Mutterkuh

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Mutterkuhherde in Mecklenburg, Deutschland
Kalb mit Mutterkuh in Frankenfels, Österreich

Eine Mutterkuh ist ein weibliches Hausrind, das in der Regel nicht zur Milchproduktion gehalten wird, sondern sein Kalb aufzieht. Diese Produktionsform wird Mutterkuhhaltung genannt. Falls die Mutterkuh nicht nur ihr eigenes Kalb säugt, sondern auch noch ein weiteres, spricht man von Ammenkuhhaltung.

Bedeutung

Das Kalb saugt dabei am Euter der Kuh bis zum Absetzen im Alter von etwa zehn Monaten. Die Kuh, und mit zunehmendem Alter auch das Kalb, ernährt sich hauptsächlich von Gras und Heu.

Die Produktionsform der Mutterkuhhaltung wird im Wesentlichen auf extensiveren Standorten, beispielsweise in Gebieten mit geringen Erträgen mit Trockenheit betrieben. Außerdem ist sie eine Alternative zur agroindustriellen Fleischproduktion, da die Tiere von der Geburt bis zur Schlachtung am selben Hof und bei der Mutterkuh bleiben. Bei einer allfälligen Ausmast am eigenen Betrieb besteht der Vorteil darin, dass die Tiere keine Betriebsumstellung haben und auch das Absetzen und die Futterumstellung genau gesteuert werden können. In der ökologischen Landwirtschaft, wo die artgerechte Haltung besonders zum Tragen kommt, stößt die Mutter- und Ammenkuhhaltung auch in der Milchproduktion auf zunehmendes Interesse.[1] In der Schweiz soll das Gesetz angepasst werden, so dass auch hier Milch von Kühen vermarktet werden kann, welche gleichzeitig ihre Kälber säugen.[2]

Mutterkühe werden im Sommer mit ihren Kälbern üblicherweise auf Weiden gehalten. Im Winter werden die Kühe in Mitteleuropa entweder im Stall mit regelmäßigem Auslauf im Freien gehalten oder sie bleiben ebenfalls auf der Weide (sog. Robusthaltung).

In der Mutterkuhhaltung wird der Kalbezeitpunkt in vielen Fällen in den Herbst, in den Winter oder in das zeitige Frühjahr gelegt, um aus Gras möglichst gute Zuwachsleistungen der Kälber zu erreichen und die Kälber entsprechend nutzen zu können. Geht die Herde im Sommer auf die Alp, spielt auch dies eine wichtige Rolle für den Kalbezeitpunkt auf einem Betrieb.

In der Schweiz sind Mutterkuhhalter im Verein Mutterkuh Schweiz zusammengeschlossen. Die Zahl der Mutterkühe hat im Jahr 2019 um 2,2 % gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Die Bestände haben sich seit 1999 mehr als verdreifacht.[3] Seit Juli 2020 darf die Mutterkuhhaltung auch in der Milchproduktion eingesetzt werden. Das Gesetz wurde entsprechend angepasst.[4]

Einzelnachweise

  1. Mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung. (PDF; 3,1 MB) In: shop.fibl.org. 2018, abgerufen am 22. Mai 2019.
  2. Diese Milch wird legal. In: schweizerbauer.ch. 12. März 2020, abgerufen am 12. März 2020.
  3. Bundesamt für Statistik: Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe hat 2019 weiter abgenommen. Landwirtschaftliche Strukturerhebung 2019. In: admin.ch. 11. Mai 2020, abgerufen am 12. Mai 2020.
  4. Julia Hofer: Mutterkuhhaltung: Hier sind Milchkuh und Kalb nicht getrennt. In: beobachter.ch. 31. Juli 2020, abgerufen am 27. August 2020.