Johannes Stricker

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Johannes Stricker (auch latinisiert: Stricerius; * um 1540 in Grube (Holstein); † 23. Januar 1599 in Lübeck) war ein lutherischer Pastor und Dramatiker.

Leben

Johannes Stricker war der Sohn des gleichnamigen Gruber Priester, der im Zuge der Reformation heiratete. Nach dem Besuch des Katharineums zu Lübeck und kurzem Studium an der Universität Wittenberg wurde Stricker 1561 ordiniert, als er vom Amtmann Benedikt von Ahlefeldt als Prediger an die Klosterkirche in Cismar berufen wurde. Um 1572 übernahm er zudem das Pastorat von St. Jürgen in Grube von seinem Bruder Jeremias Stricker und zog um 1575 in das 1569 neu erbaute Pfarrhaus von Grube, das sich heute im Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum in Molfsee befindet. 1576 findet sich seine Unterschrift unter dem Bedenken der zum Gottorfer Anteil des Herzogtums gehörenden Geistlichen gegen die Konkordienformel.

In seinem Amt wurde er mit den Ausschweifungen und Übergriffen des holsteinischen Adels konfrontiert, die noch zunahmen, als das Amt Cismar 1576 an Detlef von Rantzau auf Kletkamp verpfändet wurde. Stricker war durch seine in Predigten und Schriften offen geäußerte Kritik den Nachstellungen der Adligen ausgesetzt. 1584 flüchtete er in die Reichsstadt Lübeck, wo er 1587 eine Predigtstelle an der Burgkirche erhielt.

Im selben Jahr erschien sein bedeutendstes Werk in der Druckerei von Johann Balhorn, das mittelniederdeutsche Drama De düdesche Schlömer (Der deutsche Schlemmer). Das Stück, das Stricker dem Bischof von Lübeck, Eberhard von Holle, widmete, gilt sowohl als ein bedeutendes Sprachdenkmal des Mittelniederdeutschen als auch als eine originelle Bearbeitung des Jedermann-Stoffes. Zugleich ist es die Umsetzung der reformatorischen, insbesondere melanchthonischen Rechtfertigungslehre in dramatische Aktion.

Außer einem weiteren Drama, das nur in einer hochdeutschen Übersetzung erhalten ist: Von dem erbärmlichen Falle Adams und Evens, gibt es noch Hinweise auf ein nicht erhaltenes Erbauungsbuch Strickers zu Luthers Katechismus.

Ausgaben

  • Johannes Bolte (Hrsg.): De düdesche Schlömer: Ein niederdeutsches Drama (1584). Soltau, Norden/Leipzig 1889 (Drucke des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung; 3)
  • Heinrich Schmidt-Barrien: De dütsche Slömer: neuniederdeutsche Fassung des Dramas von Johannes Stricker, dem Original gegenübergestellt. Mit einer Einleitung von Ulf Bichel. Edition Herodot, Göttingen 1984 ISBN 3-88694-511-1 (Werkausgabe Heinrich Schmidt-Barrien, Band 10)
  • Friedrich Lindemann: Dat Speel vun den rieken Mann: (free na Johannes Stricker „De düdesche Schlömer“ 1584). Theaterverlag Karl Mahnke, Verden-Aller 1949 (neuniederdeutsche Übertragung)

Hörspiele

Literatur

  • Arnold Erich Berger: Johann Stricker und sein Drama »De Düdesche Schlömer« (1584). In: Die Schaubühne im Dienste der Reformation. Zweiter Teil. Reclam, Leipzig 1936, S. 135–347.
  • Hans-Uwe Hartert (Hrsg.): Die Geschichte des Erholungsortes Grube von 1222-2002 und der Alten Gruber Bürgergilde e. V. von 1275-2002. Grube 2002, ISBN 3-937324-14-3
  • Dieter Lohmeier: Stricker, Johannes. In: Alken Bruns (Hrsg.): Lübecker Lebensläufe. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1993, ISBN 3-529-02729-4, S. 383 f.
  • Johannes Bolte: Stricerius, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 579 f.

Weblinks