Lil Dagover

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lil Dagover, Fotografie von Alexander Binder, 1919
Datei:Lil Dagover 1927 by Alexander Binder.jpg
Lil Dagover, Fotografie von Alexander Binder, 1927
Datei:Dagover Lil.jpg
Grabstätte von Lil Dagover

Lil Dagover, gebürtig Marie Antonie Sieglinde Marta Seubert (* 30. September 1887 in Pati, Niederländisch-Indien;[1]23. Januar 1980 in Grünwald), war eine deutsche Bühnen- und Film-Schauspielerin. Sie zählte zu den führenden deutschen Stummfilmschauspielerinnen und wirkte zwischen 1916 und 1979 in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.

Leben

Lil Dagover war die eheliche Tochter des deutschen königlich niederländischen Oberforstmeisters Adolf Karl Seubert, der in Niederländisch-Indien tätig war. Erzogen wurde sie in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz. Nachdem ihre Mutter verstorben war, kam sie als Zehnjährige nach Deutschland zu Verwandten in Tübingen. Sie besuchte die dortige Schule.[2] Später ging sie nach Weimar. 1907 heiratete sie den Schauspieler Fritz Daghofer und wandelte dessen Nachnamen zu ihrem Künstlernamen „Lil Dagover“ ab. 1919 wurde ihre Tochter Eva geboren. Durch ihren Ehemann kam sie in Kontakt mit dem Film. 1913 hatte sie ihren ersten Filmauftritt. Sieben Jahre später ließ sie sich von Daghofer scheiden.

Unter ihrem Künstlernamen trat sie 1919 in zwei Filmen Fritz Langs auf. Von Robert Wiene wurde sie für die weibliche Hauptrolle in Das Cabinet des Dr. Caligari engagiert. Danach drehte sie mit Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und anderen in künstlerisch anspruchsvollen Stummfilmen, die ihr Image als „vornehme Dame“ prägten. 1926 heiratete sie den Produzenten Georg Witt. Da Lil Dagover neben der Filmkarriere in Berlin auch zu einer angesehenen Theaterschauspielerin avancierte und somit Spracherfahrung besaß, bedeutete der Wechsel vom Stummfilm zum Tonfilm für den Star der 1920er Jahre keinen Karriereknick, wie für viele andere Stummfilmstars. Sie spielte an Max Reinhardts Deutschem Theater oder auch bei den Salzburger Festspielen. 1931 folgte sie einem Ruf nach Hollywood und spielte in The Woman from Monte Carlo die Titelrolle.

Auch während der Zeit des Nationalsozialismus blieb Dagover ein gefeierter UFA-Star, der in den Jahren 1933 bis 1944 mit insgesamt 23 Rollen zu den bekanntesten und beliebtesten Leinwanddarstellern des deutschen Films dieser Zeit gehörte. Obwohl die Nationalsozialisten sie hofierten, tat sie sich politisch nicht hervor. 1937 wurde ihr der Titel Staatsschauspielerin verliehen, und 1944 erhielt sie für ihren Einsatz bei der Truppenbetreuung und ihre Auftritte in Fronttheatern das Kriegsverdienstkreuz. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[3]

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war sie in zahlreichen Filmen zu sehen und wurde mit Preisen bedacht, so 1954 mit dem Bundesfilmpreis für die beste weibliche Nebenrolle in Königliche Hoheit. 1962 erhielt sie das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Ein großer Erfolg war für Dagover 1961 auch der Edgar-Wallace-Film Die seltsame Gräfin, in dem sie die Titelrolle spielte. Dagover trat bis Ende der 1970er Jahre in Filmen auf.

Lil Dagover-Witt starb 1980 in ihrem Haus auf dem Bavaria-Filmgelände im Grünwalder Ortsteil Geiselgasteig. Sie und ihr Ehemann Georg ruhen nebeneinander auf dem Waldfriedhof Grünwald.[4]

Filmografie (Auswahl)

Ehrungen

Der Lil-Dagover-Ring in Grünwald wurde nach ihr benannt, außerdem 1995 in Berlin-Hellersdorf die Lil-Dagover-Gasse.[5]

Schriften

Autobiografie

  • Ich war die Dame. Schneekluth, München 1979, ISBN 3-7951-0535-8.

Literatur

  • Friedemann Beyer: Die Gesichter der UFA – Starportraits einer Epoche. München 1992, ISBN 3-453-05971-9.
  • Ute Schneider: Lil Dagover – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 3, 1985.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 128.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 2: C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 251 ff.

Weblinks

Commons: Lil Dagover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heiratsregister Standesamt Kronberg, Nr. 20/1907; kostenpflichtig abrufbar auf ancestry.com.
  2. Biografie auf der Seite der Murnau-Stiftung (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive).
  3. Dagover, Lil. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten: Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Arndt, Kiel 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 370 f.
  4. Lil Dagover née Marie Antonie Sieglinde Martha Seubert. In: knerger.de. Abgerufen am 21. August 2022.
  5. Lil-Dagover-Gasse. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert).