Mobility Carsharing

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Mobility Genossenschaft

Rechtsform Genossenschaft[1]
Gründung 2. Mai 1997
Sitz Risch, Schweiz
Leitung Roland Lötscher (seit 2019)
Mitarbeiterzahl 214, welche sich 194 Vollzeitstellen teilen (2019)
Umsatz 79 Mio. CHF (2019)
Branche Mobilität
Website www.mobility.ch

Die Mobility Genossenschaft (auch Mobility Carsharing oder kurz Mobility genannt) ist das marktführende Schweizer Carsharing-Unternehmen mit Hauptsitz in Risch. Mobility bietet 2860 Fahrzeuge an 1530 Standorten für Privatkunden und Unternehmen.

Ziele

Das Unternehmen bezweckt laut Handelsregister-Eintrag «(…) durch gemeinsame Selbsthilfe den energie-, rohstoff- und umweltschonenden Betrieb von Fahrzeugen aller Art und Erbringen von Dienstleistungen im Bereich der Mobilität im In- und Ausland; zur Verfügung stellen von Fahrzeugen aller Art zur entgeltlichen Nutzung als ökologische und ökonomische Alternative zum privaten Eigentum (…)».[1]

Durch die Kombination von öffentlichem und privatem Verkehr soll den Genossenschaftern, Mitgliedern und weiteren Kunden die Möglichkeit gegeben werden, das jeweils geeignetste Transportmittel zu wählen.

Im August 2020 gab das Unternehmen bekannt, seine gesamte Fahrzeugflotte bis zum Jahr 2030 auf Elektrowagen umzustellen.[2]

Kennzahlen

Mobility verfügt über 2860 Fahrzeuge an über 1530 Standorten in der Schweiz und zählt rund 224‘000 Kunden (Stand 2019), von welchen 70‘800 Genossenschafter sind. Das Unternehmen hat 214 Mitarbeitende bei einem Umsatz von 79 Millionen Schweizer Franken.[3] Laut einer Studie des Bundesamts für Energie ist Mobility das grösste Carsharing-Unternehmen Europas.[4]

Flotte

Renault Mégane von Mobility am Standort in Kaiseraugst.
Mobility car sharing SMART in St. Gallen
mobility in hellblau: Renault Zoe ZE an der Ladestation in Winterthur
Nicht nur in den Städten: Elektroauto der Mobility-Station Bahnhof Tägerwilen-Dorf

Die Fahrzeugflotte umfasst Alltagsfahrzeuge in zehn Kategorien, die von sparsamen Kleinwagen über Cabriolets bis hin zu Kleintransportern reichen.

Die kräftige rote Farbe macht dabei den zentralen Wiedererkennungswert des Unternehmens in der Schweiz aus. Nachhaltigkeit ist ein zentraler Faktor beim Fahrzeugmanagement von Mobility: Die Gesamtflotte erreicht laut Eigenangaben einen Durchschnittsausstoss von 97 g CO2/km.[5][6] Damit übertrifft Mobility die ab 2015 geltenden Vorgaben des Bundes um 33 Prozent.[7] Bei den Elektroautos setzt Mobility auf den Renault ZOE. Mit Stand November 2019 waren drei Prozent der Gesamtflotte Elektroautos.[8] Im Dezember 2019 wurde die Elektroautoflotte um einen Tesla Model S 90D erweitert. Dieser Tesla wurde am Bahnhof Basel SBB stationiert und kann von Lenkern ab 25 Jahren gemietet werden, mit Ausschluss von Neulenkern.[9] Zudem wurde vom 19. April 2018 bis am 4. November 2019 200 rote E-Scooter in der Stadt Zürich angeboten.

Funktionsweise

Die Fahrzeuge werden über das Internet, telefonisch oder via Smartphone-Applikation[10] reserviert. Das ist rund um die Uhr und kurzfristig möglich. Die Reservation wird innert weniger Minuten via SMS auf das Fahrzeug übertragen. Anschliessend kann das Fahrzeug mit der Mobility-Card oder dem SwissPass geöffnet und verwendet werden. Einige Fahrzeugtypen sind für den komplett schlüssellosen Betrieb ausgerüstet. Nach der Rückgabe übermittelt der Bordcomputer dem zentralen System ebenfalls via SMS die Fahrdaten für die Fahrtenabrechnung. Verrechnet werden Gebühren für die Anzahl gefahrener Kilometer und für die Benutzungsdauer. Sämtliche Kosten für Benzin, Autoversicherung, Steuern, Wartung und Abschreibung sind darin inbegriffen.[11]

Standorte

Ein Mobility-Standort in Luzern.

