In der Mathematik ist
-Kohomologie eine Kohomologietheorie für Simplizialkomplexe oder glatte Mannigfaltigkeiten. Sie wird vor allem verwendet, um die "Geometrie im Unendlichen" zu untersuchen.
Simpliziale Lp-Kohomologie
Sei
ein endlichdimensionaler Simplizialkomplex beschränkter Geometrie (d. h. es gibt ein
, so dass jeder Simplex höchstens
Nachbarn hat). Wir statten
mit der Längenmetrik aus, in der jeder Simplex isometrisch zum Standardsimplex ist.
Für
sei
die Menge der
-Simplizes von
. Definiere die
-Koketten von
durch
.
Sie bilden mit der
-Norm einen topologischen Vektorraum.
Der Korand-Operator
wird definiert durch
für alle
. Dann definiert man die
-Kohomologie von
durch
![{\displaystyle l_{p}H^{k}(X):=\ker(\delta _{k})/\operatorname {im} (\delta _{k-1})}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/6b602e123cf07247053c925f5679cd4991a79527)
und die reduzierte
-Kohomologie durch
.
Beide sind topologische Vektorräume mit der von der
-Norm induzierten Topologie.
Eigenschaften
Invarianz unter Quasi-Isometrien
Sei
eine Quasi-Isometrie zwischen gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplexen, dann sind
und
Isomorphismen topologischer Vektorräume. (Ein metrischer Raum heißt gleichmäßig kontrahierbar, wenn es zu jedem
ein
gibt, so dass jeder
-Ball in einem
-Ball kontrahierbar ist.)
Geometrische Gruppenwirkungen
Wenn eine Gruppe
geometrisch auf einem gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplex
wirkt, dann ist
.
Falls zusätzlich das Zentrum von
unendlich ist, gilt
für alle
und
. Dies ist insbesondere der Fall für unendliche nilpotente Gruppen.
Dualitäten
Für
ist die
-Kohomologie
dual zur
-Homologie
.
Für Riemannsche Mannigfaltigkeiten der Dimension
quasi-isometrisch zu einem Simplizialkomplex beschränkter Geometrie hat man zusätzlich die Poincaré-Dualität
.
Definition mittels Differentialformen
Für differenzierbare Mannigfaltigkeiten
kann
äquivalent definiert werden als Quotientenraum der geschlossenen
-Formen
modulo der Differentiale von
-Formen
mit
.
Beispiele
Hyperbolischer Raum
Sei
der
-dimensionale hyperbolische Raum. Dann gilt für
oder
jeweils
und für
jeweils
.
Heintze-Gruppen
Für Heintze-Gruppen
mit
und
gilt
genau dann, wenn
.
Mannigfaltigkeiten negativer Krümmung
Für eine einfach zusammenhängende vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit der Schnittkrümmung
ist
für alle
.
Lp-Kohomologie von Gruppen
Die Lp-Kohomologie einer topologischen Gruppe
ist definiert als stetige Gruppenkohomologie mit Koeffizienten
.
Wenn
eigentlich diskontinuierlich auf einem gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplex
wirkt, ist
.
Für Gruppen, die lokal kompakt sind, das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllen und eine eigentliche links-invariante Metrik tragen, ist die Lp-Kohomologie invariant unter Quasi-Isometrien. Insbesondere lässt sich die Berechnung der Lp-Kohomologie einfacher Lie-Gruppen auf die Berechnung der Lp-Kohomologie einer parabolischer Untergruppe zurückführen.[1]
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ M. Bourdon, B. Rémy: Quasi-isometric invariance of continuous group Lp-cohomology, and first applications to vanishings. Annales Henri Lebesgue 3, 1291–1326 (2020)