Kornerupin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kornerupin
Kornerupine-162065.jpg
Kornerupin-Kristall aus der Mount Riddock Station, Harts Ranges, Northern Territory, Australien
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel (□,Mg,Fe2+)Al4(Mg3Al2)[O4|(OH,O)|Si2O7|(Si(Al,B)Si)Σ3O10][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.BJ.50 (8. Auflage: VIII/B.31)
58.01.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe Cmcm (Nr. 63)Vorlage:Raumgruppe/63[1]
Gitterparameter a = 13,75 Å; b = 16,04 Å; c = 6,71 Å[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Häufige Kristallflächen {110}, {100}, {010}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 7
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,29 bis 3,35; berechnet: 3,288[3]
Spaltbarkeit gut nach {110}
Farbe farblos, weiß, grau, grünlich, bläulich, grünlichbraun bis gelblichbraun, schwarz
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,660 bis 1,671[4]
nβ = 1,673 bis 1,683[4]
nγ = 1,674 bis 1,684[4]
Doppelbrechung δ = 0,014[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 3 bis 48°; berechnet: 30 bis 32°[4]

Kornerupin ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (□,Mg,Fe2+)Al4(Mg3Al2)[O4|(OH,O)|Si2O7|(Si(Al,B)Si)Σ3O10][1] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle mit prismatischem Habitus, aber auch radialstrahlige oder körnige Mineral-Aggregate.

Reiner Kornerupin ist farblos und durchsichtig. Er kann allerdings durch vielkristalline (körnige) Ausbildung oder Gitterbaufehler weiß erscheinen oder durch Fremdbeimengungen eine graue, grünliche, bläuliche, grünlichbraune bis gelblichbraune oder schwarze Farbe annehmen. Die Strichfarbe ist jedoch immer weiß.

Mit einer Mohshärte von 6 bis 7 gehört Kornerupin zu den mittelharten bis harten Mineralen und ist ähnlich wie das Referenzmineral für Härte 6 Orthoklas mit Stahlfeile noch ritzbar bzw. ist wie das Referenzmineral für Härte 7 Quarz in der Lage, Fensterglas zu ritzen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Kornerupin bei Qeqertarsuatsiaat (dänisch Fiskenæsset) auf Grönland und beschrieben 1884 von Johannes Theodor Lorenzen (1855–1884),[5] der das Mineral nach dem dänischen Geologen Andreas Kornerup benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kornerupin zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen (Neso-Subsilikate)“, wo er zusammen mit Boralsilit, Dumortierit, Grandidierit, Harkerit, Holtit, Magnesiodumortierit, Ominelit, Prismatin und Werdingit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kornerupin ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Silikatgruppenbildung und der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Gruppensilikate mit Si3O10, Si4O11 usw. Anionen; Kationen in oktaedrischer [6]er- und/oder größerer Koordination“ zu finden ist, wo es zusammen mit Prismatin die unbenannte Gruppe 9.BJ.50 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kornerupin in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Kornerupingruppe“ mit der System-Nr. 58.01.01 und dem weiteren Mitglied Prismatin innerhalb der Unterabteilung der „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen mit Kationen in [4] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“ zu finden.

Kristallstruktur

Kornerupin kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmcm (Raumgruppen-Nr. 63)Vorlage:Raumgruppe/63 mit den Gitterparametern a = 13,75 Å; b = 16,04 Å und c = 6,71 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Grüner, durchsichtiger Kornerupin in Edelsteinqualität aus der Region Horombe, Provinz Fianarantsoa, Madagaskar (Größe: 9 cm × 4 cm × 4 cm)

Kornerupin bildet sich meist in borreichen vulkanischen und sedimentären Gesteinen, die stark metamorph beansprucht wurden und dabei Amphibolit- oder Granulit-Fazies bilden. Begleitminerale sind unter anderem Andalusit, Biotit, Cordierit, Dumortierit, Grandidierit, Hämatit, Ilmenit, Korund, Kyanit, Magnetit, Phlogopit, Rutil, Sapphirin, Sillimanit, Spinell und verschiedene Turmaline.

Insgesamt konnte Kornerupin bisher (Stand: 2011) an 44 Fundorten nachgewiesen werden.[6] Neben seiner Typlokalität Qeqertarsuatsiaat (Fiskenæsset), wo mit einem Durchmesser von bis 23 cm auch die bisher größten bekannten Kristalle gefunden wurden, trat das Mineral auf Grönland noch am Bjørnesund bei Sarfaq im Bezirk Kitaa auf.

Weitere Fundorte liegen im Enderbyland und der Lützow-Holm-Bucht in der Ostantarktis; an der Mount Riddock Station und den Strangways Ranges im Northern Territory in Australien; bei Ongaing, nahe der Stadt Mogok in der Mandalay-Division von Myanmar (ehemals Birma); bei Lac-Sainte-Marie in der kanadischen Region Outaouais; bei Jixi in China; am Rio Mayo im Municipal de Mercaderes in der kolumbianischen Gemeinde Cauca; bei Varpaisjärvi und Kittilä in Finnland; am Lasamba Hill und bei Mangari in der kenianischen Provinz Coast; bei Ambovombe, Betroka und Mahafaly in der Provinz Toliara auf Madagaskar; bei Arendal, Froland und Risør in der Provinz Aust-Agder und bei Bamble in der Provinz Telemark in Norwegen; am Chilapila Hill im Copperbelt in Sambia; bei Dobšiná in der Slowakei; bei Port Shepstone, am Soutpansberg und im Namaqualand in Südafrika; bei Weligama im Distrikt Matara auf Sri Lanka; im Pamirgebirge in Tadschikistan; am Mautia Hill in der Region Dodoma in Tansania; in den Labwor Hills im Distrikt Kotido in Uganda; am Mase Mountain im Morris County und am Greenwood Lake in New Jersey, bei Lyonsdale im Lewis County und bei Warrensburg im gleichnamigen County in New York sowie am Moses Rock im San Juan County in Utah.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Joh. Lorenzen: Untersuchungen grönländischer Mineralien. In: P. Groth (Hrsg.): Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 11. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1886, S. 317 (rruff.info [PDF; 246 kB; abgerufen am 19. April 2018] Originaltitel: Undersögelse af Mineralier fra Grönland. In: Meddelelser om Grönland 7, Kopenhagen 1884).

Weblinks

Commons: Kornerupin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 593.
  2. Webmineral – Kornerupine (englisch)
  3. a b Kornerupine. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 77 kB]).
  4. a b c d e Mindat – Kornerupine (englisch)
  5. Lorenzen. In: Christian Blangstrup (Hrsg.): Salmonsens Konversationsleksikon. 2. Auflage. Band 15: Kvadratrod–Ludmila. J. H. Schultz Forlag, Kopenhagen 1923, S. 1045 (dänisch, runeberg.org).
  6. Mindat - Anzahl der Fundorte
  7. Fundortliste für Kornerupin beim Mineralienatlas und bei Mindat