Kernkraftwerk Fukushima Daini
Kernkraftwerk Fukushima Daini | ||
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Lage | ||
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Koordinaten | 37° 19′ 10″ N, 141° 1′ 16″ O | |
Land | Lua-Fehler in package.lua, Zeile 80: module 'strict' not found | |
Daten | ||
Eigentümer | Tōkyō Denryoku | |
Betreiber | Tōkyō Denryoku | |
Projektbeginn | 1976 | |
Kommerzieller Betrieb | 20. April 1982 | |
Stilllegung | 2019 (de facto 2011) | |
Aktive Reaktoren |
0 | |
Stillgelegte Reaktoren (Brutto) |
4 (4400 MW) | |
Eingespeiste Energie im Jahr 2007 | 24.385 GWh | |
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme | 621.733 GWh | |
Website | Das Kernkraftwerk auf der Seite des Betreibers (englisch) | |
Stand | 2. Juli 2008 | |
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation. |
Das stillgelegte Kernkraftwerk Fukushima Daini oder Fukushima II [ɸɯˈkɯɕima] (jap.
Fukushima dai-ni genshiryoku hatsudensho ‚Kernkraftwerk Fukushima Nr. 2‘) liegt in den Gemeinden Naraha und Tomioka im Landkreis Futaba in der Präfektur Fukushima etwa 200 Kilometer von Tokio entfernt direkt am Meer. Der Name erklärt sich damit, dass die Anlage in der Nähe – etwa 12 Kilometer südlich – des älteren Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) errichtet wurde. Das Kraftwerk wurde, wie Fukushima I, von Tepco betrieben.
Technik
Das Kernkraftwerk besteht aus vier Siedewasserreaktoren der fünften Generation einer von General Electric entworfenen Linie von Siedewasserreaktoren (BWR/5: Boiling Water Reactor). Die Reaktoren 1 und 3 stammen von Toshiba, 2 und 4 von Hitachi. Die Reaktorkerne befinden sich in Sicherheitsbehältern (Containments), die ebenfalls von General Electric entworfen wurden. Es handelt sich um Containments der zweiten Generation (Mark II).
Die Anlage liegt unmittelbar am Meer und verfügt über einen eigenen Hafen. Dort wird Kühlwasser gepumpt und radioaktiver Abfall verschifft. Insgesamt bedeckt die Anlage eine Fläche von ca. 1,5 km².
Zwischenfälle
Zur Jahreswende 1999/2000 fiel um 8:58 Uhr im Kraftwerk die Anzeige für die Steuerstäbe aus. Eine Uhr des Anzeigeterminals zeigte das Datum „6. Februar 2036“ an. Nachdem die Uhr gestellt war, lief alles wieder normal.[1]
Im August 2002 stellte sich heraus, dass 16 Jahre lang Berichte des Betreibers TEPCO gefälscht und Inspektionen aus Kostengründen verschleppt worden waren. Alle TEPCO-Kernkraftwerke wurden daraufhin in den nächsten Monaten heruntergefahren. Am Standort Fukushima II waren alle Reaktoren im Zeitraum ab dem 14. April bis zum 31. August 2003 abgeschaltet.[2] Als letztes ging Block 4 am 4. November 2004 wieder in Betrieb.[3]
Erdbeben in Japan 2011
Am 11. März 2011 wurde während des Tōhoku-Erdbebens (Magnitude 9) um 14:48 Uhr Ortszeit an allen vier Blöcken des Kraftwerks, die sich zu dieser Zeit sämtlich im Leistungsbetrieb befanden, von den automatischen Reaktorsteuerungen zunächst prozessgerecht eine Reaktorschnellabschaltung vorgenommen und der Isolationszustand der Reaktorsicherheitsbehälter hergestellt. Damit war planmäßig aufgrund der geschlossenen Speisewasser- und Frischdampfventile der Verlust der Hauptwärmesenken verbunden. Die Abfuhr der Nachzerfallswärme erfolgte in als Ersatzwärmesenken dienende wassergefüllte Kondensationskammern. Wegen Überflutung der Kühlwasserpumpen für die Blöcke 1,2 und 4 im unmittelbar am Meer stehenden Pumpenhaus wurden vorübergehend die Zusatzwasser-Einspeisesysteme als Hilfsspeisepumpen verwendet. Das Pumpenhaus wurde am folgenden Tag mit mobilen Kleinpumpen leer gepumpt und neue Pumpenmotoren für die Kühlwasserpumpen installiert, womit die Kühlwasser-Versorgung für die Kondensationskammer-Kühlung wieder normal funktionierte.[4][5]
