Karl Spiehs
Karl Spiehs, auch Carl Spiehs, (* 20. Februar 1931 in Blindendorf-Dunkelstein, einem Ortsteil der Stadtgemeinde Ternitz, Niederösterreich[1][2]; † 27. Jänner 2022[3]) war ein österreichischer Filmproduzent.
Leben
Karrierebeginn als Promoter
Der Sohn des Gastwirtsehepaars Karl und Anna Spiehs besuchte die Hotelfachschule und startete seine Karriere mit einer Aufführung der Operette Im weißen Rössl im elterlichen Wirtshaus. Er machte sich einen Namen als Promoter von Schlagerveranstaltungen und Vortragstourneen.
Aufnahme- und Produktionsleitung
1960 gelang ihm mit dem Spielfilm Die Glocke ruft, an dem er anfangs als zweiter Aufnahmeleiter und bei der Fertigstellung als Co-Produzent mitwirkte, der Einstieg ins Filmgeschäft. 1961 wurde Spiehs von der Wiener Stadthalle zunächst als Musikaufnahmeleiter und anschließend als Produktionsleiter engagiert.
Filmproduktion
1965 gründete er seine eigene Filmfirma mit dem Namen „Intercontinental-Film“. 1967 erwarb er 50 % der Anteile von Paul Löwingers Lisa Film, die er fortan weitgehend beherrschte, da sich Löwinger auf seine Funktion als Teilhaber beschränkte.
Mitte der siebziger Jahre gründete Spiehs auch seinen eigenen Filmverleih, die „Residenz-Film“, die neben seinen eigenen Filmen auch ausländische Produkte in die Kinos brachte und in den achtziger Jahren unter dem Namen „Tivoli“ umstrukturiert wurde. Spiehs produzierte in diesen Jahren eine große Zahl von Filmkomödien und anderen Unterhaltungsfilmen, die beim Publikum meist gut ankamen, aber von der Filmkritik entweder ignoriert oder häufig verrissen wurden. Oft ist in diesen Filmen der Wörthersee zu sehen, wo Spiehs seine Sommerresidenz erwarb. Er trat gelegentlich in seinen Filmen selbst auf, meist als beschränkter Polizist. Nur selten wagte er die Verfilmung von anspruchsvollen Vorlagen wie 1973 Arthur Schnitzlers Der Reigen oder 1976 Hans Falladas Jeder stirbt für sich allein.
TV-Produktion
Dank des Privatfernsehens gelang Spiehs zu Beginn der 1990er Jahre auch der Einstieg in die TV-Produktion. Vor allem die RTL-Serie Ein Schloß am Wörthersee mit dem wiederentdeckten Roy Black in der Hauptrolle wurde ein großer Publikumserfolg. In der Folge konzentrierte er sich mehr auf die Fernseharbeit und konnte sich mit dem Zweiteiler Die Rückkehr des Tanzlehrers 2003 allgemeine Anerkennung verschaffen. Er wurde in Velden am Wörthersee bestattet.[4]
Privates
Von seiner Jugendliebe Hilde stammt seine Tochter Waltraud (* 1952). Spiehs’ erste Ehefrau Elfriede ist die Mutter seines Sohnes Gerhard (* 1958). Mit der ehemaligen Show-Assistentin Lissy Kofler hat er den Sohn Michael Kofler (* 1962). Am 21. Dezember 1966 heiratete er die Schauspielerin Angelika Ott. Ihre gemeinsamen Söhne sind der Filmproduzent David Spiehs (* 1974) und Benjamin Spiehs (* 1981).
Filmografie (Auswahl)
Filmproduktionen
- 1962: Tanze mit mir in den Morgen
- 1963: Sing, aber spiel nicht mit mir
- 1963: Die lustigen Vagabunden (Das haben die Mädchen gern)
- 1963: Unsere tollen Nichten
- 1963: Ist Geraldine ein Engel?
