Chrysokoll

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Chrysokoll
Chrysocolla-66635.jpg
nieriger Chrysokoll aus der L'Etoile du Congo Mine bei Lubumbashi, Katanga, Demokratische Republik Kongo
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

CHRYSOCOLLA (INCI)[1]

Chemische Formel Cu4H4[(OH)8|Si4O10] · n H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silicate und Germanate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.ED.20 (8. Auflage: VIII/E.21)
74.03.02.01
Ähnliche Minerale Azurit, Malachit, Dioptas, Türkis
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol nicht bekannt
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 4
Dichte (g/cm3) 1,93 bis 2,4
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität muschelig, uneben
Farbe blau und grün in verschiedenen Zusammensetzungen und Farbtönen
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Glasglanz, Fettglanz, erdig matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,575 bis 1,585
nβ = 1,597
nγ = 1,598 bis 1,635[2]
Doppelbrechung δ = 0,023 bis 0,050[2]
Optischer Charakter einachsig positiv
Pleochroismus farblos - blass blaugrün

Chrysokoll, auch als Chrysokolla, Kieselkupfer, Kieselmalachit, Kupferkiesel, Kupfergrün oder Berggrün bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der ungefähren chemischen Zusammensetzung Cu4H4[(OH)8|Si4O10] · n H2O[3] und entwickelt überwiegend mikrokristalline, nierige bis traubige, stalaktitische oder körnige bis erdige Mineral-Aggregate und krustige Überzüge in fleckiger, blaugrüner Farbe verschiedener Tönungen.

Etymologie und Geschichte

Chrysokoll ist bereits seit der Antike bekannt. Der Name ist eine Zusammensetzung der griechischen Wörter χρυσός chrysos (Gold) und κόλλα kolla (kleben), sinngemäß also Goldleim, da es als auch Borax[4] genanntes Hilfsmittel in der antiken Goldschmiedekunst, der Granulation, diente. Im Gegensatz zu diesem natürlich vorkommenden Berggrün, wurde Chrysokoll früher auch aus Kupferrost und Kinderharn[5] hergestellt.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Chrysokoll noch zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit dem Dioptas eine eigene Gruppe bildet.

Seit der vollständigen Überarbeitung der Strunz’schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist der Chrysokoll in der Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilicate)“ und dort aufgrund seiner Kristallstruktur in der Unterabteilung „Schichtsilicate (Phyllosilicate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ einsortiert. Das Mineral findet sich dort zusammen mit Allophan, Bismutoferrit, Chapmanit, Imogolith und Neotokit in der unbenannten Gruppe 09.ED.20.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Chrysokoll ebenfalls in die Abteilung der Schichtsilikate, allerdings sind in dieser Systematik bereits die Abteilungen präziser unterteilt nach dem strukturellen Aufbau und das Mineral findet sich entsprechend in der spezifischen Abteilung der Schichtsilikate mit modulierten Lagen und dort in der Unterabteilung der Schichtsilikate: modulierte Lagen mit verbundenen Streifen. Chrysokoll findet sich dort als einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 74.03.02

Kristallstruktur

Chrysokoll kristallisiert orthorhombisch in einer nicht näher bestimmten Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 5,72 bis 5,92 Å; b = 17,7 bis 18,0 Å und c = 8,00 bis 8,28 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Chrysokoll ist vor dem Lötrohr unschmelzbar. In Salzsäure löst er sich auf und scheidet dabei pulverförmiges SiO2 ab.

Bildung und Fundorte

Stalaktitischer Chrysokoll aus der Ray Mine in den Scott Mountain, Arizona, USA

Chrysokoll ist ein typisches Sekundärmineral, das durch Umwandlung (Verwitterung, Metamorphose) aus anderen Kupfer-Mineralen hervorgeht. Zusammen mit Azurit, Malachit, Cuprit und anderen findet es sich daher vorwiegend in Kupfer-Lagerstätten.

Weltweit konnte Chrysokoll bisher (Stand: 2010) an mehr als 2700 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Broken Hill in Australien, Saida/Kreischa, Schneeberg (Sachsen), Lauterberg und Kupferberg in Deutschland, Mednorudnyansk/Ural in der Russischen Föderation sowie Bisbee und Morenci in den USA.[6]

Verwendung

Als Rohstoff

Bei lokaler Häufung dient Chrysokoll als Kupfererz. Als Kupfermineral wirkt es toxisch auf bestimmte Lebewesen und wird deshalb unter anderem als Antifouling-Zusatz für Unterwasseranstriche vor allem im Schiffbau verwendet.

Als Schmuckstein

Mineral-Aggregat aus Malachit und Chrysokoll, poliert

Chrysokoll ist wegen seiner lebhaft blau-grün getupften Oberfläche ein beliebter Schmuckstein. Allerdings reagiert der Stein aufgrund seiner geringen Härte, Wassereinlagerung und Rissneigung sehr empfindlich auf größere Erwärmungen sowie physikalische und chemische Beanspruchung.

Im Handel sind zudem zwei sehr ähnliche Mineralverwachsungen (Gesteine) erhältlich: Chrysokollquarz ist ein Gemenge aus Chrysokoll und Quarz. Eilatstein ist eines aus Chrysokoll, Malachit und Türkis. Ein weiterer, irreführender Handelsname ist Azulita für eine Verwachsung aus Chrysokoll, Azurit, Malachit, Cuprit und Dioptas.

Siehe auch

Literatur

  • Hugo Blümner: Chrysokolla 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 2515.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 107.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 713.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 259.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3.

Weblinks

Commons: Chrysokoll (Chrysocolla) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu CHRYSOCOLLA in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 1. Oktober 2021.
  2. a b Chrysocolla bei mindat.org (englisch)
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 676.
  4. Vgl. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 206.
  5. Wilhelm Hassenstein, Hermann Virl: Das Feuerwerkbuch von 1420. 600 Jahre deutsche Pulverwaffen und Büchsenmeisterei. Neudruck des Erstdruckes aus dem Jahr 1529 mit Übertragung ins Hochdeutsche und Erläuterungen von Wilhelm Hassenstein. Verlag der Deutschen Technik, München 1941, S. 107 f. (Schöpfgrün, chrisocolla porres).
  6. Mindat – Localities for Chrysocolla