Königin von Saba

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Salomo empfängt die Königin von Saba. Gemälde von Giovanni Demin

Die Königin von Saba (hebr. מַלְכַּת שְׁבָא Malkat Šĕvaʾ) ist eine biblische Gestalt, die im 10. Jahrhundert vor Christus eine Reise zum Hof König Salomos in Jerusalem unternommen haben soll. Außer im Alten Testament, der frühesten schriftlichen Erwähnung, erscheint sie auch im Koran und in äthiopischen Legenden, nicht jedoch in Quellen aus dem antiken Saba im heutigen Jemen. Ob ihr Reich tatsächlich dort oder in der Region um Aksum in Äthiopien gelegen hat, ist daher bis heute ebenso ungeklärt wie die Frage, ob die legendäre Königin eine historische Person zum Vorbild hatte.

Biblische Quellen

In den alttestamentlichen Geschichtsbüchern finden sich Verweise im 1. Buch der Könige[1] (ca. 6. Jh. v. Chr.) und im 2. Buch der Chronik[2] (ca. 5. Jh. v. Chr.). Die Königin erfährt von der Weisheit König Salomos und findet sich an seinem Hof in Jerusalem ein, um das Gehörte zu überprüfen. Überwältigt von dem, was sie sieht, schenkt sie ihm „hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine“.

Im Neuen Testament wird die Königin von Saba als „Königin des Südens“ bezeichnet. In der Endzeit soll sie erneut erscheinen, um über die Menschen im Gericht Zeugnis zu geben (Mt 12,42; Lk 11,31).

Jüdische Quellen

Bei Flavius Josephus wird sie als Königin des Südens, Königin von Äthiopien, bezeichnet, die den Samen des Weihrauchbaums nach Palästina brachte (Antiquitates Judaicae 2:249, 94 n. Chr.).

Im Targum Sheni (vermutlich 8. Jahrhundert n. Chr.) wird, ausgehend vom Talmud, die biblische Geschichte durch ältere mündliche Überlieferungen ergänzt. Hier erscheint Salomo als Herr der Tiere, dem ein Wiedehopf die Nachricht von einer sagenhaft reichen Königin von Saba übermittelt.

Arabisch-islamische Quellen

Weitere Angaben über die Königin von Saba, die im Islam aufgrund ihrer Weisheit sehr geschätzt wird, finden sich im Koran (Sure 27,[3] Verse 22–44) und bei den Autoren al-Tabari, al-Tha'alabi und al-Kisa'i.[4] Im islamischen Kulturkreis trägt sie den Namen arabisch بلقيس, DMG

Bilqīs

(andere übliche Transkription Bilkis oder Balkis, auch Aziz). (Nach ihr ist auch die ausgestorbene Jemen-Gazelle (Gazella bilkis) benannt.)

Äthiopische Quellen

Die Königin von Saba, äthiopisches Fresko

Besondere Bedeutung hat die Legende der Königin in der äthiopischen Geschichte. Sie wird im 14. Jahrhundert in Aksum in dem Werk Der Ruhm der Könige (Kebra Nagast) festgehalten. Die Königin trägt den Namen Mâkedâ und soll Salomo in Jerusalem besucht haben. Dabei soll sie mit ihm Menelik, den Stammvater der äthiopischen Könige, gezeugt haben. Weiter heißt es, Menelik sei später selbst nach Jerusalem gereist und habe von dort die Bundeslade mit den beiden Tafeln der Zehn Gebote nach Äthiopien entführt. Die Dynastie der Salomoniden, die von 1270 bis 1975 über Äthiopien herrschte, führte sich auf diese Verbindung zwischen Makeda und Salomo zurück. Der letzte Kaiser Abessiniens, Haile Selassie, bezeichnete sich als 225. Nachfolger des Sohnes der Königin von Saba.

Historizität der Königin von Saba

Es bleibt offen, ob die Königin von Saba wirklich existiert hat, da noch keine Nennung der Königin in sabäischen Inschriften aus dieser Zeit gefunden wurde. Als biblische Erzählung können die Ursprünge auch auf ältere Traditionen der kanaanäischen, chaldäischen oder sumerischen Mythologie zurückgehen.[5] Belegt ist, dass es arabische Königinnen gab, z. B. Zabibê, Königin von Aribi von 744 bis 727 v. Chr. Der schriftliche biblische Text entstand vermutlich erst zwischen dem 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. Es ist denkbar, dass König Salomo zwar Verbindungen zu einer arabischen Königin unterhielt, dass der Name Saba aber eingefügt wurde, um die Bedeutung Salomos durch die Verbindung mit dem damals blühenden Sabäerreich hervorzuheben. Nach einer anderen Theorie basiert die Erzählung der Königin von Saba auf einer Heiligen Hochzeit. Das würde insbesondere erklären, warum die christlichen Äthiopier den Ursprung ihres Herrscherhauses aus einer unehelichen Beziehung zwischen Makeda und Salomo, aus der der legendäre König Menelik I. hervorging, ableiten.

Rezeption

Der Asteroid Bilkis wurde nach der Figur benannt.

Musik

Im Oratorium in drei Teilen Solomon (deutsch: Salomo oder Salomon; HWV 67) von Georg Friedrich Händel ist der Einzug der Königin von Saba die Einführung in den 3. Akt.