- 1963: Mit besten Empfehlungen
- 1963: Das große Liebesspiel
- 1963: Rote Lippen soll man küssen (Die ganze Welt ist himmelblau)
- 1963: Der letzte Ritt nach Santa Cruz
- 1964: Unsere tollen Tanten in der Südsee
- 1964: Frühstück mit dem Tod
- 1964: Das hab ich von Papa gelernt
- 1964: Heiß weht der Wind
- 1964: Happy-End am Wörthersee (Happy-End am Attersee)
- 1964: DM-Killer
- 1965: Das Mädel aus dem Böhmerwald
- 1965: Schüsse im Dreivierteltakt
- 1965: Das Liebeskarussell
- 1966: In Frankfurt sind die Nächte heiß
- 1966: Die Liebesquelle
- 1966: Maigret und sein größter Fall
- 1966: Bel Ami 2000 oder Wie verführt man einen Playboy
- 1966: Gern hab’ ich die Frauen gekillt
- 1966: Wie tötet man eine Dame? (Das Geheimnis der gelben Mönche)
- 1966: Sartana (Mille dollari sul nero)
- 1967: Das Rasthaus der grausamen Puppen
- 1967: Heißes Pflaster Köln
- 1967: Heubodengeflüster
- 1967: Mittsommernacht
- 1968: 69 Liebesspiele
- 1968: Paradies der flotten Sünder
- 1968: Peter und Sabine
- 1968: Immer Ärger mit den Paukern
- 1969: Die tolldreisten Geschichten – nach Honoré de Balzac
- 1969: Ehepaar sucht gleichgesinntes
- 1969: Alle Kätzchen naschen gern
- 1969: Hilfe, ich liebe Zwillinge!
- 1969: Unser Doktor ist der Beste
- 1970: Wenn du bei mir bist
- 1970: Dornwittchen und Schneeröschen
- 1970: Unsere Pauker gehen in die Luft
- 1970: Musik, Musik – da wackelt die Penne
- 1970: Wer zuletzt lacht, lacht am besten
- 1970: Josefine Mutzenbacher
- 1970: Wenn die tollen Tanten kommen
- 1970: Josefine Mutzenbacher II – Meine 365 Liebhaber
- 1970: Die nackte Gräfin
- 1971: Tante Trude aus Buxtehude
- 1971: Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut
- 1971: Mache alles mit
- 1971: Rudi, benimm dich!
- 1971: Die tollen Tanten schlagen zu
- 1971: Hochwürden drückt ein Auge zu
- 1971: Kinderarzt Dr. Fröhlich
- 1972: Blutiger Freitag
- 1972: Immer Ärger mit Hochwürden
- 1972: Meine Tochter – deine Tochter
- 1972: Der Schrei der schwarzen Wölfe
- 1972: Trubel um Trixie
- 1972: Die Pfarrhauskomödie
- 1973: Blau blüht der Enzian
- 1973: Crazy – total verrückt
- 1973: Was Schulmädchen verschweigen
- 1973: Reigen
- 1973: Geh, zieh dein Dirndl aus
- 1973: Die blutigen Geier von Alaska
- 1973: Wenn jeder Tag ein Sonntag wär
- 1974: Alpenglüh’n im Dirndlrock
- 1974: Bohr weiter, Kumpel
- 1974: Wenn Mädchen zum Manöver blasen
- 1974: Zwei im siebenten Himmel
- 1974: Es war nicht die Nachtigall
- 1975: Was treibt die Maus im Badehaus?
