † 14. September 1984 in Palm Springs, Kalifornien, eigentlich Laura Augusta Gainor) war eine US-amerikanische Schauspielerin. In den späten 1920er-Jahren und 1930er-Jahren konnte sie vor allem als Darstellerin von jungen Naiven Erfolge verzeichnen und bildete an der Seite von Charles Farrell ein populäres Leinwandpaar. Auf der Oscarverleihung 1929 gewann sie den ersten Oscar als beste Darstellerin.

Leben

Janet Gaynor wurde 1906 als Laura Gainor geboren. Nach Abschluss der High School in San Francisco ging sie nach Hollywood. Ihren Durchbruch nach zahlreichen Auftritten als Statistin in Kurzfilmen für verschiedene Studios schaffte sie 1926 in The Johnstown Flood neben George O’Brien. Im selben Jahr wurde Gaynor, die mittlerweile einen Studiovertrag mit der Fox Film Corporation abgeschlossen hatte, bereits unter die WAMPAS Baby Stars des Jahres gewählt. Den Aufstieg zum Star gelang Gaynor 1927 an der Seite von Charles Farrell in Das Glück in der Mansarde von Frank Borzage. Nach dem durchschlagenden Erfolg baute ihr Studio die beiden Schauspieler unter dem Titel „America's Favourite Lovebirds“ als Leinwandpaar und als Konkurrenz zu den etablierten Paaren John Gilbert und Greta Garbo sowie Ronald Colman und Vilma Bánky auf. 1927 spielte Gaynor in Friedrich Wilhelm Murnaus erstem US-amerikanischen Film Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen. 1929 erhielt Gaynor für ihre Auftritte in Das Glück in der Mansarde und Sonnenaufgang - Lied von zwei Menschen sowie Engel der Straße den ersten Oscar/Beste Hauptdarstellerin überreicht. Mit dem Musical Sunny Side Up schafften Gaynor und Farrell 1929 den Wechsel zum Tonfilm. Zu Beginn der 30er Jahre war Janet Gaynor der größte Star der Fox Film Corporation, noch vor Will Rogers. Die Schauspielerin war häufig als junge Naive in Remakes von Mary-Pickford-Klassikern zu sehen, so in Daddy Long Legs und Tess of the Storm Country. Ausflüge in ernsthafte Rollen wie in The Man Who Came Back wurden vom Publikum nicht akzeptiert. Die Stellung von Janet Gaynor als führender Naiven in Hollywood wurde auch von der bekannten Kolumnistin Elizabeth Yeaman in ihrer Kolumne vom 4. April 1932 festgestellt:

„Janet Gaynor ist ein ungewöhnliches Beispiel für einen Filmstar, der in all den Jahren seiner Karriere nie versucht hat, etwas mehr Weltläufigkeit in sein Image einzubauen. Selbst in den letzten zwei Jahren, als Weltläufigkeit die unabdingbare Voraussetzung für einen Star zu bilden schien. Norma Shearer, Greta Garbo, Joan Crawford, Kay Francis, Ruth Chatterton, Carole Lombard, Constance Bennett und Ann Harding, sie alle haben ihre Ausflüge in die Weltläufigkeit bereits hinter sich gebracht. Nur Janet Gaynor ist das naive, süße, kleine Waisenkind auf der Leinwand geblieben und hat trotzdem eine der größten Anhängerschaft in der Filmindustrie.“[1]

1934 war in vieler Hinsicht Höhe- und Wendepunkt in Janet Gaynors Karriere. Zwar wurde sie in dem Jahr zum zugkräftigsten weiblichen Star an der Kinokasse gewählt, doch mit Shirley Temple war ausgerechnet bei ihrem Heimatstudio der Star unter Vertrag genommen, der von Janet den Titel „America’s Sweetheart“ übernehmen sollte. Nach dem Bankrott des alten Fox-Studios und dem Zusammenschluss zur 20th Century Fox begann der Stern von Janet Gaynor schnell zu sinken. Sie verließ das Studio 1936 und drehte zunächst für MGM die Komödie Kleinstadtmädel mit Robert Taylor. Später im Jahr wurde sie von David O. Selznick für Ein Stern geht auf, dem Remake von What Price Hollywood?, unter Vertrag genommen. Sie bekam für ihre Mitwirkung eine Gage von 100.000 US-Dollar plus eine Gewinnbeteiligung von 10 %. Die Schauspielerin wurde für ihre Rolle erneut für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. Der Erfolg des Films ermöglichte ihr den Abschluss eines Vertrages mit Selznick über zwei Filme für eine Gage von jeweils 137.000 US-Dollar.[2] Unmittelbar nach Beendigung der Dreharbeiten zu Three Loves Has Nancy zog sich die Schauspielerin zur Überraschung aller komplett von der Leinwand zurück. Sie heiratete Gilbert Adrian, den Chefkostümdesigner von MGM, und verzichtete sogar auf die Rolle der Melanie Hamilton in Vom Winde verweht, die Selznick ihr anbot.[3]

Ihre erste Ehe mit Jesse Lydell Pack dauerte von 1929 bis 1933. Die Verbindung mit Adrian hielt bis zu seinem Tod im Jahre 1959 und sie bekamen einen Sohn. 1964 heiratete Gaynor in dritter Ehe den Produzenten Paul Gregory (1920–2015), diese Ehe hielt bis zu ihrem Tod. Sie wurde im Jahre 1982 zusammen mit Gregory und ihrer Schauspielerkollegin Mary Martin bei einem Autounfall schwer verletzt. Zwei Jahre später starb sie im Alter von 77 Jahren an den Spätfolgen des Unfalls. Ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, Höhe 6284 Hollywood Boulevard, erinnert an die Schauspielerin.

Filmografie

Filme mit Charles Farrell sind mit einem Stern* gekennzeichnet

  • 1931: Delicious*
  • 1932: The First Year*
  • 1932: Tess of the Storm Country*
  • 1933: Jahrmarktsrummel (State Fair)
  • 1933: Adorable
  • 1933: Paddy the Next Best Thing
  • 1934: Change of Heart*
  • 1934: Carolina
  • 1934: Servants’ Entrance
  • 1935: One More Spring
  • 1935: The Farmer Takes a Wife
  • 1936: Ladies in Love
  • 1936: Kleinstadtmädel (Small Town Girl)
  • 1937: Ein Stern geht auf (A Star Is Born)
  • 1938: Three Loves Has Nancy
  • 1938: Gauner mit Herz (The Young in Heart)
  • 1957: Bernardine

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Janet Gaynor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Janet Gaynor is rather a unique example of a film star who never adopted sophistication, even during the past two years, when sophistication seemed to be the prerequisite for stardom. Norma Shearer, Greta Garbo, Joan Crawford, Kay Francis, Ruth Chatterton, Carole Lombard, Constance Bennett, and even Ann Harding, have all had their fling at screen sophistication. But Janet Gaynor has remained the naive, sweet, little foundling of the screen and at the same time retained one of the most enormous fan followings in the industry.
  2. Sarah Baker, Lucky Stars - Janet Gaynor & Charles Farrell, S. 202.
  3. Sarah Baker, Lucky Stars - Janet Gaynor & Charles Farrell, S. 213