Lützelhausen
Lützelhausen Gemeinde Linsengericht Koordinaten: 50° 9′ 53″ N, 9° 10′ 31″ O
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Höhe: | 174 m ü. NHN |
Fläche: | 2,46 km²[1] |
Einwohner: | 951 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 387 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 63589 |
Vorwahl: | 06051 |
Lützelhausen ist neben Altenhaßlau (Linsengericht), Eidengesäß, Großenhausen (mit Waldrode) und Geislitz (mit Hof Eich und Eichermühle), einer der fünf Ortsteile der Gemeinde Linsengericht im hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Geographie
Das Dorf liegt am Oberlauf des Schandelbaches, eines Nebenflusses der Kinzig, 180 m ü. NHN und 4,3 km südlich von Gelnhausen. Im Westen liegt einer der Zeugenberge des Spessarts, der Rauenberg, 280 m ü. NHN.
Lützelhausen liegt an der Landesstraße L3202, die den Ort im Südwesten mit dem Ortsteil Bernbach der Gemeinde Freigericht und im Nordosten mit der Kerngemeinde Altenhaßlau verbindet. Die Kreisstraße K897 führt im Osten zum Ortsteil Großenhausen.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lützelhausen erfolgte unter dem Namen Lutzelnhusen im Jahr 1326.[1] In erhaltenen Urkunden wurde Lützelhausen 1556 auch als Luczelhausen erwähnt.[1]
Das Dorf gehörte im Mittelalter zum Gericht Altenhaßlau, aus dem sich das Amt Altenhaßlau entwickelte, das zur Herrschaft Hanau, später zur Grafschaft Hanau und schließlich zur Grafschaft Hanau-Münzenberg gehörte. In der Zeit um das Jahr 1400 brach eine große Bergwerksanlage in sich zusammen, in der Eisen und Kupfer gewonnen wurden. Der Bergbau hat in der Gemarkung des Ortes bis heute riesige Mulden hinterlassen. Vor und nach der Reformation war das Dorf in Altenhaßlau eingepfarrt. Die Reformation hatte hier – wie in der gesamten Grafschaft Hanau-Münzenberg – nach 1597 die reformierte Richtung eingeschlagen.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Dorf Lützelhausen. 1821 kam das Dorf, nunmehr im „Kurfürstentum Hessen“ genannten Hessen-Kassel gelegen, bei einer dort durchgeführten grundlegenden Verwaltungsreform zu dem neu gebildeten Landkreis Gelnhausen.
1908 wurde Lützelhausen ans Wassernetz angeschlossen, 1920 ans Stromnetz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelte sich kunststoffverarbeitende Industrie an. Einen Aufschwung durchlebte in dieser Zeit auch das Handwerk. Von 1958 bis 1960 wurde Auf dem Berg ein Hochbehälter errichtet, 1961 ein Feuerwehrhaus und 1965 eine Leichenhalle.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lützelhausen zum 31. Dezember 1971 in die im September 1970 neu gegründete Gemeinde Linsengericht als Ortsteil eingegliedert.[3] Seit 1974 gehört Linsengericht-Lützelhausen zum durch die Gebietsreform neu entstandenen Main-Kinzig-Kreis. Für Lützelhausen wurden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Ab 1972 wurde eine Umgehungsstraße zur Entlastung von Lützelhausen gebaut. Im Zuge von weiteren Straßenbegradigungsarbeiten wurde 1977–78 die alte Schule und das alte Rathaus abgerissen. Die wichtigste Einrichtung des Dorfes ist die Turnhalle. Sie entstand 1988/89 Auf dem Berg und verfügt über fünf moderne Tennisplätze.
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Staaten, in denen Lützelhausen lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][5]
- vor 1458: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Hanau
- ab 1458: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Altenhaßlau
- ab 1643: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel (als Pfand), Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Altenhaßlau
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
- 1807–1810: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau
- 1810–1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Gelnhausen
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Altenhaßlau[6]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Gelnhausen[7]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Amt Altenhaßlau
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gelnhausen
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Kreis Gelnhausen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Gelnhausen
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gelnhausen
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lützelhausen 951 Einwohner. Darunter waren 30 (3,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 144 Einwohner unter 18 Jahren, 435 zwischen 18 und 49, 204 zwischen 50 und 64 und 168 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 402 Haushalten. Davon waren 105 Singlehaushalte, 123 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 66 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 286 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]
- 1587: 9 Schützen, 2 Spießer
- 1632: 14 Dienstpflichtige
- 1753: 30 Haushaltungen mit 147 Personen
- 1812: 48 Feuerstellen, 313 Seelen
Lützelhausen: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1812 | 313 | |||
1834 | 269 | |||
1840 | 305 | |||
1846 | 353 | |||
1852 | 334 | |||
1858 | 294 | |||
1864 | 268 | |||
1871 | 253 | |||
1875 | 304 | |||
1885 | 301 | |||
1895 | 317 | |||
1905 | 341 | |||
1910 | 378 | |||
1925 | 381 | |||
1939 | 372 | |||
1946 | 506 | |||
1950 | 521 | |||
1956 | 515 | |||
1961 | 539 | |||
1967 | 614 | |||
1970 | 624 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 951 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2] |
Historische Religionszugehörigkeit
• 1885: | 300 evangelische (= 99,67 %), ein katholischer (= 0,33 %) Einwohner[1] |
• 1961: | 493 evangelische (= 91,47 %), 45 katholische (= 8,35 %) Einwohner[1] |
Kulturdenkmäler
Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Linsengericht-Lützelhausen
Literatur
- Walter Engel: Die urkundlichen Ersterwähnungen der Linsengerichter Ortsteile in einer kurzen Zusammenfassung – Altenhaßlau – Eidengesäß – Geislitz mit Hof Eich, Großenhausen mit Waldrode – Lützelhausen. In: Mitteilungsblatt des Zentrums für Regionalgeschichte 30 (2005), S. 9. ISSN 0940-4198
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926., S. 213.
- Literatur über Lützelhausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Ortsteil Lützelhausen In: Webauftritt der Gemeinde Linsengericht.
- Lützelhausen. Ortsgeschichte, Infos. In: www.geschichte-linsengericht.de. Private Website
- Lützelhausen, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Lützelhausen, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 82 .
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 362.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 284 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Linsengericht, abgerufen im November 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 198 f. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.