- 1976: Jeder stirbt für sich allein
- 1976: Griechische Feigen
- 1977: Freude am Fliegen
- 1977: Drei Schwedinnen in Oberbayern
- 1977: Vanessa
- 1978: Hurra, die Schwedinnen sind da
- 1978: Die Insel der tausend Freuden
- 1978: Das Love-Hotel in Tirol
- 1978: Popcorn und Himbeereis
- 1978: Summer Night Fever
- 1979: Sunnyboy und Sugarbaby
- 1979: Cola, Candy, Chocolate
- 1979: Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo
- 1979: Hot Dogs auf Ibiza
- 1979: Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern
- 1980: Die schönen Wilden von Ibiza
- 1980: Zärtlich aber frech wie Oskar
- 1980: Desideria (Desideria: La vita interiore)
- 1980: Drei Schwedinnen auf der Reeperbahn
- 1980: Die Säge des Todes
- 1981: Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon
- 1981: Kalt wie Eis
- 1981: Piratensender Powerplay
- 1981: Banana Joe
- 1981: Frankfurt Kaiserstraße
- 1982: Ein dicker Hund
- 1982: Im Dschungel ist der Teufel los
- 1982: Babystrich im Sperrbezirk
- 1983: Die Supernasen
- 1983: Das verrückte Strandhotel
- 1983: Sunshine Reggae auf Ibiza
- 1984: Schulmädchen ’84
- 1984: Seitenstechen
- 1984: Mama Mia – Nur keine Panik
- 1984: Zwei Nasen tanken Super
- 1984: Coconuts
- 1984: Her mit den kleinen Schweinchen
- 1984: Drei und eine halbe Portion
- 1985: Die Einsteiger
- 1985: Rote Rosen für ein Callgirl
- 1985: Die Schokoladen-Schnüffler
- 1986: Geld oder Leber
- 1986: Kunyonga – Mord in Afrika
- 1986: Bitte laßt die Blumen leben
- 1987: Zärtliche Chaoten
- 1987: Der Joker
- 1988: Starke Zeiten
- 1988: Zärtliche Chaoten II (ungenannt)
- 1988: Killing Blue
- 1989: Zwei Frauen
- 1989: Gummibärchen küßt man nicht
- 1990: Eine Frau namens Harry
- 1992: Fiorile
Fernsehproduktionen
- 1990–1993: Ein Schloß am Wörthersee (Serie)
- 1991–1992: Die große Freiheit (Serie)
- 1992: Almenrausch und Pulverschnee (Serie)
- 1993–1994: Peter und Paul (Serie)
- 1993: Der blaue Diamant
- 1993: Hochwürden erbt das Paradies
- 1993: Tierärztin Christine
- 1993: Das Paradies am Ende der Berge
- 1993: Der Heiratsvermittler
- 1994: Immer Ärger mit Nicole
- 1994: Sonne über dem Dschungel
- 1994: Drei zum Verlieben (Serie)
- 1994: Unsere Schule ist die Beste (Serie)
- 1994: Mein Freund, der Lipizzaner
- 1994: Liebling, ich muss auf Geschäftsreise
- 1995–2002: Klinik unter Palmen (Serie)
- 1995: Der schwarze Fluch – Tödliche Leidenschaften
- 1995: Ein Richter zum Küssen
- 1995: Tierärztin Christine – Eine Frau kämpft sich durch
- 1996: Hochwürdens Ärger mit dem Paradies
- 1996: Fröhlich geschieden
- 1997: Die Superbullen
- 1997: Fröhliche Chaoten
- 1997: Ein Herz wird wieder jung
- 1998: Die blaue Kanone
- 1998: Tödliche Diamanten (Zweiteiler)
- 1998: Letzte Chance für Harry
- 1998: Tierärztin Christine – Abenteuer in Südafrika
- 1999: Das Mädchen aus der Torte
- 1999–2004: Der Pfundskerl (Serie)
- 2000: Seitensprung ins Glück
- 2001: Herzensfeinde
- 2001–2004: Der Bestseller (Serie)
- 2001: Eine Insel zum Träumen – Koh Samui
- 2001–2002: Liebe, Lügen, Leidenschaften (Serie)
- 2002: Drei unter einer Decke
- 2002: Die Jungen von der Paulstraße
- 2002: Ein himmlisches Weihnachtsgeschenk
- 2002: August, der Glückliche
- 2003–2014: Das Traumhotel (Serie)
- 2003: Alles Glück dieser Erde
- 2003: Die Rückkehr des Tanzlehrers (Zweiteiler)
- 2004: Wenn der Vater mit dem Sohne
