Lars Kraume

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Lars Kraume bei der Preisverleihung der Deutschen Akademie für Fernsehen 2015

Lars Kraume (* 24. Februar 1973 in Chieti, Italien) ist ein deutscher Regisseur, Produzent und Drehbuchautor.

Werdegang

Lars Kraume wuchs in Frankfurt am Main auf, wohin seine Eltern zurückkehrten, nachdem sie einige Jahre in Italien gelebt und gearbeitet hatten. Durch seinen Vater, der nach einem Kunststudium in der Werbung tätig war, wurde Kraume schon während seiner Schulzeit an Fotografie und Film herangeführt. Nach dem Abitur arbeitete er zunächst zwei Jahre als selbstständiger Fotograf. Ein Kurzfilm, den er bereits mit 17 gedreht hatte, ermöglichte ihm den Sprung an die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, wo er ab 1994 ein vierjähriges Studium absolvierte[1]. Für seinen Studienabschlussfilm Dunckel (1998), der am 28. Oktober 1999 TV-Premiere hatte, erhielt er 2000 den Adolf-Grimme-Preis. Sein Fernseh-Psychodrama Guten Morgen, Herr Grothe wurde 2007 mit dem Deutschen Fernsehpreis und 2008 erneut mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

Nach einem Jahrzehnt, in dem er vorwiegend Tatort-Folgen drehte, wandte sich Kraume verstärkt Stoffen der Zeitgeschichte zu. Gleich der Auftakt, Der Staat gegen Fritz Bauer, bescherte ihm den bislang größten Erfolg auf diesem Gebiet; 2016 gewann er mit ihm nicht weniger als sechs Deutsche Filmpreise, darunter die für den Besten Film und die Beste Regie. Mit Das schweigende Klassenzimmer, das ebenfalls auf historischen Tatsachen beruht, wechselte Kraume lediglich von Deutschland West nach Deutschland Ost, blieb aber in der gleichen Dekade, den 1950er Jahren. Noch weiter zurück in die deutsche Geschichte, zum ersten Genozid des 20. Jahrhunderts, geht sein in Vorbereitung befindlicher Spielfilm Morenga, der auf dem gleichnamigen Roman von Uwe Timm basiert.

Einen zweiten Schwerpunkt der neueren Arbeiten Kraumes bilden seine Verfilmungen von Dramen Ferdinand von Schirachs. Sie werfen brisante moralische Fragen auf, die in ihrer Zuspitzung nicht unumstritten sind, nicht zuletzt deshalb, weil sie – wie die zahlreichen Theaterinszenierungen auch – den Zuschauer direkt zur interaktiven Entscheidung auffordern. So behandelt Terror – Ihr Urteil (17. Oktober 2016, ARD) das Dilemma, ob die Tat eines Einzelnen zu rechtfertigen ist, der entgegen anders lautendem Befehl einen drohenden Terrorakt mit einer Vielzahl zu erwartender Todesfälle abzuwenden versucht, indem er eine geringere Zahl an Menschenleben an ihrer Statt opfert. Gott (23. November 2020, ARD) rückt ein realitätsnäheres Problem in den Fokus: das der Sterbehilfe, durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 zwar entkriminalisiert,[2] im konkreten Fall jedoch dahingehend zugespitzt, dass der Wunsch nach Beihilfe zum Suizid von einem Menschen geäußert wird, der nach einem Schicksalsschlag „nur“ seelisch, aber nicht massiv körperlich leidet.

Kraume lebt seit 1994 in Berlin, ist Vater zweier Söhne und verheiratet mit der Kunsthistorikerin Lena Kiessler, die ihn in seiner Arbeit berät und als Co-Autorin am Drehbuch für seine Fernsehserie Die Neue Zeit mitwirkte.[3]

Filmografie

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Lars Kraume – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lars Kraume bei filmportal.de, abgerufen am 21. September 2021
  2. 2 Senat Bundesverfassungsgericht: Bundesverfassungsgericht - Entscheidungen - Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung verfassungswidrig. 26. Februar 2020, abgerufen am 8. September 2020.
  3. Warum machen wir diesen Film heute? Interview mit Lars Kraume. DLF Kultur, 16. November 2020, abgerufen am 16. November 2020.
  4. Sascha Westphal: Kritik zu Familienfest, Rezension im epd vom 18. September 2015, abgerufen 30. Juni 2018
  5. Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke wird am 5. Juli in München zum 17. Mal verliehen. Artikel vom 6. Juni 2018, abgerufen am 6. Juni 2018.