Der von dem Erdbeben ausgelöste Tsunami traf mit einer Höhe von 6,5 bis 7 Metern in Fukushima-Daini ein und überschwemmte Teile des Kraftwerksgeländes vorübergehend bis auf 2,5 Meter Höhe, richtete jedoch keinen Schaden an den Reaktorblöcken im engeren Sinn an.[6]
In den Blöcken 1, 2 und 4 erreichte am folgenden Tag um 5:22, 5:32 bzw. 6:07 Uhr Ortszeit die Temperatur in den Kondensationskammern 100 °C, womit die Funktion der Druckabbausysteme verloren ging. Daher wurde zu diesen Zeitpunkten für diese drei Blöcke jeweils ein Störfall erklärt. Um einem gefährlichen Druckanstieg in den Reaktorsicherheitsbehältern begegnen zu können, wurde im Verlauf des Tages an allen vier Blöcken ein gefiltertes Ablassen von gering radioaktivem Luft-Wasserdampf-Gemisch über die Abluftkamine vorbereitet. Entsprechende Maßnahmen wurden jedoch nicht erforderlich. Block 3 war um 12:15 Uhr kalt (Temperatur im Reaktor < 100 °C) abgefahren, in den anderen Blöcken waren noch weitere Kühlmaßnahmen erforderlich. Der Betreiber TEPCO erklärte am Abend des 12. März den Zustand aller vier Reaktoren für stabil. An Block 1 wurde die vollständige Notkühlung am 14. März um 1:24 Uhr, an Block 2 um 7:13 Uhr wiederhergestellt. Die Versorgung der Anlage mit elektrischer Energie war durchgehend gewährleistet. Es fanden mehrere Nachbeben statt. Es kam zu mehreren Instrumentenfehlanzeigen.
Während des Ereignisses, offenbar in unmittelbarer Folge des Erdbebens, starb ein Arbeiter vor Ort bei einem Kranunfall, vier weitere Arbeiter wurden verletzt.[7][8]
Die Gefahr durch den zeitweiligen Verlust der Druckabbausysteme führte zur Erklärung eines nuklearen Notfalls durch die japanische Regierung, was unmittelbar zuvor für das stärker betroffene nahegelegene Kernkraftwerk Fukushima Daiichi erstmals in der Geschichte Japans geschehen war. Zunächst wurde für Fukushima II eine Evakuierungszone von drei, später von zehn Kilometern Radius angeordnet. Der Evakuierungsbereich lag jedoch fast vollständig innerhalb des größeren Evakuierungsbereichs für Fukushima I. Insgesamt wurden ca. 185.000 Personen evakuiert. 230.000 Jodtabletten wurden vor Ort zur Ausgabe vorgehalten.[8] Die Temperatur in allen Reaktoren konnte am 15. März auf unter 100 °C gesenkt werden[9][10]; ein Zustand, der „heruntergefahren kalt“ oder „cold shutdown“ genannt wird. Die Vorfälle in den Blöcken 1, 2 und 4 wurden von der Japanischen Atomaufsichtsbehörde am 12. und 18. März 2011 als INES-Stufe 3 („Ernster Störfall“) eingestuft.[11]
Stilllegung
Der Präsident von Tepco, Tomoaki Kobayakawa, erklärte Mitte Juni 2018 in Gesprächen mit dem Gouverneur der Region Fukushima, Masao Uchibori, dass das Unternehmen überlege, die Anlage stillzulegen. Ein ungewisser Status der Anlage behindere den Wiederaufbauprozess der Region, so Kobayakawa. Die Bevölkerung von Fukushima wünsche dringend eine Stilllegung, fügte Uchibori hinzu.[12] Am 30. September 2019 wurde die seit März 2011 abgeschaltete Anlage offiziell stillgelegt.[13]
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Fukushima II hat insgesamt vier Blöcke:
Reaktorblock[14] | Reaktortyp | Netto- leistung |
Brutto- leistung |
Baubeginn | Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb |
Abschal- tung |
