Kricheldorf (Salzwedel)

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Kricheldorf
Hansestadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 49′ 40″ N, 11° 10′ 38″ O
Höhe: 23 m ü. NHN
Fläche: 5,65 km²[1]
Einwohner: 89 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Krinau
Postleitzahl: 29410
Vorwahl: 03901
Kricheldorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Kricheldorf in Sachsen-Anhalt

Kirche in Kricheldorf

Kricheldorf ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Kricheldorf, ein Sackgassendorf mit Kirche,[1] liegt etwa vier Kilometer südöstlich von Salzwedel im Norden der Altmark. Westlich des Dorfes fließt die Jeetze.[3]

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Kricheldorf stammt aus dem Jahre 1263 als Crichelendorp,[4] so in einer Urkunde im Geheimem Staatsarchiv in Berlin. Markgraf Otto vereignete das Allod im Dorf dem Heiliggeist-Spital bei Salzwedel. Adolph Friedrich Riedel transkribierte den Namen mit „Crichelndorp“.[5] Weitere Nennungen sind 1341 Crichlendorpe und 1363 Krychelendorpe.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Chrichelndorp mit 16 Zinshufen aufgeführt.[6] Andere Schreibweisen des Ortsnamens sind 1377 Cricheldorff, 1541 Kricheldorf, 1687 Kricheldorff[1] und schließlich auch 1804 Kricheldorf.[7]

Archäologie

Kricheldorf ist ein bedeutender Fundort neolithischer Feuersteinwerkzeuge[8]

Im Jahre 1898 grub K. Lüdemann zwei benachbarte Hügel auf dem Exerzierplatz der Salzwedeler Ulanen nordöstlich von Kricheldorf aus. Er legte insgesamt 150 Gräbern frei. Zerstört oder bereits geöffnet waren seiner Schätzung nach etwa 600 Gräber dieses eisenzeitlichen Gräberfeldes der Jastorf-Kultur.[9] Ein Teil der Funde kann im Johann-Friedrich-Danneil-Museum besichtigt werden.

In der Nähe lag das Großsteingrab Kricheldorf.

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 wurden die Gemeinden Kricheldorf und Sienau im Landkreis Salzwedel zu einer Gemeinde mit dem Namen Krinau zusammengeschlossen.[10]

Am 25. Juli 1952 wurde Krinau in den Kreis Salzwedel umgegliedert. Am 1. März 1974 wurde die Gemeinde Krinau in die Stadt Salzwedel eingemeindet.[11] Krinau wurde damit aufgelöst. Kricheldorf und Sienau wurden Ortsteile von Salzwedel.[12]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734 109
1774 090
1789 090
1798 121
1801 109
1818 125
Jahr Einwohner
1840 158
1864 147
1871 138
1885 128
1892 [00]091[13]
1895 107
Jahr Einwohner
1900 [00]074[13]
1905 123
1910 [00]111[13]
1925 168
1939 174
1946 269
Jahr Einwohner
1993 086[14]
1995 099[14]
2000 107[14]
2005 108[14]
2010 105[14]
2014 094[15]
Jahr Einwohner
2015 [00]98[15]
2021 [0]89[2]

Quelle bis 1946, wenn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Kricheldorf gehörte bis 1994 zur Pfarrei St. Georg in Salzwedel-Perver.[1][16] Die Evangelischen aus Kricheldorf gehören seitdem zum Kirchspiel St. Georg im Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die ehemals evangelische Dorfkirche Kricheldorf ist ein Feldsteinsaal mit einem Kern aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das Inventar der Kirche wurde 1975 zerstört.[1] Die Kirche war eine Filialkirche der Kirche in Brewitz.[16] Das Jahr der Profanierung der Kirche ist nicht bekannt.
  • In Kricheldorf steht vor der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, eine große, oben abgerundete Steinplatte mit Eisernem Kreuz, Inschrift und Namen der Gefallenen.[18]

Literatur

  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 152.
  • J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 338, 96. Kricheldorf (Textarchiv – Internet Archive).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1265–1268, doi:10.35998/9783830522355.
  2. a b Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 210–211, Nr. 882 (uni-potsdam.de).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 14. Berlin 1857, S. 9 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 385.
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 344 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00366~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Friedrich Kauffmann, Adolf Matthias: Von der Urzeit bis zur Völkerwanderung (= Deutsche Altertumskunde. Band 1). 1913, S. 81 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3DMNW-DgAAQBAJ%26pg%3DPA81~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Lothar Mittag: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Verbrannt und begraben. Eisenzeitliche Gräberfelder in der Altmark. In: Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 7. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1999, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 130, 138, 139.
  10. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 278 (PDF).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 362.
  12. Karla Balkow, Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S. 168, 291.
  13. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege). 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 152.
  14. a b c d e Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 84 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  15. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  16. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 99 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Salzwedel-St. Georg. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  18. Kricheldorf, Stadt Salzwedel, Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 10. April 2019.