Mobility stellt Fahrzeuge vorzugsweise an Bahnhöfen und in Ballungsräumen zur Verfügung. Dies begründet sich mit den Kooperationen mit verschiedenen Betrieben des öffentlichen Verkehrs im Bereich der Anschlussmobilität.[12] So befinden sich allein an SBB-Bahnhöfen über 40 Prozent der Mobility-Autos. Damit wird die Kombination von öffentlichem Verkehr und Auto bezweckt.[13] Die Standorte der Fahrzeuge werden in Echtzeit im Online-Kartendienst von Swisstopo veröffentlicht.[14]

Angebote

Mobility spricht mit ihren Abonnementen und Angeboten verschiedene Zielgruppen an. So hat Mobility das Abonnement «Lernfahrer-Abo» (2013) für Lernfahrer und Neulenker lanciert.[15][16] Dasselbe mit dem «Studenten-Abo» (2014) für Studierende. Privatkunden haben die Möglichkeit, Genossenschafter zu werden oder Jahres-/ Testabos zu lösen oder sich kostenlos für das Click&Drive-Angebot zu regristieren.

Im Bereich Geschäftsmobilität bietet Mobility zwei verschiedene Lösungen an. Im Rahmen des Angebots «Business Carsharing» nutzen Unternehmen Mobility-Autos – vom punktuellen Einsatz bis hin zu Exklusivfahrzeugen am Unternehmenssitz. «Poolcar-Sharing» hingegen rüstet bereits bestehende Unternehmensflotten mit Carsharing-Technologie aus und erlaubt somit betriebsinternes Carsharing. Weiterführende Services wie Schadenmanagement und Wartung sind ebenfalls in das Angebot integriert. Verschiedene Unternehmen haben ihre Fahrzeugflotte ganz oder teilweise an Mobility ausgelagert. Dazu gehören beispielsweise die Migros (seit 1998) und ABB.

Mit dem Pilotprojekt Mobility-One-Way sind seit 2016 Einwegfahrten möglich. Diese Fahrten können zwischen den sieben grössten Bahnhöfen gegen eine Pauschale erfolgen. Dieses Angebot ist für Privat- sowie Geschäftskunden nutzbar.[17]

Zusätzlich lancierte Mobility mit der SBB und weiteren Partnern im Frühling 2017 in der Stadt Zug ein Pilotprojekt für selbstfahrende Busse.[18]

Kooperationen

Das Unternehmen kooperiert unter anderem mit den Schweizerischen Bundesbahnen SBB, die Standplätze an Bahnhöfen zur Verfügung stellen.

Des Weiteren bestehen Kooperationen mit den Autovermietungen Europcar (2016) und Hertz (1996), die den Mobility-Mitgliedern vergünstigte Mietkonditionen anbieten. Zusätzlich hatten Mobility Jahres- und Testabonnenten bis 2020 die Möglichkeit, eine kostenlose Hotelcard zu beziehen.

Mobility kooperiert zudem mit Flinkster, dem Carsharing-Angebot der Deutschen Bahn, Nutzer beider Anbieter können mit ihrer Kundenkarte Autos des jeweils anderen Anbieters reservieren und nutzen.[19]

Geschichte

Mobility entstand 1997 durch die Fusion der beiden Schweizer Carsharing-Genossenschaften AutoTeilet-Genossenschaft (ATG) und ShareCom. Diese Vorläuferunternehmen wurden beide 1987 gegründet, die ATG in Stans und die ShareCom in Zürich. Bereits 1991 kooperierten die beiden Unternehmen und ermöglichten ihren Mitgliedern die gegenseitige Nutzung der Fahrzeuge. Im selben Jahr beteiligten sie sich bei der Gründung des Vereins European Car Sharing (ECS). 1996 übernahm die ATG die Genfer Genossenschaft CopAuto (gegründet 1993). Die ShareCom entwickelte im gleichen Jahr die ersten Bordcomputer.[20]

