Kamerafalle

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Eine Kamerafalle
Eine Wildkamera „im Einsatz“ (unterhalb des Lusen im Nationalpark Bayerischer Wald)

Eine Kamerafalle oder auch Wildkamera ist eine Kamera, die mit einem Bewegungsmelder, einem Infrarot-Sensor oder einer Lichtschranke ausgestattet ist.

Verwendung

Verwendet werden Kamerafallen etwa zur Aufnahme von wild lebenden Tieren sowohl im Rahmen des Jagdwesens als auch in der biologischen Feldforschung. Sie sind wichtige Instrumente in Untersuchungen über das Brutverhalten von Vögeln, über seltene und nachtaktive Arten, die Größe von Populationen und deren Habitatnutzung. Zu diesem Zweck werden Kamerafallen an Orten angebracht, die Wildtiere mit hoher Wahrscheinlichkeit aufsuchen, wie entlang von Wildwechseln. Sobald der Sensor die Anwesenheit eines Tieres erkennt, wird ein Foto ausgelöst, ohne das Wildtier zu stören.[1]

Daneben werden Kamerafallen auch zur allgemeinen Überwachung eingesetzt.

Geschichte

Ein Pionier der Entwicklung von Kamerafallen war Frederick Walter Champion. In den Sivalik Hügeln im Norden Indiens benutzte er in den 1920er Jahren zur Aufnahme von Wildtieren Kameras, die mithilfe von Stolperdrähten ausgelöst wurden. Mit dieser Technik erhielt er bemerkenswerte Aufnahmen, die zu den ersten von wild lebenden Bengalischen Tigern, Indischen Leoparden, Lippenbären und Indischen Wildhunden gehören.[2]

Feldforschung

Erst zu Beginn der 1990er Jahre wurde das Konzept des Einsatzes von Kamerafallen in der Feldforschung über Tiger weiterentwickelt. Diese Modelle bestanden aus einer Kamera mit einem weitwinkligen Objektiv, einem Blitzlicht, einer Solarzelle und einer druckempfindlichen Matte. Die Solarzelle wurde so hoch wie möglich in einem Baum angebracht, um das Blitzgerät zu betreiben, das einige Meter entfernt von der Kamera platziert wurde. Die an die Kamera angeschlossene Matte wurde etwa 1 cm tief in den Boden eingegraben, mit Laub bedeckt und so eingestellt, dass die Kamera erst auslöste, wenn ein Tier darauf trat, das schwerer als 5 kg war.[3]

Schon wenige Jahre später wurden die ersten Kamerafallen mit infraroten Wärmesensoren in der Feldforschung getestet, die jedoch nur bei kühlen Temperaturen brauchbare Ergebnisse liefern, wenn die Körpertemperatur der untersuchten Tiere wesentlich höher ist als die Temperatur der Umgebung.[4]

Mittlerweile wird im Wesentlichen zwischen automatischen und selbstauslösenden Kamerafallen unterschieden. Zu den automatischen Systemen gehören Kameras, die so programmiert werden, dass sie kontinuierlich oder in bestimmten Intervallen auslösen. Sie werden vorwiegend in verhaltensbiologischen Studien über Vögel angewendet, sind aber auch als Webcams sehr populär geworden. Dagegen sind selbstauslösende Kameras solange inaktiv, bis ein Ereignis eine Aufnahme auslöst. Die Einstellung des Auslösers wirkt entweder mechanisch oder infrarot. Aktive infrarot-gesteuerte Kamerafallen senden einen kontinuierlichen Lichtstrahl aus, bei dessen Unterbrechung das Bild ausgelöst wird. Passive infrarot-gesteuerte Kamerafallen haben zwei nebeneinander angebrachte Sensoren, die Bewegung und Temperatur messen und bei Veränderung von Messwerten das Bild auslösen.[1]

Kosten

Kamerafallen sind ab 50 Euro erhältlich.[5] Die aufgestellten Geräte werden gelegentlich beschädigt oder gestohlen, sodass den Wissenschaftlern beträchtlicher finanzieller Schaden entsteht und wertvolle Daten verloren gehen. Neuere Geräte werden daher mit verschließbaren Metallgehäusen versehen und speziell befestigt, um Diebstahl und Schäden zu vermeiden.[6] Daneben werden Gehäuse angeboten, die in Tarnfarben eingefärbt sind, gegen Feuchtigkeit schützen und so isoliert sind, dass das Klicken des Kameraverschlusses nicht hörbar ist.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c D. E. Swann, K. Kawanishi, J. Palmer: Evaluating Types and Features of Camera Traps in Ecological Studies: A Guide for Researchers. In: Allan F. O'Connell, James D. Nichols, Ullas K. Karanth (Hrsg.): Camera Traps in Animal Ecology: Methods and Analyses. Springer, 2010, ISBN 978-4-431-99494-7, S. 27–43.
  2. F. W. Champion: With a Camera in Tiger Land. Chatto & Windus, London 1927.
  3. A. Rafiastanto: Camera trapping survey of Javan tiger and other wild animals in Meru Betiri National Park. WWF-IP Project ID 0084-02, Jakarta 1994.
  4. R. Boonstra, C. J. Krebs, S. Boutin, J. M. Eadie: Finding mammals using far-infrared thermal imaging (PDF; 130 kB). In: Journal of Mammalogy. 75(4), 1994, S. 1063–1068.
  5. Suchergebnis auf Amazon.de für: kamerafalle. Abgerufen am 1. November 2019.
  6. C. M. Fiehler, B. L. Cypher, S. Bremner-Harrison, D. Pounds: A Theft-Resistant Adjustable Security Box for Digital Cameras. In: Journal of Wildlife Management. 71(6), 2007, S. 2077–2080.

Literatur

  • Allan F. O`Connell, James D. Nichols, K. Ullas Karanth: Camera Traps in Animal Ecology. Methods and Analyses. Springer Tokyo/ Dordrecht/ Heidelberg/ London/ New York 2011, ISBN 978-4-431-99495-4.
  • J. Brown, S. D. Gehrt: The Basics of Using Remote Cameras to Monitor Wildlife (PDF; 926 kB). Fact Sheet of Agriculture and Natural Resources, The Ohio State University, 2009.
  • M. Yasuda: Monitoring diversity and abundance of mammals with camera traps: a case study on Mount Tsukuba, central Japan. In: Mammal Study. 29, 2004, S. 37–46.
  • T. L. Cutler, D. E. Swann: Using remote photography in wildlife ecology: a review. In: Wildlife Society Bulletin. 27, 1999, S. 571–581.
  • F. Rovero, F. Zimmermann (Hrsg.): Camera Trapping for Wildlife Research. Pelagic Publishing, Exeter 2016, ISBN 978-1-78427-048-3.

Weblinks

Commons: Kamerafallen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien