Maggie Cheung
Maggie Cheung (eigentlich: Cheung Man-yuk, chinesisch
, Pinyin
, Jyutping
; * 20. September 1964 in Hongkong) ist eine chinesische Schauspielerin, die vor allem durch Charakterrollen bekannt wurde.
Leben
1972 zog sie im Alter von acht Jahren mit ihrer Familie von Hongkong nach England. Sie lebte in einer Kleinstadt in der Grafschaft Kent, wo sie auch zur Schule ging. Sie fühlte sich in England nie so recht wohl, auch als einzige Asiatin an ihrer Schule. Zudem langweilte sie das eher ruhige und ländlich geprägte Leben in Kent. Mit 17 Jahren ging sie zurück nach Hongkong. Dort arbeitete sie zunächst als Fotomodell und trat in Werbefilmen auf. 1983 belegte sie beim Schönheitswettbewerb Miss Hong Kong den zweiten Platz. Es war der Ausgangspunkt für ihre Filmkarriere.
Maggie Cheung war von 1998 bis 2001 mit Olivier Assayas verheiratet. Von 2007 bis 2011 war sie mit dem Architekten Ole Scheeren liiert. Sie lebt in Peking.[1]
Karriere
Sie hat seit 1984 in mehr als 80 Filmen unterschiedlicher Genres (Komödie, Wuxia, Thriller, Drama) mitgewirkt und bis zu sechs Filme pro Jahr gedreht. Obwohl sie keine formelle Schauspielausbildung genossen hat, gilt sie als eine der besten Charakterdarstellerinnen des Hongkong-Kinos. Sie gewann zahlreiche Preise auf Filmfestivals.
Ihr erster Film, Behind the Yellow Line von 1984, konnte die Kritik nicht besonders beeindrucken. Den Durchbruch zum Filmstar hatte sie mit ihrer Rolle als Freundin von Jackie Chan in Police Story von 1985. In dem Film As Tears Go By (1989) von Wong Kar-Wai spielte sie die Rolle der Ah Ngor, die sich in ihren Cousin, den Gangster Wah, verliebt. In Wongs Film Days of Being Wild durfte ihre Figur sich in den Herzensbrecher Yuddy (Leslie Cheung) verlieben.
In den 1990er Jahren spielte Maggie Cheung auch in vielen Wuxia-Filmen mit, darunter The Iceman Cometh (1989), New Dragon Gate Inn (1992), Heroic Trio (1993), Green Snake (1993) und Ashes of Time (1994, ebenfalls von Wong Kar-Wai). Im Gegensatz etwa zu Michelle Yeoh führt sie Stunts und Kämpfe nicht selbst aus, sondern wird in den meisten Action-Szenen dieser Filme gedoubled.
Maggie Cheung sieht sich eher als Charakterdarstellerin. Als sie in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre aufgrund ihrer Bekanntheit die Rollen selbst aussuchen konnte, bevorzugte sie vor allem Dramen, so beispielsweise Comrades, almost a Love Story (1996). In diesem Film spielt sie Qiao-Li, eine Immigrantin aus der Volksrepublik China, die sich unglücklich in Xiao-Jun Li (gespielt von Leon Lai) verliebt, der ebenfalls aus der VR China nach Hongkong auswanderte. Chinese Box aus dem Jahr 1997 behandelt ein ähnliches Thema. Auch dieser Film ist ein Liebesdrama, das sich vor dem Hintergrund der Übergabe Hongkongs an die VR China im Jahr 1997 abspielt.
In dem französischen Film Irma Vep (1996) spielte Maggie Cheung sich selbst. In der Filmhandlung wird sie von dem fiktiven Regisseur Rene Vidal gecastet, um in einem Remake der Stummfilmserie Les Vampires von 1915 die Hauptrolle zu spielen. Dazu kommt es aber nicht, denn Vidal erleidet einen Nervenzusammenbruch. Dieser Film von Olivier Assayas behandelt die Schwierigkeiten einer Filmproduktion. In vielen Dialogen geht es auch um die Unterschiede zwischen dem eher „oberflächlichen“ Hongkong-Kino und der französischen Nouvelle Vague, die hier als altmodisch und antiquiert dargestellt wird.
In den folgenden Jahren spielte sie nur noch in wenigen Filmen mit, so beispielsweise in dem vielfach ausgezeichneten Werk von Wong Kar-Wai, In the Mood for Love (2000). Der Film gewann beim Filmfestival von Cannes zwei Preise. In the Mood for Love spielt im Hongkong der 60er Jahre. Regisseur Wong wollte die Zuschauer in eine längst vergangene Zeit versetzen, in die Zeit, als er selbst in dieser Stadt aufgewachsen ist. Maggie Cheung spielt Su Li-zhen, die fast zeitgleich mit dem Zeitungsredakteur Chow Mo-wan in eine Wohnung der Shanghai-Community zieht. Schon bald müssen sie feststellen, dass ihre jeweiligen Ehepartner ein Verhältnis miteinander haben. Aus Enttäuschung und aufgrund von Schuldgefühlen können sie selbst aber, obwohl sie sich zueinander hingezogen fühlen, nicht dazu entschließen, ihre Gefühle füreinander auch zu leben. Wichtiger als die Handlung des Films scheint die von Wong Kar-Wai vor allem mit filmischen Mitteln und einer entsprechenden Musik erzeugte melancholische Stimmung.