Das aus der Fusion von ATG und ShareCom 1997 neu entstandene Unternehmen Mobility CarSharing mit rechtlichem Hauptsitz in Zürich umfasste 17'400 Kunden und 760 Fahrzeuge. In der Folge wurde die technische Weiterentwicklung des Reservationssystems vorangetrieben: Die Fahrzeuge wurden mit Bordcomputern ausgerüstet, und die Mitglieder erhielten eine Chipkarte (Mobility-Card). Gleichzeitig wurde die Reservation über das Internet eingeführt. Die kostspieligen technischen Einrichtungen bedeuteten eine grosse finanzielle Belastung, sodass im Jahr 2000 ein Sanierungsprogramm notwendig wurde.[21]

Seither steigerte Mobility sowohl die Anzahl der Genossenschafter und Kunden als auch der eingesetzten Fahrzeuge und Standorte kontinuierlich. Diverse Kooperationen wurden lanciert oder ausgebaut. 2013 wurde Mobility mit dem GfM-Preis von der Schweizerischen Gesellschaft für Marketing ausgezeichnet.[22]

Mobility gehört zu den Gründungsmitgliedern des im Dezember 2021 auf Initiative der Mobilitätsakademie gegründeten Branchenverbands Swiss Alliance for Collaborative Mobility (kurz CHACOMO).[23]


Tochtergesellschaften

Mobility vertreibt über die Tochtergesellschaft Mobility Systems + Services (gegründet 2001 als Mobility Support AG) ihr selbst entwickeltes Buchungssystem MobiSys 2.0 sowie ihr Know-how in Flottenmanagement und Marketing.

2014 lancierte Mobility das erste stationsungebundene Carsharing-Angebot der Schweiz namens «Catch a Car» in Basel. Als Mitglied kann man die Catch-Cars per Smartphone oder via Website orten und ohne vorgängige Reservation von A nach B fahren. Catch a Car befand sich bis anfangs 2016 in einer zweijährigen Pilotphase.[24] Aufgrund der positiven Ergebnisse des Pilotprojektes wird das stationsungebundene Carsharing-Angebot weiterhin in Basel angeboten und expandierte 2016 auch nach Genf.[17] Die Auswirkungen von Catch a Car auf das Mobilitätsverhalten der einzelnen Mitglieder wurde von der ETH Zürich wissenschaftlich begleitet.[25] 2019 übernahm Mobility Catch a Car vollständig und integrierte Catch a Car in das Mobility-System. Unter dem Namen «Mobility Go» wurde das Angebot für stationsungebundenes Carsharing in Basel und Genf angeboten.[26] Das Angebot in Genf wurde im Jahr 2020 eingestellt. Das Angebot in Basel wurde per Juni 2022 beendet.[27]

Mit dem Pilotprojekt Mobility-One-Way sind seit 2016 Einwegfahrten möglich. Diese Fahrten können zwischen den sieben grössten Bahnhöfen gegen eine Pauschale erfolgen. Dieses Angebot ist für Privat- sowie Geschäftskunden nutzbar.[28]

Kritik

Die Audi-Offroader riefen Umweltorganisationen auf den Plan. In Bern protestierte unter anderen der Verein Läbigi Stadt. «So ein Auto widerspricht eindeutig dem ökologischen Grundgedanken des Carsharings», erklärt Nadine Masshardt. Mittlerweile hat Mobility versucht, die Wogen so gut wie möglich zu glätten: Der SUV, der am Berner Bahnhof stationiert war, ist nun in Thun parkiert.[29] Trotzdem wurden 2019 weitere SUVs und Limousinen ins Sortiment aufgenommen: Jaguar F-Pace, Land Rover Discovery Sport, Range Rover Velar, Jaguar XF und der Jaguar XE; Diese werden nicht, wie sonst bei Mobility üblich, in rot gehalten.[30]

