Festspielhaus Neuschwanstein

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Ludwigs Festspielhaus Füssen (Ansicht von der Uferseite)

Das Festspielhaus Neuschwanstein ist ein privates Musiktheater am Ufer des Forggensees in Füssen. Von der Terrasse des Theaters aus ist das am gegenüberliegenden Ufer gelegene Schloss Neuschwanstein, der Handlungsort der Ludwig-Musicals dieses Theaters, zu sehen.

Geschichte des Hauses

Blick von der Terrasse über den zum Theater gehörenden Garten und den Forggensee zum Schloss Neuschwanstein, November 2003
Ansicht vom anderen Forggensee-Ufer bei Schwangau

Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies

Das Haus wurde als „Musical Theater Neuschwanstein“ von Josephine Barbarino entworfen und zwischen 1998 und 2000 erbaut. Am 7. April 2000 wurde mit der weltweit beachteten Uraufführung des Musicals Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies von Franz Hummel (Musik), Stephan Barbarino (Text und Regie) und Heinz Hauser (Bühnenbild) das Theater eröffnet.

Die Idee für ein Musical über Ludwig II., König von Bayern, in einem eigenen Theater am Originalschauplatz hatte Barbarino seit Mitte der neunziger Jahre verfolgt, von 1994/95 zusammen mit dem Mannheimer Generalintendanten Ulrich Schwab unter der Bezeichnung Dreamking und von 1996 bis zum Ende des Premierenjahres 2000 zusammen mit Kulturmanager Felix Maria Roehl. Mit dessen Funktion als Vorstand der Ludwig Musical AG & Co. KG hat sich das Projekt zu Ludwig II. – Sehnsucht nach dem Paradies im eigens dafür errichteten „Musical Theater Neuschwanstein“ realisieren lassen. Barbarino hatte weiterhin die Intendanz und künstlerische Gesamtleitung inne, bis das Musical über König Ludwig aus undurchsichtigen wirtschaftlichen Gründen am 31. Dezember 2003 abgesetzt werden musste, obwohl bis dahin 1,5 Millionen Menschen die 1506 Vorstellungen besucht hatten, was einer Durchschnittsauslastung von rund 75 Prozent entspricht.

Ludwig² – Der Mythos lebt

Am 11. März 2005 wurde in dem im Jahr 2004 in „Festspielhaus Neuschwanstein“ umbenannten Theater ein zweites, vollkommen neu geschaffenes Musical über König Ludwig unter dem Titel Ludwig² – Der Mythos lebt uraufgeführt. Die Musik komponierten Konstantin Wecker, Christopher Franke und Nic Raine, die Texte stammen von Rolf Rettberg, die Produktion leitete Gerd Fischer. Im ersten Spieljahr haben rund 200.000 Besucher die Vorstellungen besucht.

Am 1. März 2007 entschieden die Gesellschafter, angesichts der chronisch niedrigen Auslastung und der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive den Spielbetrieb einzustellen.

Das Musiktheater von 2007 bis 2016

Ab dem Sommer 2007 stand das Theater unter den Namen „Musiktheater Füssen“ und „Festspielhaus Füssen“ wieder Besuchern offen. Das Haus wurde als Bespieltheater an fremde Veranstalter vermietet. So wurde zum Beispiel die „Volks Rock'n Roll Show“ von Andreas Gabalier im Sommer 2014 dort aufgezeichnet. Seit 2012 findet im Festspielhaus am Geburtstag Ludwig II. eine jährliche „Königsgala“ statt.

Im Spätsommer 2016 kehrte das Musical Ludwig² für 29 Vorstellungen an seinen Originalschauplatz zurück. Zur Besetzung gehörten unter anderem Rene Kollo (Schirmherr/Schattenmann), Kevin Tarte (Schattenmann), Anna Hofbauer (Sissi) und Uwe Kröger (Dr. Gudden). Matthias Stockinger war wieder in der Rolle des König Ludwig II. zu sehen.

Im Sommer 2016 meldete die Betreibergesellschaft des Hauses Insolvenz an.

Ludwigs Festspielhaus (2017–2020)

Im November 2016 wurde das insolvente Haus samt Grundstück von der Ludwigs Grundbesitz GmbH & Co. KG um den Projektentwickler Jan Dieter Leuze, den Unternehmer Manfred Rietzler und den Rechtsanwalt Henrik Mayer erworben,[1] 2017 wurde Rietzler Alleineigentümer.[2]

Am 1. April 2017 wurde das Theater als „Ludwigs Festspielhaus“ wiedereröffnet.[3]

Neben einer täglichen 3D-Bühnenshow über Ludwig II. kehrte das Musical Ludwig² für 23 Vorstellungen im August 2017 zurück ins Haus.