- 2004–2005: Weißblaue Wintergeschichten (Serie)
- 2004: Familie Sonnenfeld (Serie)
- 2005: Agathe kann’s nicht lassen (Serie)
- 2005: Die Liebe eines Priesters
- 2005: Lauras Wunschzettel
- 2005: Die Alpenklinik
- 2006: Tod eines Keilers
- 2007: Mord in bester Gesellschaft (Fernsehreihe)
- 2012: Oma wider Willen
Auszeichnungen
- 1992: Romy
- 1992: Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- 1996: Ehrenbürger der Marktgemeinde Velden am Wörther See
- 2001: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse[5]
- 2002: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- 2002: Goldener Rathausmann der Stadt Wien
- 2004: Romy
- 2006: Berufstitel Professor
- 2009: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich[2]
- 2015: Platin-Romy für das Lebenswerk[6]
- 2018: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[7][8]
Karl Spiehs erhielt außerdem Auszeichnungen der Bundesländer Kärnten und Niederösterreich.
In Ternitz erhielt er 2001 den Goldenen Ehrenring der Stadtgemeinde, 2011 wurde der Park vor dem Stadtkino in Prof. Karl Spiehs-Park bekannt, wo 2022 eine Büste enthüllt wurde.[9][10]
Literatur
- Roman Schliesser: Die Supernase – Karl Spiehs und seine Filme. Ueberreuter, Wien 2006, ISBN 978-3-8000-7228-6.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 414f.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Spiehs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Spiehs in der Internet Movie Database (englisch)
- Karl Spiehs bei filmportal.de
- Die Supernase – Karl Spiehs und seine Filme. Buchrezension bei tv-kult.com
Einzelnachweise
- ↑ "Carl der Große": ORF Niederösterreich präsentiert ein Porträt über Carl Spiehs "Österreich-Bild aus dem Landesstudio Niederösterreich" am 25. Februar. APA-Meldung vom 24. Februar 2001, abgerufen am 5. Februar 2015.
- ↑ a b Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes NÖ für Karl Spiehs. APA-Meldung vom 19. Mai 2009, abgerufen am 5. Februar 2015.
- ↑ Erfolgsproduzent Karl Spiehs mit 90 Jahren verstorben. In: apa.at. Austria Presse Agentur, 27. Januar 2022, abgerufen am 27. Januar 2022.
- ↑ Filmproduzent Karl Spiehs beigesetzt. In: kaernten.orf.at. 12. Februar 2022, abgerufen am 26. März 2022.
- ↑ Liste der Träger des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Abgerufen am 5. Februar 2015.
- ↑ Kurier - Das sind die Nominierten für die KURIER ROMY 2015. Artikel vom 4. März 2015, abgerufen am 25. April 2015.
- ↑ NÖN: Karl Spiehs erhält Ehrenzeichen der Republik. Artikel vom 7. August 2018, abgerufen am 7. August 2018.
- ↑ orf.at: Karl Spiehs erhält Ehrenzeichen der Republik. Artikel vom 7. August 2018, abgerufen am 7. August 2018.
- ↑ Johannes Authried: Ternitzer Filmtage: Die Stadt würdigt ihren großen Sohn. In: noen.at. 8. September 2022, abgerufen am 9. September 2022.
- ↑ Ein Denkmal für Prof. Karl Spiehs. In: ternitz.gv.at. 12. September 2022, abgerufen am 15. September 2022.
Personendaten | |
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NAME | Spiehs, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Spiehs, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Filmproduzent |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1931 |
GEBURTSORT | Blindendorf-Dunkelstein, Ternitz, Österreich |
STERBEDATUM | 27. Januar 2022 |