Das Libretto basiert im Wesentlichen auf dem 1. Buch der Könige (1 Kön 1-11) und der Chronik (2 Chr 1-9). Für den Abschnitt der „Königin von Saba“ fanden die Antiquitates Judaicae des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus Verwendung, das den Besuch der „Königin von Ägypten und Äthiopien“ in Jerusalem beschreibt.[6]

Karl Goldmarks Oper mit dem Titel Die Königin von Saba wurde 1875 uraufgeführt. Das Libretto basiert ebenfalls auf dem 1. Buch der Könige.

Ottorino Respighi: Belkis, regina di Saba (dt. Belkis, Königin von Saba; 1931). Ballett in 7 Bildern. Libretto: Claudio Guastalla. UA 1932 Mailand (Teatro alla Scala)

Cheb Khaled bezeichnet seine Angebetete Aïcha im gleichnamigen Lied Aïcha als „Reine de Saba“ (Königin von Saba).

Christliche Bildkunst

Die Königin findet den künftigen Kreuzbalken. – Die Königin vor Salomo. Fresko von Piero della Francesca in S. Francesco in Arezzo, um 1460

In die christliche Ikonographie ist die Darstellung der dem Salomo huldigenden Königin aufgenommen worden, weil sie typologisch in Beziehung gesetzt wurde zu den das Jesuskind anbetenden Heiligen Drei Königen (Beispiel: Klosterneuburger Altar[7]). Mittelalterliche Legenden weisen ihr ferner einen Platz in der Vorgeschichte der Kreuzauffindung zu: Auf dem Weg zu Salomo erkennt sie einen über einen Bach gelegten Balken als zukünftiges Kreuzesholz.

Popkultur

In der amerikanischen Fernsehserie American Gods, die auf dem gleichnamigen Roman von Neil Gaiman basiert, taucht die Königin von Saba in der Gestalt der Liebesgöttin Bilquis auf, dargestellt von der nigerianischen Schauspielerin Yetide Badaki.

Film

In dem US-amerikanischen Monumentalfilm Salomon und die Königin von Saba (1959) unter Regie von King Vidor wurde die Königin von Gina Lollobrigida verkörpert.

Literatur

  • Rolf Beyer: Die Königin von Saba, Engel und Dämon. Der Mythos einer Frau. Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 3-7857-0449-6.
  • Carl Bezold: Kebra Negast: Die Herrlichkeit der Könige. München 1909.
  • Barbara Black Koltuv: Solomon und die Königin von Saba. Verlag J.R. Ruther, 1995, ISBN 3-929588-07-2.
  • E. A. Budge-Wallis: The Queen of Sheba and her only son Menelik. London 1932.
  • Nicholas Clapp: Die Königin von Saba. Rütten und Loening, Berlin 2002, ISBN 3-352-00639-3.
  • Werner Daum (Hrsg.): Die Königin von Saba. Kunst, Legende und Archäologie. Belser, Stuttgart 1988, ISBN 3-7630-1748-8.
  • Daniel Friedmann: Les enfants de la reine de Saba - les juifs d’Éthiopie (Falachas): histoire, exode et intégration. Éd. Métailié, Paris 1994, ISBN 2-86424-185-4.
  • Oleg V. Volkoff: D’où vint la reine de Saba? Institut Français d’Archèologie Orientale, Le Caire 1971.
  • Annelies Glander: The Queen of Sheba’s Round Table, a Study of the Most Favoured Daughters of Eve. Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-52939-2.
  • Alice Jankowski (Hrsg.): Die Königin von Saba und Salomo. Buske, Hamburg 1987, ISBN 3-87118-792-5.
  • Ulfrid Kleinert: Das Rätsel der Königin von Saba, Geschichte und Mythos. Philipp-von-Zabern und Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8053-4713-6
  • Dierk Lange: Äthiopien im Kontext der semitischen Welt. Die Königin von Saba als kanaanäische Liebesgöttin. (PDF; 310 kB) In: H. P. Hahn, G. Spittler: Afrika und die Globalisierung. Münster 1999, S. 269–277.
  • Jacob Lassner: Demonizing the Queen of Sheba. Boundaries of Gender & Culture in Postbiblical Judaism & Medieval Islam. University of Chicago Press, Chicago 1993, ISBN 0-226-46915-8.
  • Harry St. John Philby: The Queen of Sheba. Quartet Books, London 1981.
  • James B. Pritchard (Hrsg.): Solomon and Sheba. Phaidon, London 1977, ISBN 0-7148-1613-2.
  • Peter Stein: Saba. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
  • Roswitha G. Stiegner: Die Königin von Saba in ihren Namen. dbv, Graz 1977 (Dissertation der Universität Graz 1977).

Weblinks

Commons: Queen of Sheba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 Kön 10,1-13 EU
  2. 2 Chr 9,1-12 EU
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 28. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koran-auf-deutsch.de
  4. Daum: Königin von Saba. S. 82–96.
  5. Lange: Königin von Saba als kanaanäische Liebesgöttin. (PDF; 310 kB) In: Hahn, Spittler: Afrika, S. 274–277.
  6. Ant. VIII. 6, 5-6.
  7. Bilder: Königin von Saba vor Salomon und Heilige Drei Könige