Mosch (Prosa)
Mosch. Ein Film ist ein Buch von Tankred Dorst, das 1980 zum gleichnamigen Film bei Suhrkamp (edition suhrkamp 1060) erschien.[1]
An der Wupper kommt es zum erbitterten Generationenkonflikt.
Zeit und Ort
Die Zeit kann aus dem Kontext erraten werden. Die Währungsreform ist Geschichte und der Marshallplan trägt in Deutschland Früchte.[2] Also läuft die Handlung etwa Anfang der 1950er Jahre. Ort der Handlung ist eine Seifenpulverfabrik in Wuppertal.
Handlung
Der junge Arno Frühwaldt war nach dem Kriege in Gefangenschaft geraten. Nun kommt er aus der Ostzone[A 1] nach Wuppertal. An der Seite seiner Tante, der Frau Kapellmann, soll er die Fabrik seines Großvaters übernehmen. Arno hat ein Viertel der Fabrik geerbt. Der Rest gehört der Tante. Trotzdem wird der junge Mann von den Beschäftigten mit Chef angeredet.
Aber seit dem Tode des Großvaters – über den Krieg hinweg und über die Währungsreform – ist der alte Herr Mosch der kaufmännische Leiter.
Arno hat zwar weder das Abitur noch einen reellen Beruf, doch trotzdem will er die Fabrik wieder in Schuss bringen. Dabei ist ihm Herr Mosch im Wege. Und Arno braucht das Geld von der Tante. Die hält sich zurück. Im Büroalltag gibt es zwischen den beiden Herren Differenzen. Mosch will sich nicht herausdrängen lassen, denn er ist fünfzig Jahre schon in der Fabrik beschäftigt. Der Witwer steht allein da. Sein Sohn ist aus dem Kriege nicht zurückgekommen. Als Mosch durch ein dummes Versehen ums Leben kommt, will die Tante auf einmal Geld für dringend notwendige Investitionen herausrücken. Der junge Mann verzichtet sowohl auf das Geld der Tante als auch auf die Klitsche, wie die Seifenpulverfabrik geschimpft wird. Es sieht ganz so aus, als fasse Arno eine Karriere beim Kabarett „Stichlinge“ ins Auge.
Zitat
- „Wer lebt, stört.“[3]
Form
Dorst schreibt Klartext: Mosch ist Arnos Feind[4] und Arno „haßt den alten Mann“[5].
Farbe bekommt der Film durch die vielen Nebengeschichten. Da wandert Arnos Motorrad-Kumpan Gerhard nach Australien aus. Oder die große Love Story: Das quecksilbrige Mädchen Billy bewirbt sich bei der Firma. Arno behält Billy gegen den Willen Herrn Moschs und steigt mit dem Fräulein ins Bett. Billy lässt sich überhaupt nichts vorschreiben. Beim Kabarett „Stichlinge“ verdingt sie sich als Kulissenschieberin und ärgert sich, als Arno die Abendvorstellung nicht besucht. Adele und ihr Bruder Paul kommen auch noch vor. Paul beteuert im Gespräch mit Arno, er sei kein Nazi gewesen und erzählt von einer Begegnung mit dem wahren Künstler Gerhart Hauptmann. Der Müßiggänger Paul arbeitet an einer speziellen Evolutionstheorie. Erheiternd wirken die Auftritte des Herrn Unternehmers Kolb, der auf Partys Witze erzählt und die Seifenklitsche unter Umständen schlucken möchte.
Interpretation
Der Film „Mosch“ müsste eigentlich „Arno“ heißen, denn Mosch verkörpert das Alte, Starre und Arno das Neue, Veränderungsbereite. Einer der Leitsätze Arnos, mit dem er den Widerpart Mosch in die Knie zwingen möchte, lautet: „Wir werden wohl vieles verändern müssen.“[6] Zudem kreisen die Nebengeschichten (siehe oben unter Form) mehr um Arno als um Mosch.
Verfilmung
WDR-Produktion anno 1980: In dem oben genannten Film[7] von Tankred Dorst spielten Marius Müller-Westernhagen den Arno, Valter Taub den Mosch, Sonja Karzau die Tante, Katharina Thalbach die Billy, Ulrich Wildgruber den Paul, Rosel Zech seine Schwester Adele und Rudolf Voss den Herrn Kolb. Das Buch enthält etliche instruktive Fotos aus dem Film (Fotograf: Peter Pabst).[8]
Literatur
Verwendete Ausgabe
- Mosch. Ein Film. S. 453–550 in Tankred Dorst. Deutsche Stücke. Mitarbeit Ursula Ehler (Foto aus dem Jahr 1985 bei Bekes, S. 44). Werkausgabe 1 (Inhalt: Dorothea Merz. Klaras Mutter. Heinrich oder die Schmerzen der Phantasie. Die Villa. Mosch. Auf dem Chimborazo) Nachwort: Günther Erken (S. 601–612) Suhrkamp Verlag 1985 (1. Aufl.), ohne ISBN, 614 Seiten.
Sekundärliteratur
- Peter Bekes: Tankred Dorst. Bilder und Dokumente. edition spangenberg, München 1991, ISBN 3-89409-059-6
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): text + kritik Heft 145: Tankred Dorst. Richard Boorberg Verlag, München im Januar 2000, ISBN 3-88377-626-2
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z. Stuttgart 2004, ISBN 3-520-83704-8, S. 126, linke Spalte, 26. Z.v.u.
Anmerkung
Weblinks
- Volker Canaris im Spiegel am 29. September 1980: „Die Tage nach der Stunde Null“
Einzelnachweise
- ↑ Erken bei Arnold, S. 88, rechte Spalte, letzter Eintrag
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 523 Mitte
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 531 Mitte
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 535, 7. Z.v.o.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 489, 13. Z.v.o.
- ↑ Verwendete Ausgabe, S. 469, 10. Z.v.u.
- ↑ Mosch in der IMDb
- ↑ Trailer zum Film bei YouTube