Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg

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Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1962)

Karl Friedrich Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg[1][2] (* 8. Februar 1904 in Kleinheubach; † 23. August 1990 in Neutrauchburg) war von 1948 bis 1967 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Der als Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg geborene Gutsbesitzer trat bis zum Tod seines Vaters 1952 als Erbprinz, danach als Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg in Erscheinung.[3]

Herkunft

Das Adelsgeschlecht Löwenstein-Wertheim geht zurück auf den Wittelsbacher Friedrich I., den Siegreichen, Kurfürst von der Pfalz (1425–1476) und dessen Sohn Ludwig. Karl stammt aus der Ehe von Aloys Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1871–1952) und Josephine Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau (1874–1946) und war das dritte von neun Kindern.

Leben

Karl Prinz zu Löwenstein besuchte das Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch und studierte sodann Philosophie und Rechtswissenschaften in Innsbruck, München und Würzburg. 1928 wurde er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg mit einer Arbeit zum Erbverzicht und Abfindungsvertrag zum Dr. jur. promoviert. Er war Sprecher der katholischen Jugend und 1933 bis 1938 Vorsitzender des Verbandes der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas, bis dieser 1938 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Auf dem Katholikentag in Nürnberg 1931 bekannte er seine Bewunderung für einige Aspekte der Politik das faschistischen Regimes in Italien. Seiner Meinung nach ging die „Schamlosigkeit“ in der deutschen Presse, Kunst, Theater und Filmindustrie viel zu weit. Werte der katholischen Kirche waren Löwenstein wichtiger als die parlamentarische Demokratie. Mussolinis Italien erschien Löwenstein 1931 als die bessere Alternative, auch im Hinblick auf eine in einer ständischen Gesellschaft wieder mögliche offizielle Führungsrolle des Adels. Dagegen kritisierte Löwenstein 1931 die extremen Auswüchse der NS-Ideologie, insbesondere deren Rassentheorie. Während der NS-Zeit war Löwenstein dann jedoch Mitglied der SA und forderte 1934 die Studenten der Unitas auf, seinem Beispiel zu folgen. 1937 denunzierte Karl zu Löwenstein seinen liberal eingestellten Vetter Hubertus Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, der auf einer Reise durch Amerika die Verfolgung der Katholiken durch die Nationalsozialisten anprangerte. Nach 1945 tat Karl zu Löwenstein dies als einen notwendigen Tribut an die Zeit des Nationalsozialismus ab.

Karl Prinz zu Löwenstein wurde am 6. September 1948, einen Tag nach Abschluss des Katholikentags in Mainz, zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gewählt. Dieses Amt hatten auch sein Vater Aloys und sein gleichnamiger Großvater Karl zu Löwenstein inne. Letzterer war 1868 Gründer des ZdK gewesen. Somit konnte Karl zu Löwenstein an eine lange Tradition anknüpfen. Dies kam sowohl den Vorstellungen der kirchlichen Würdenträger als auch den alliierten Besatzungsmächten entgegen. Trotz der politischen Äußerungen Karl zu Löwensteins in den dreißiger Jahren konnte er somit vom Prestige seines Namens profitieren. Als Präsident des Zentralkomitees zeigte er ein bedingungsloses Engagement für die Kirche und den Papst und erwarb sich während der Ära Adenauer Respekt in weiten Kreisen der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil förderte Löwenstein den interkonfessionellen Dialog. Zusammen mit dem Präsidenten des evangelischen Kirchentags, Reinhold von Thadden-Trieglaff, organisierte er ökumenische Begegnungen von Katholiken und Protestanten.[4] Wie sein Vater unterstützte Löwenstein die deutschen Missionare und förderte die internationale Zusammenarbeit der Christen weltweit.

Als Löwensteins Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus 1967 nach seiner Ernennung zum Mitglied des Weltlaienrats in die öffentliche Diskussion kam, trat er noch im selben Jahr als Präsident des Zentralkomitees zurück.[5] Es war der Journalist Leo Waltermann, der in einer Sendung des WDR die NS-Vergangenheit Löwensteins in Erinnerung gerufen hatte und schwere Anschuldigungen erhob. Waltermann war an Quellenmaterial gelangt, das ihm von Katholiken im Ausland übermittelt wurde, die ein Mitglied des Weltlaienrats mit NS-Vergangenheit nicht hinnehmen wollten. Somit endete die über drei Generationen währende Tradition der Familie Löwenstein an der Spitze der deutschen Katholikentage.[6] Karls Sohn Alois Konstantin knüpft an diese Familientradition an, indem er als Kuratoriumsmitglied des Forums Deutscher Katholiken seit 2001 durch die Programme der von dieser Organisation in Konkurrenz zum Zentralkomitee veranstalteten jährlichen Kongresse Freude am Glauben führt,[7] die als konservative Alternativveranstaltung zum Katholikentag angelegt sind.

Familie

Karl Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg heiratete 1935 in Rom Carolina dei Conti Rignon (1904–1975). Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Marie-Emmanuelle Reytier: Die Fürsten Löwenstein an der Spitze der deutschen Katholikentage: Aufstieg und Untergang einer Dynastie (1868 - 1968). In: Günther Schulz und Markus A. Denzel (Hrsg.): Deutscher Adel im 19. und 20. Jahrhundert. Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2002 und 2003. Reihe: Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, Band 26. Scripta Mercaturae Verlag, St. Katharinen 2004, ISBN 3-89590-145-8
  • Nicolai Hannig: Die Affäre Waltermann. Formen der Skandalisierung im Kirchenfunk, in: Rundfunk und Geschichte 34 (2008), S. 5–17.

Weblinks

Commons: Karl Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Gerhard Heinrichs: „Ich und mein Haus gehören dem Herrn.“ Dr. Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg im Alter von 86 Jahren gestorben. In: Würzburger katholisches Sonntagsblatt 35 (2. September 1990)
  2. Hildegard Preis: Zum Tode von Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Träger höchster Auszeichnungen – Initiator großer Hilfsunternehmen für notleidende Völker. In: Heimatbote für die Kreise Tachau und Bischofteinitz (7. September 1990)
  3. Der vollständige Geburtsname gemäß dem Online-Gotha lautete Karl Friedrich Franz Xaver Joseph Aloysius Antonius Ignatius Expeditus Maria Scholastica Prinz zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Artikel 109 WRV (Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919) bestimmt, dass die öffentlich-rechtlichen Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes aufzuheben sind. Adelsbezeichnungen gelten nur [mehr] als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden. Im Falle der Nachkommen des ehemaligen Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg tragen seitdem alle Familienmitglieder den Familiennamen Prinz bzw. Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Ob die auf den nicht mehr existierenden und vererbbaren Primogenituradel zurückgehende Namensbezeichnung Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg unter Verwendung des Erstgeburtstitels „Fürst“ als Namensbestandteil personenstandsrechtlich mit einer Namensänderung verbunden war, ist Wikipedia bislang nicht bekannt. Jedoch findet sich der Name Karl Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg seit 1952 generell in allen Zeitungen als auch in der wissenschaftlichen Literatur.
  4. Dirk Palm: „Wir sind doch Brüder!“ Der evangelische Kirchentag und die deutsche Frage 1949–1961. Göttingen 2002, S. 29–45.
  5. Walther Killy (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. Band 6. Verlag K. G. Saur und DTV, München 2001, S. 457.
  6. Nicolai Hannig: Die Affäre Waltermann. Formen der Skandalisierung im Kirchenfunk, in: Rundfunk und Geschichte 34 (2008), S. 5–17.
  7. Archiv des Forums Deutscher Katholiken