In the Mood for Love entstand ohne ein genaues Drehbuch. Die Schauspieler wurden gebeten, entsprechend den Vorgaben des Regisseurs zu improvisieren. Cheung empfand dies als sehr anstrengend. Da Wong ständig neue Szenen einfielen und auch aufgrund von anderen Verzögerungen, erstreckten sich die Dreharbeiten über mehr als zwei Jahre.
Im Jahr 2002 spielte Cheung in dem Wuxia-Film Hero die Attentäterin Fliegender Schnee. Der Film spielt in der Zeit der Streitenden Reiche. Weitere Filme folgten, darunter Clean (2004), wiederum von Olivier Assayas. Für das Porträt eines ehemals drogenabhängigen Rockstars, der um das Sorgerecht seines Kindes kämpft, gewann Maggie Cheung 2004 als erste asiatische Schauspielerin den Darstellerpreis auf dem Filmfestival von Cannes; zudem war sie in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für den französischen César nominiert. Ihr nächster Film, wieder unter der Regie von Kar-Wai, 2046 (2004), war die Fortsetzung von In the Mood for Love.
2007 wurde Maggie Cheung in die Wettbewerbsjury der 60. Filmfestspiele von Cannes berufen.
2017 wurde sie in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[2][3]
Filmografie
HKE = Englischer Titel des Films in Hongkong laut IMDb oder anderen Quellen
* = möglicherweise nicht der offizielle Verleihtitel auf Englisch
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Auszeichnungen (Auswahl)
Internationale Filmfestspiele Berlin
- Beste Schauspielerin, Silberner Bär für Center Stage 阮玲玉 (Berlinale 1992)
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2004
- Beste Schauspielerin für Clean
Golden Horse Award des Golden Horse Film Festivals Taipeh, Taiwan
- Beste Schauspielerin, In the Mood for Love 花樣年華 (2000)
- Beste Schauspielerin, für Comrades, Almost a Love Story 甜蜜蜜 (1996)
- Beste Nebenrolle, für Red Dust 滾滾紅塵 (1990)
- Beste Schauspielerin, für Full Moon in New York 人在紐約 (1989)
- Beste Schauspielerin, für In the Mood for Love 花樣年華 (2001)
- Beste Schauspielerin, für The Soong Sisters 宋家皇朝 (1998)
- Beste Schauspielerin, für Comrades, Almost a Love Story 甜蜜蜜 (1996)
- Beste Schauspielerin, für Center Stage 阮玲玉 (1993)
- Beste Schauspielerin, für Farewell China 愛在他鄉的季節 (1991)
- Beste Schauspielerin, für A Fishy Story 不脫襪的人 (1989)
Literatur
- Ralph Umard: Film ohne Grenzen, Lappersdorf 1996
- Stefan Hammond / Mike Wilkins: Sex und Zen und eine Kugel im Kopf, München 1999 (nur Filmbeschreibungen)
Weblinks
- fehlende IMDb-Kennung (Fehler 1: IMDb-Kennung weder in der Vorlage noch in Wikidata vorhanden)
- Maggie Cheung in der Hong Kong Movie Database (chinesisch, englisch)
- Maggie Cheung in AllMovie (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Sandra Leong: East-West attraction. In: star-ecentral.com. 30. Oktober 2007, archiviert vom Original am 29. Februar 2008; abgerufen am 4. Mai 2021 (englisch).
- ↑ Class of 2017. In: oscars.org. Academy of Motion Picture Arts and Sciences, abgerufen am 30. Juni 2017 (englisch).
- ↑ Alex Stedman: Academy Invites Record 774 New Members. In: variety.com. Variety, 28. Juni 2017, abgerufen am 4. Mai 2021 (englisch): „Maggie Cheung – “Hero,” “In the Mood for Love”“
- ↑ Handprints – Ms Maggie Cheung 1964-. In: avenueofstars.com.hk. Abgerufen am 4. Mai 2021 (chinesisch, englisch).
Personendaten | |
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NAME | Cheung, Maggie |
ALTERNATIVNAMEN | Cheung, Man-yuk (Geburtsname, kantonesisch); Zhāng, Mànyù (Pinyin); Zoeng, Maanjuk (Jyutping); 張曼玉 (Geburtsname, chinesisch, Langzeichen); 张曼玉 (Geburtsname, chinesisch, Kurzzeichen) |
KURZBESCHREIBUNG | chinesische Filmschauspielerin |
GEBURTSDATUM | 20. September 1964 |
GEBURTSORT | Hongkong, Volksrepublik China |