Siehe auch

Literatur

  • Werner Hadorn: CarSharing in der Schweiz – eine bewegte Erfolgsgeschichte. Verlag Smart Books.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Handelsregister des Kantons Zug. Handelsregisteramt des Kantons Zug, abgerufen am 24. Mai 2020.
  2. Elektroautos ersetzen bei Mobility bis 2030 alle Benziner - HZ. Abgerufen am 29. August 2020.
  3. https://www.mobility.ch/fileadmin/files/documents/annual_reports/Mobility-Jahresbericht-2019.pdf
  4. Bundesamt für Energie: Evaluation Car-Sharing, September 2007
  5. Stiftung myclimate: Mobility – klimaneutrales Carsharing mit myclimate. In: Stiftung myclimate. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  6. Ein Mobility-Auto ersetzt 10 Privatautos. (PDF) In: Medienmitteilung. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  7. https://www.mobility.ch/fileadmin/files/documents/annual_reports/Web_Geschaeftsbericht_DE.pdf
  8. Michael Müller: E-Autos statt Dreckschleudern - Mobilitys verpasste Chance. In: srf.ch. 29. November 2019, abgerufen am 29. November 2019.
  9. Dieser Tesla ist zum Teilen da und steht am Bahnhof. In: 20min.ch. 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019.
  10. „mobility car“ im App Store. In: App Store. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  11. So Funktioniert Mobility. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 16. Juni 2016; abgerufen am 16. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spreitenbach.ch
  12. Mobility wächst – und sucht dringend Parkplätze. www.20minuten.ch, abgerufen am 16. Juni 2016.
  13. SBB: Effizient von Tür zu Tür mit kombinierter Mobilität. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.sbb.ch. Archiviert vom Original am 16. Juni 2016; abgerufen am 16. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbb.ch
  14. https://www.sharedmobility.ch/
  15. Blick: Löli-Alarm bei Mobility: Jetzt gibts Carsharing für Lernfahrer – Blick. In: www.blick.ch. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  16. Mobility car sharing für Fahrschüler. (Nicht mehr online verfügbar.) In: fahrlehrer.ch. Archiviert vom Original am 16. Juni 2016; abgerufen am 16. Juni 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fahrlehrer.ch
  17. a b Michel Schultheiss: «Catch a Car» will von Basel aus andere Städte erobern. In: Tageswoche. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  18. http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/zug/mit-sechs-kilometer-pro-stunde-durchs-zuger-zentrum;art9648,1224258
  19. Mobility: FAQ. Abgerufen am 26. März 2018.
  20. Eine Schweizer Erfindung mit Potenzial: Die Car-Sharing-Idee kommt weltweit in Fahrt. In: Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  21. Marketing-Fallstudie Mobility Carsharing. Tagesanzeiger, abgerufen am 16. Juni 2016.
  22. https://www.mobility.ch/fileadmin/files/meta/media/media_releases/MM_D_Mobility_GfM_Marketingpreis.pdf
  23. Shared Mobility erhält eine nationale Stimme. In: presseportal.ch. 15. Dezember 2021, abgerufen am 11. Juni 2022.
  24. Amt für Mobilität des Kantons Basel-Stadt – Catch a Car. In: www.mobilitaet.bs.ch. Abgerufen am 16. Juni 2016.
  25. https://www.catch-a-car.ch/
  26. https://www.mobility.ch/fileadmin/files/meta/media/media_releases/20190131-Medienmitteilung-Mobility-u__bernimmt-Catch_a_Car.pdf
  27. https://www.mobility.ch/fileadmin/files/about/media/media_releases/20220524-Medienmitteilung-Mobility-Carsharing-beendet-Freefloating-Angebot-Basel.pdf
  28. www.20minuten.ch, 20 Minuten, 20 Min, www.20min.ch: Mobility-One-Way kommt nach Luzern und Basel. In: 20 Minuten. (20min.ch [abgerufen am 19. Dezember 2017]).
  29. Audi-Offroader überrollt das grüne Image von Mobility. In: Berner Zeitung vom 22. August 2016, abgerufen am 30. Oktober 2017.
  30. V. Blank: Mobility bietet jetzt auch Luxus-Autos an. In: 20min.ch. 28. Mai 2019, abgerufen am 28. Mai 2019.