Litze (Elektrotechnik)

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Die Litze (englisch stranded wire) ist in der Elektrotechnik ein aus dünnen Einzeldrähten bestehender und daher leicht zu biegender elektrischer Leiter. Es wird überwiegend Kupfer als Leiter verwendet. Fachsprachlich unterscheiden u. a. elektrotechnische Normen (z. B. IEC 60228 / VDE 0295) zur Unterscheidung von weniger flexiblen und hochflexiblen Litzen diese als „fein-“ oder „feinstdrähtig“.

Bei Hochfrequenzlitzen (HF-Litze) sind die Einzeldrähte voneinander durch eine Lackschicht isoliert, obwohl sie gleiches Potential führen. Dadurch kann bei Hochfrequenz der Einfluss des Skin-Effekts verringert oder vermieden werden – ansonsten würde nur ein kleiner Teil des Gesamtquerschnittes am Stromtransport teilnehmen.

Entlötlitze ist ein flussmittelgetränktes Geflecht zum Aufsaugen überflüssigen Lötzinns durch Kapillarwirkung.

Allgemeines

Litzenleitung. Oben ist die Litze verdrillt, unten aufgefächert
Breitbandlitze an einer Pferdekoppel im Tiergarten Worms

Die Einzeldrähte der Litze (bis mehrere hundert) sind meistens von einer gemeinsamen Isolierhülle umschlossen. Solche Leiter heißen Litzenleitung. Sind mehrere solcher Leitungen in einem Kabel vereint, werden sie Adern genannt.

Verwendung und Kontaktierung

Da die Gefahr eines Leiterbruches durch Biegung bei Litzenleitungen wesentlich geringer ist als bei Massivdrahtleitern mit gleichem Querschnitt, werden diese vorrangig dort angewendet, wo eine häufige Bewegung oder Rüttelbeanspruchung stattfindet (Maschinen, Fahr- und Flugzeuge, Roboter) oder wenn ein mobiles Gerät versorgt werden muss (elektrische Handgeräte, steckbare Netzzuleitungen, Mikrofon- und Lautsprecherkabel). Je nach erforderlicher Flexibilität und Beanspruchungsgrad verwendet man fein- oder feinstdrähtige Litzenleitungen.

Zum Anschluss in Klemmen müssen Litzenleitungen meistens mit Aderendhülsen versehen werden, um alle Einzeldrähte sicher anschließen zu können und diese vor mechanischer Beschädigung durch die Klemmschraube zu schützen. Bei den Bauweisen Fahrstuhlklemme und Federzugklemme kann auf eine Aderendhülse verzichtet werden. Um Litzen auch mit Schrauben zu befestigen, wird das Ende mit einem Kabelschuh oder einer Kabelöse versehen.

Mit Kabelschuhen konfektionierte feinstdrähtige Litzen dienen u. a. als sog. Erdseile der Schutzerdung u. a. von Schaltschranktüren. Freileitungen sind meistens ebenfalls aus mehreren Einzeldrähten aufgebaut, werden jedoch nicht als Litze, sondern als Leiterseil bezeichnet.

Das Verzinnen geklemmter Litzenenden hat sich als unzuverlässig erwiesen, da Kriecheffekte des weichen Lötzinns und dessen schlechte Kontakteigenschaften (Oxidation) zur Lockerung und Unterbrechung führen können. Es kommt zu einem erhöhten Übergangswiderstand in der Klemme und damit zur Überhitzung oder sogar zu einem Störlichtbogen mit Brandgefahr.[1] Hingegen werden die Einzeldrähte von Litzen zum Oxidationsschutz u. a. in Leitungen für höhere Einsatztemperaturen oft verzinnt oder versilbert.

Um Weidetiere am Verlassen ihrer Weide oder Koppel zu hindern (Herdenschutz), verwendet man unter anderem elektrische Weidezäune mit einer Breitbandlitze.

Literatur

  • Hans Fischer, Jürgen Spindler, Hansgeorg Hofmann: Werkstoffe in der Elektrotechnik: Grundlagen – Aufbau – Eigenschaften – Prüfung – Anwendung – Technologie. 6. Auflage. Carl Hanser Verlag, 2007, ISBN 978-3-446-40707-7.

Einzelnachweise