Kennzeichen D (Fernsehsendung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fernsehsendung
Titel Kennzeichen D
D international vehicle registration oval.svg
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre Politmagazin
Erscheinungsjahre 1971–2001
Titelmusik Ruck Zuck/Waiting
Idee Hanns Werner Schwarze u. a.
Musik Kraftwerk/Santana
Premiere 9. Sep. 1971 – 14. März 2001 auf ZDF
Moderation

Kennzeichen D war eine 45-minütige politische Fernsehsendung des ZDF, die vom 9. September 1971 bis zum 14. März 2001 ausgestrahlt wurde. Im Gegensatz zum unmittelbaren Vorgängerformat drüben berichtete sie nicht nur über die DDR, sondern griff Themen aus beiden deutschen Teilstaaten sowie gesamtdeutsche Fragen auf. Sie sollte Interesse und Verständnis für das Leben im jeweils anderen Deutschland wecken und ein möglichst realistisches Bild des Alltags auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze vermitteln.

Idee und Konzeption

Idee und Konzeption der Sendereihe wurden von Hanns Werner Schwarze entwickelt, der die Folgen von der Erstsendung bis 1982 moderierte und die Redaktion leitete. Er war gleichzeitig Leiter des ZDF-Studios Berlin.[1][2]

„Nachbarn kann nur kritisieren, wer selbstkritisch bei sich anfängt.“

Hanns Werner Schwarze[3]

In der Premierensendung ließ Schwarze den Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch ein Chanson singen, in dem dieser jedermann recht gibt, zum Schluss einen Telefonhörer abhebt und ein imaginäres Gespräch mit den Worten abschließt: „Jawohl, Herr Intendant, Sie haben auch recht.“

Titel der Sendereihe

Beide deutsche Staaten verwendeten zu Sendebeginn das Kraftfahrzeug-Nationalitätszeichen „D“ für Deutschland, auch „D-Schild“ genannt, oder „Kennzeichen D“. Die Deutsche Demokratische Republik führte am 1. Januar 1974 jedoch als Nationalitätskennzeichen „DDR“ ein.

Titelmusik

Beim Start dieser Sendereihe wurde Ruckzuck von der deutschen Elektronikband Kraftwerk aus deren gleichnamigem Album als Titelmusik gewählt. Insbesondere der stakkatoartige elektronische Klang der Musik und der mechanisierte Druckherstellungsprozess von Nationalitätskennzeichenaufklebern ergaben einen für die damalige Zeit eindrucksvollen Vor-/Abspann. Im weiteren Verlauf der Sendereihe wurde im Prozess von Relauncharbeiten Waiting der Band Santana als Titelmusik ausgewählt.

Politisches Umfeld

Die Sendereihe startete parallel zur von Bundeskanzler Willy Brandt propagierten Entspannungspolitik bzw. neuen Ostpolitik und unterstützte diese, während als medialer Gegenpart das oft polarisierende ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal diese im eigenen Haus konterkarierte.[4][5][6] Kennzeichen D wurde mittwochs im wöchentlichen Wechsel mit dem ZDF-Magazin gesendet.

Moderatoren und Ende

Nach Gründer Hanns Werner Schwarze (1971–1982) war Joachim Jauer Leiter und Moderator der Sendung (1982–1984). Nach ihm übernahm Dirk Sager (1984–1990), der wiederum von Joachim Jauer abgelöst wurde (1990–1995). Auf diesen folgte Olaf Buhl (1995–2001). Zu den weiteren Moderatoren zählten Klaus-Henning Arfert, Dietmar Barsig, Ernst Elitz, Thomas Euting, Thomas Fuhrmann, Hans-Dieter Jaene, Harald Jung, Johann Michael Möller, Lea Rosh, Giselher Suhr, Gustav Trampe und Ralf Zimmermann von Siefart.

Das Archiv der Sendung wurde 1999 bei einem Brand im ZDF-Filmarchiv in Tempelhof zerstört.[7]

Trotz erheblichen Protests seitens der Redaktion und von Prominenten wie zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wurde Kennzeichen D letztmals am 14. März 2001 ausgestrahlt.[8]

Auszeichnungen für die Redaktion

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auch recht. In: Der Spiegel. Nr. 37, 1971 (online).
  2. Fernsehen: Der letzte Giftzahn des ZDF. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1980 (online).
  3. Fernsehlexikon.de.
  4. Joachim-Felix Leonhard, Hans-Werner Ludwig, Dietrich Schwarze u. a.: Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. de Gruyter 2002, ISBN 3-11-016676-3, S. 2292/2293.
  5. Frech, unterkühlt, gesamtdeutsch. In: Die Zeit, Nr. 39/1973.
  6. Kreuzpeinlich. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1980 (online).
  7. Andreas Baumann: Filme von "Kennzeichen D" vernichtet. In: Die Welt. 22. August 1999 (welt.de [abgerufen am 26. September 2020]).
  8. Arnold Schölzel: Auf kein Wiedersehen. In: junge Welt. 14. März 2001, abgerufen am 26. September 2020.