Johann Gottlieb Tamitius

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Johann Gottlieb Tamitius, auch Johann Gottlob Tamitius[1], Johann Gottlieb Damitius oder Johann Tamitio, (* 9. Februar 1691 in Dresden; † 24. oder 26. März 1769 in Zittau) war ein deutscher Orgelbauer.

Johann Gottlieb Tamitius wurde in Dresden als Sohn des kurfürstlich sächsischer Hoforgelmachers Andreas Tamitius (1633–1700) geboren.

Sein Handwerk erlernte er bei dem Orgelbauer Johann Georg Finke in Saalfeld, ab 1717 war er selbständig tätig. Am 23. November 1728 ehelichte Johann Gottlieb die Christiana Eleonore Cadner aus Zittau. Aus der Ehe ging ein Sohn, Johann Gottlob Tamitius (1738–1819), hervor, welcher ebenfalls Orgelbauer wurde.[2] Vater und Sohn standen in dem Ruf, sehr gute Klavierbauer zu sein.

Tamitius besaß eine Werkstatt in Grottau, in ihr erlernte der Orgelbauer Johann Friedrich Treubluth (* 29. Mai 1739 Weigsdorf (OL); † 28. April 1821 Dresden) von 1754 bis 1760 sein Handwerk.[3] Auch sein Schwager Johann Ernst Hähnel (* 12. Mai 1697; † 12. Januar 1777 Hubertusburg) lernte bei ihm.[4] Leonhard Balthasar Schmahl (* 1729 Heilbronn; † 1779 Zittau), mit welchem er einige Orgelneubauten erstellte, war nicht nur sein Lehrling und Angestellter. Später wurde er der Schwiegersohn von Tamitius und übernahm 1769 dessen Werkstatt, als dieser verstarb.[5]

Werke

Erhaltener Orgelprospekt in der Bergkirche Oybin (1754)

Bekannt waren 54 Tamitius-Orgeln, dazu kamen Reparaturen und Dispositionsänderungen an anderen Orgeln.

  • 1726 Neubau einer Orgel in Wartenberg am Rollberg, Kirche sv. Zikmunda[6]
  • 1727 Neubau einer Orgel in Türchau, der Ort wurde wegen des Braunkohleabbaus abgetragen, ob es sich bei dieser Orgel um die in Reichenau in Sachsen erbaute Orgel handelt oder eine weitere, ist unklar. Die Orgel der Reichenauer Kirche wurde im Jahre 1869 durch Andreas Schuster umdisponiert. Nach 1945 wurde die Orgel aus der Kirche entfernt und ist seither verschollen.[7]
  • 1727 Reparaturen an der Orgel von Ignatius Tauchmann in der Kirche sv. Jakuba Většího in Eisenbrod[6]
  • 1729 Neuzelle, Kirche Zum heiligen Kreuz, nur der mit Intarsien verzierte Prospekt blieb erhalten[8]
  • Kupferberg Alle Heiligen Kirche, heute als St. Peter und Paul Kirche bekannt, Einbau einer Orgel mit 17 Orgelregistern[9]
  • 1731 Neubau einer Orgel in Fünfeichen. Sie wurde 1880 durch eine Orgel von Johann Friedrich II. Gast (* 1815; † 1893) und Sohn, ersetzt.[10]
  • 1735 und 1736 Neubau in der St.-Georgs-Kirche in Georgswalde[6]
  • 1738 wurde die alte Orgel der St. Johannis-Kirche in Zittau von Tamitius abgetragen und an die Gemeinde Ebersbach verkauft. Von dieser Dressel-Orgel aus dem Jahr 1685 ist der Prospekt noch erhalten und trägt seit 1994 eine Eule-Orgel mit zwei Manualen und 39 Registern.[11] Gottfried Silbermann baute 1741 in Zittau eine neue Orgel ein, die Abnahme und Pflege der Orgel übernahm Tamitius. Im Jahre 1757 wurden die Kirche und ihre Orgel während der Belagerung Zittaus zerstört.[12]
  • 1744 Neubau in Lossow bei Frankfurt (Oder), mit der Kirche 1945 zerstört[13], die Orgel wurde als kleines Werk mit 17 Stimmen beschrieben.[14]
  • 1744 Neubau der Orgel in der Pfarrkirche St. Anna in Langenau zusammen mit Leonhard Balthasar Schmahl, sie erhielt zwei Manuale und 16 Register.[6]
  • 1746 Reichstadt, Neubau der Orgel in der Kirche St. Fabian und Sebastian, im Jahre 1761 erfolgte eine Reinigung und Intonation des Instrumentes mit zwei Manualen und 19 Registern.[6]
  • 1747 Neubau in der evangelisch-lutherischen Kirche in Großschönau mit zwei Manualen, einem Pedal, sowie 28 Registern, zwölf im Hauptwerk, elf im Oberwerk und fünf im Pedal. Diese Orgel wurde 1898 abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.[15]
  • 1748 Sanierung der alten Orgel in der Pfarrkirche der Heiligen Maria Magdalena von Großmergthal, sie bleibt in seinem Bestand mit sechs Reparaturen bis 1764[6]
  • 1748 baute er gemeinsam mit zusammen mit Leonhard Balthasar Schmahl eine neue Orgel in die sv. Petra a Pavla Kirche von Niemes ein[6]
  • 1749 bis 1750, Sanierung der Orgel der Heiligen-Katharina-Kirche in Bürgstein[6]
  • 1754 Böhmisch Kamnitz, Neubau der Orgel mit 21 Registern und 2 Manualen in der der sv. Jakuba Většího Kirche gemeinsam mit Leonhard Balthasar Schmahl. Der Orgelbauer Josef Benedict Matzke (* um 1729; † 28. Dezember 1778 Böhmisch Kamnitz) baute die Orgel ab und in der neu erbauten Kirche im Jahre 1767 wieder ein.[6]
  • 1754 Ausbau der Tamitius-Orgel in Wittgendorf und Einbau in die Bergkirche in Oybin[16]
  • 1754 bis 1763 erfolgten drei Orgelreparaturen in der Kirche Mariä Himmelfahrt von Schwabitz, der Ort existiert seit 1947 nicht mehr, da er dem Bau des Truppenübungsplatzes Ralsko weichen musste.[6]
  • 1760 Schloßbösig, Neubau der Orgel in der sv. Jiljí Kirche gemeinsam mit Leonhard Balthasar Schmahl. Sie hatte zwei Manuale und 10 Register.[6]
  • 1760 Neubau von Tamitius und Schmahl in Niedergrund. Die Kirche der Heiligen Katharina erhielt eine Orgel mit einem Manual und 10 Registern.[6]
  • 1762 Hühnerwasser Neubau der Orgel der sv. Havla Kirche durch Tamitius und Schmahl, sie hatte zwei Manuale und 11 Register.[6]
  • 1765 bis 1768 Großschönau, Ortsteil Waltersdorf, Waltersdorfer Kirche, mechanische Orgel mit drei übereinander angeordneten Keilbälgen, 1072 Pfeifen.
  • 1768 Reparaturen an der Orgel in der Pfarrkirche St. Anna in Langenau durch Tamitius.[6]
  • 1768 Einbau eines Orgelpositivs in die Orgel der Kirche sv. Jana Křtitele in Brenn[6]
  • 1769 Reparatur an der Orgel in der Kirche Unsere Liebe Frau vom Schnee in Schnauhübel durch Tamitius.[6]