Zum weiteren Programm gehören ein Varieté-Festival, das Musical Ein Sommernachtstraum sowie einige Kleinkunstveranstaltungen.[4]

Die weitläufige Gastronomie des Hauses (Biergarten/Bierwirtschaft, Café und Bar) wurde von der Firma Lerch (bis April 2020) aus Biberach übernommen. Seit April 2020 wird die Bar hausintern bewirtschaftet.

Nach der erneut hohen Auslastung des Musicals Ludwig² im Jahr 2017 sicherte sich die Festspielhaus Management GmbH die Aufführungsrechte für das Musical Ludwig² bis zum Jahr 2029[5] Benjamin Sahler, der Regisseur des Musicals wurde zum 1. Oktober 2017 Theaterdirektor.

Im Jahr 2018 wurden 60 Shows des Musicals Ludwig² in drei Aufführungsblöcken (Mai/Juni, August/September sowie Dezember) gezeigt. Neben dem Musical gastierten 2018 verschiedene Künstler (u. a. Monika Gruber, Reinhard Fendrich) im Festspielhaus. Auch die Königswinkel Open Airs (2018 u. a. mit Fanta 4 und Sting) fanden wieder im Barockgarten des Hauses statt.[6]

Des Weiteren wurden 2018 mit Frank Nimsgerns Der Ring und Die Päpstin[7] zwei weitere Musicals erstmals am Festspielhaus gezeigt.

Ein Hotelbau auf dem Theatergelände wurde von Finanzier Manfred Rietzler angestrebt. Ein bevorstehendes Bürgerbegehren dagegen führte jedoch zur Abkehr von dieser Idee.[8]

Auch 2019 wurden wieder Ludwig² (ab Mai 2019), die Päpstin (April/November/Dezember 2019) und Der Ring (Oktober 2019) im Festspielhaus gespielt.

Daneben wurden 2019 weitere Fremdveranstaltungen, wie beispielsweise Der Zigeunerbaron, Beat it – Das Musical oder Jesus Christ Superstar sowie das Konzertevent Ludwig meets Michael Jackson (Juni 2019) aufgeführt.

Die Open-Airs wurden weiter ausgebaut. Neben The Kelly Family, Toto, Joan Baez, Mark Forster trat auch Rea Garvey erneut auf.[9]

Die geplante Bespielung wurde 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie zeitweilig ausgesetzt.[10]

Festspielhaus Neuschwanstein (seit 2020)

Im August 2020 wurde bekannt, dass das Theater seinen ursprünglichen Namen Festspielhaus Neuschwanstein zurückerhält.[11] Am 16. Oktober 2021 fand – nach mehrfacher Verschiebung – mit dem Musical Zeppelin erstmals seit dem Ludwig²-Musical von 2005 wieder eine Uraufführung statt.[12]

Ludwigs Musical Academy

Seit 15. September 2018 bietet das Festspielhaus unter dem Namen Ludwigs Musical Academy Unterricht für Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 18 Jahren an.[13] Die Schulleitung hat Stefanie Gröning. Die Dozenten sind unter anderem Benjamin Sahler (Schauspiel), Kristin Backes (Tanz & Gesang), Nils-Holger Bock (Gesang), Marlou Düster (Schauspiel) und Vera Horn (Schauspiel).

Im Dezember 2018 wurden erste Ergebnisse des Unterrichts in einer Werk-Show gezeigt. Im Sommer 2019 wurde das Musical Cats mit den Schülern der Ludwigs Musical Academy aufgeführt.[14]

Architektur

Musiktheater Füssen

Das Gebäude umfasst einen Hauptteil, in dem Auditorium, Bühne, Probebühne, Garderoben, Werkstätten und Büros untergebracht sind, sowie zwei Seitenflügel, die symmetrisch an den Hauptteil angeschlossen sind und Foyers, Gastronomie (Café, Bierwirtschaft mit Biergarten, Restaurant und Deutschlands längster Bar mit 22 Meter) Säle und einen Theatershop enthalten. Das Gebäude ist in seinen größten Ausdehnungen einschließlich der Seitenflügel 160 Meter lang, 80 Meter tief und 32 Meter hoch.

Das Festspielhauses wurde auf einem eigens aufgeschütteten, fast 50.000 m² großen Seegrundstück am Forggensee gebaut. Die Uferlinie wurde parallel zum Gebäude gestaltet und zwischen Gebäude und Ufer ein pseudobarocker Garten angelegt, dessen symmetrische Gestaltung den durch die exakt axiale Ausrichtung des Gebäudes auf das knapp 4000 Meter entfernt gelegene Schloss Neuschwanstein hervorgerufenen Effekt noch verstärkt. In den Sommermonaten ist das Festspielhaus auch mit der Forggensee-Schifffahrt, die eigens eine neue Anlegestelle eingerichtet hat, erreichbar.