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Fukushima Daini 1 | Siedewasserreaktor Mark II-BWR/5 | 1067 MW | 1100 MW | 16.03.1976 | 31.07.1981 | 20.04.1982 | 30.09.2019, defacto 3/2011 |
Fukushima Daini 2 | Siedewasserreaktor Mark II-BWR/5 | 1067 MW | 1100 MW | 25.05.1979 | 23.06.1983 | 03.02.1984 | 30.09.2019, defacto 3/2011 |
Fukushima Daini 3 | Siedewasserreaktor Mark II-BWR/5 | 1067 MW | 1100 MW | 23.03.1981 | 14.12.1984 | 21.06.1985 | 30.09.2019, defacto 3/2011 |
Fukushima Daini 4 | Siedewasserreaktor Mark II-BWR/5 | 1067 MW | 1100 MW | 28.05.1981 | 17.12.1986 | 25.08.1987 | 30.09.2019, defacto 3/2011 |
Siehe auch
- Kernenergie in Japan
- Liste der Kernreaktoren in Japan
- Liste der Kernreaktoren mit der höchsten Jahresproduktion
- Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
Weblinks
- AtomkraftwerkePlag: Fukushima Daini (Japan)
- Tepco-Pressemeldungen zu Fukushima Daini (englisch)
- Status of Fukushima Daiichi and Fukushima Daini Nuclear Power Stations after Great East Japan Earthquake. Tepco (englisch)
- Erster Bericht der japanischen Regierung an die IAEO (PDF; 4,3 MB) zu den Unfällen in den Kernkraftwerken von Fukushima, 7. Juni 2011 (englisch)
- Zweiter Bericht der japanischen Regierung an die IAEO (PDF; 25 MB) zu den Unfällen in den Kernkraftwerken von Fukushima, 15. September 2011, S. 238–291 (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Martyn Williams: Computer problems hit three nuclear plants in Japan. CNN, 3. Januar 2000, archiviert vom Original am 1. Oktober 2012; abgerufen am 7. August 2016 (englisch).
- ↑ Operating Records of Nuclear Power Plants in August 2003. (PDF; 619 kB) In: JAIF. 2003, archiviert vom Original am 16. November 2011; abgerufen am 7. August 2016 (englisch).
- ↑ Operating Records of Nuclear Power Plants in November 2004. (PDF; 71 kB) In: JAIF. 2004, archiviert vom Original am 16. November 2011; abgerufen am 7. August 2016 (englisch). (Block 1 ist zu diesem Zeitpunkt wieder für Wartungsarbeiten abgeschaltet.)
- ↑ Cold shutdowns at Fukushima Daini
- ↑ Erfahrungs- und Forschungsbericht 2011. ENSI
- ↑ Results of the investigation regarding tsunami arrived in Fukushima Daiichi Nuclear Power Station and Fukushima Daini Nuclear Power Station (englisch) Tepco. 9. April 2011. Archiviert vom Original am 11. April 2011. Abgerufen am 11. April 2011.
- ↑ Konsolidierte Mitteilung des Reaktorbetreibers, 14. März 2011
- ↑ a b IAEA update on Japan Earthquake
- ↑ <福島第二原子力発電所プラント状況等のお知らせ> (PDF; 91 kB)
- ↑ Radiation leak feared at nuke plant, people urged to stay indoors. In: Kyodo News. 15. März 2011, archiviert vom Original am 21. März 2011; abgerufen am 7. August 2016 (englisch). (Meanwhile, the No. 4 reactor of TEPCO's Fukushima No. 2 nuclear plant, which is adjacent to the No. 1 plant, has successfully cooled down, meaning the plant no longer has a reactor in an emergency situation.)
- ↑ Informationen zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai. (Nicht mehr online verfügbar.) Gesellschaft für Reaktorsicherheit, 18. März 2011, archiviert vom Original am 12. April 2011; abgerufen am 18. März 2011. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Tepco to scrap another nuclear plant in Fukushima. In: Kyodo News. 14. Juni 2018, abgerufen am 15. Juni 2018 (englisch).
- ↑ https://pris.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/CountryDetails.aspx?current=JP
- ↑ Leistungsdaten der japanischen Reaktoren im Power Reactor Information System (PRIS) der IAEA (englisch)