Literatur

  • Gottlieb Friedrich Otto: Lexikon der seit dem funfzehenden Jahrhunderte verstorbenen und jetztlebenden Oberlausizischen Schriftsteller und Künstler. 8 Bände, Görlitz 1800 ff.
  • Orgelbauer Tamitius und weiteres Schicksal seiner Festungsorgel. In: Offizielles Mitteilungsblatt des Festungsvereins Königstein e.V. Heft 43, Dresden 2006, S. 36–41.

Einzelnachweise

  1. Ernst Flade: Gottfried Silbermann: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Orgel- und Klavierbaus im Zeitalter Bachs. 2. Auflage. Breitkopf & Härtel, 1953, S. 119.
  2. Ernst Ludwig Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler..,Vierter Theil S-Z. A. Kühnel, Leipzig 1814, S. 318.
  3. Hermann Mendel: Musikalisches Conversations-Lexikon: eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Band 10, Robert Oppenheim, Berlin 1886, S. 294–295.
  4. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
  5. Varhany a varhanáři v České republice Schmahl, Leonhard Balthasar
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p Varhany a varhanáři v České republice
  7. Orgelbau A. Schuster & Sohn in Zittau
  8. Der Nussknacker auf der Orgel. In: Märkische Oderzeitung. 27. August 2008 (moz.de).
  9. S. 161, Foto der Orgel S. 81 Bild 105 (Memento des Originals vom 15. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.powiatzgorzelecki.pl (PDF; 5,3 MB) Waldemar Bena: Wędrówki po powiecie zgorzeleckim.
  10. Martin Schulze, hrsg. Wolf Bergelt: Orgelhandbuch Brandenburg Band 5: Oder-Spree. ISBN 978-3-937378-11-4, S. 140
  11. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Ebersbach/Sa.
  12. Die Silbermannorgel in der Johanniskirche Zittau
  13. Hermann Mendel, Musikalisches Conversations-Lexikon: eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, Band 10, Robert Oppenheim Berlin 1886, S. 90/91
  14. S. 363 Hrsg. Historische Commission bei der königl, Akademie der Wissenschaften: Allgemeine deutsche Biographie. Band 37, Sturm (Sturmi) - Thiemo. Duncker & Humblot, Leipzig 1894 (Bayerische Staatsbibliothek, Digitalisat)
  15. Die Geschichte der Großschönauer Orgel
  16. Homepage der Evangelisch-Lutherische „Bergkirche“ Oybin (Memento des Originals vom 9. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bergkirche-oybin.de