Der Zuschauerraum des von Josephine Barbarino entworfenen Festspielhauses ist an die von Gottfried Semper konzipierte und erstmals von Richard Wagner im Festspielhaus der Bayreuther Festspiele verwendete Form des „demokratischen Zuschauerraumes“ angelehnt, das heißt, es gibt keine Logen, sondern amphitheatrisch ansteigende Sitzreihen, die von jedem Platz aus gute Sichtverhältnisse auf die Bühne und damit die Möglichkeit der vollen Konzentration auf das Bühnengeschehen bieten.

Die ehemalige König-Ludwig-II.-Glocke

Im Jahre 1999 ließ sich ein Großindustrieller und bekennender Fan von König Ludwig II aus Berg am Starnberger See eine 9200 kg schwere Glocke für sein dortiges Anwesen gießen. Gegossen wurde diese Glocke von der deutschen Gießerei Bachert in Heilbronn. Diese ist dem Märchenkönig gewidmet. Ihre Inschrift erzählt in über 12000 Buchstaben in Kurzform die Geschichte des bayrischen Märchenkönigs. Inzwischen war auch der Intendant des damaligen König-Ludwig-II.-Musicals in Füssen auf die ungewöhnliche Glocke aufmerksam geworden und zeigte Interesse daran, diese haben zu wollen. Er stellte sich vor, dass sich für die Glocke vor dem Festspielhaus einen besseren Standort finden ließe. Doch der Besitzer wollte die Glocke nicht hergeben. Stattdessen beschloss der König-Ludwig-II-Fan, eine exakte Kopie der Glocke für das Festspielhaus gießen zu lassen. Im Jahre 2000 wurde sie dann ebenfalls bei der Firma Bachert schließlich gegossen. Diese läutete jeden Abend um 18 Uhr und eventuell zur Mittagsstunde in einem hölzernen überdachten Glockenstuhl vor dem Festspielhaus.

2007 wurde der Glockenstuhl und die Glocke aber bereits wieder demontiert, da infolge von Insolvenz das Musical komplett geschlossen werden musste. Wo sich die Glocke heute befindet, ist unbekannt.

Literatur

  • Gottfried Knapp: Ein Theater für den König. Josephine Barbarinos Musical Theater Neuschwanstein. Schnell und Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1414-8.

Weblinks

Commons: Festspielhaus (Füssen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Uli Hagemeier, Markus Raffler: Vorerst gerettet: Neuer Investor für das Festspielhaus Füssen gefunden. In: Augsburger Allgemeine. 25. November 2016, abgerufen am 26. November 2016.
  2. https://www.allgaeuhit.de/Ostallgaeu-Fuessen-Rietzler-wird-Alleininvestor-im-Festspielhaus-Fuessen-JanDieter-Leuze-scheidet-als-Gesellschafter-aus-article10020542.html
  3. A. Polifka: Neuer Name für Festspielhaus Füssen. In: Musical1. 3. April 2017, abgerufen am 5. April 2017.
  4. Sabina Riegger: Festspielhaus als Leuchtturm der Region. In: Füssen aktuell. 2. April 2017, abgerufen am 5. April 2017.
  5. Vom Produzent zum Direktor. In: Kreisbote.de. 12. Oktober 2017 (kreisbote.de [abgerufen am 13. November 2017]).
  6. Programm | Ludwigs Festspielhaus Füssen. Abgerufen am 13. November 2017 (deutsch).
  7. Der Ring – das Musical | Ludwigs Festspielhaus Füssen. Abgerufen am 5. März 2018 (deutsch).
  8. Aus für Luxus-Hotel am Füssener Festspielhaus. 24. Juli 2019, abgerufen am 20. Mai 2020.
  9. START. Abgerufen am 12. März 2019 (deutsch).
  10. Das Festspielhaus Füssen trifft die Krise besonders hart. 30. März 2020, abgerufen am 20. Mai 2020.
  11. Festspielhaus Füssen heißt wieder Festspielhaus Neuschwanstein. 25. August 2020, abgerufen am 31. August 2020.
  12. https://www.br.de/nachrichten/bayern/weltpremiere-ralph-siegels-zeppelin-musical-in-fuessen,Sln7cjb
  13. Tschol Simone: Großes Theater in neuer Musical-Academy in Füssen. 2. September 2018, abgerufen am 23. Februar 2019.
  14. Weihnachtliche Werk-Show von Ludwigs Musical Academy im Festspielhaus Füssen. In: Füssen aktuell. Abgerufen am 23. Februar 2019 (deutsch).

Koordinaten: 47° 35′ 11″ N, 10° 42′ 31,3″ O