Nils Mohl

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Nils Mohl (rechts) zusammen mit dem Autor Finn-Ole Heinrich (links) 2012 beim 10. Steglitzer Literaturfest in der Schwartzschen Villa in Berlin

Nils Mohl (* 31. Juli 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller. Sein Buch Es war einmal Indianerland (2011) wurde u. a. 2012 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und im deutschsprachigen Feuilleton unter anderem als „Roman wie ein Unwetter [...] über das Erwachsenwerden“ (Spiegel Online)[1] bezeichnet. 2017 wurde es als Film adaptiert. Mit Stadtrandritter (2013) und Mogel (2014) erschienen weitere Romane von Mohl über das Erwachsenwerden.

Leben und Werk

Mohl wuchs als Älterer von zwei Geschwistern am Stadtrand von Hamburg auf.[2] Er studierte in Kiel, Tübingen und Berlin neuere deutsche Literaturwissenschaft, Linguistik und Volkskunde sowie in Weimar Kulturmanagement. Seine Bibliografie umfasst bislang mit Kasse 53 (2008), Ich wäre tendenziell für ein Happy End (2009), Ballade von dünnen Männern (2010), Es war einmal Indianerland (2011), Stadtrandritter (2013) und Mogel (2014) sechs Bücher. Besonderen Erfolg bescherten Mohl seine Kurzgeschichten. Unter anderem ist die Story Tanzen gehen, mit der er beim 11. MDR-Literaturwettbewerb 2006 zu den Preisträgern zählte, inzwischen Schulbuchlektüre.[3] 2012 leitete Mohl in Berlin die erste Berliner Meisterklasse, eine Kooperation des internationalen literaturfestivals berlin und des Treffens Junger Autoren. Im Rahmen dessen war er auch Jurymitglied der Auszeichnung Das außergewöhnliche Buch.

Größere Bekanntheit erreichte Mohl durch seinen Roman Es war einmal Indianerland, der 2013 vom Jungen DT des Deutschen Theaters in Berlin inszeniert wurde. Für Es war einmal Indianerland wurde Mohl mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2011), einem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium (2011) und dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendbuch ausgezeichnet.

2017 erschien die Romanverfilmung Es war einmal Indianerland.

Mohl gehört dem Verein Forum Hamburger Autoren an und lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Kritikerstimmen

  • Ich wäre tendenziell für ein Happy End (2009)

„Immer wieder ringen Mohls Helden um Orientierung; wissen nicht, was ihnen geschehen ist, wissen nicht, was ihnen demnächst passiert. Dazu ist es knapp, unprätentiös und gelegentlich angenehm lakonisch geschrieben: Nils Mohl verdient es, nicht nur geehrt, sondern mehr noch gelesen zu werden.“

FK: Die Welt vom 29. Juni 2009[4]
  • Es war einmal Indianerland (2011)

„Er zerlegt die Geschichte von Mauser und seiner aufreibenden Reise an die Küste, die sich in wenigen Ferientagen abspielt, in kleinste Partikel, löst sich von jeder chronologischen Erzählweise und auch von jedem traditionellen Schema eines Problemromans; er schafft statt dessen ein Mosaik von Vor- und Rückgriffen, das sich wie ein Spiegel dessen liest, was im Kopf von Mauser abläuft, wenn er sich zwischen den beiden Frauen und den Problemen in seiner eigenen Familie verheddert. Sprunghaft und schnell wie die Stimmungsschwankungen des Helden bewegt sich der Roman vor und zurück. Die Sätze sind pointiert, oft zutiefst ironisch und erschaffen sich einen ganz eigenen Resonanzraum. Der Held ist selten bei sich selbst: „Eine Hand greift mir ins Haar. Ich stelle fest, es ist meine“, erklärt Mauser – und der Leser weiß: Richtig leben fühlt sich anders an. Wie man da jedoch hin gelangen könnte, muss noch geklärt werden. Nils Mohl liebt Konjunktiv-II-Motive, lässt sich in einem anderen Interview mit ihm nachlesen, also Geschichten, die nur im eigenen Kopf spielen, die auf die Frage „Was wäre wenn?“ antworten und den Blick auf das Hier und Jetzt komplett verbauen. Mit Es war einmal Indianerland hat er dieser Verwirrung eine beeindruckende Form gegeben.“

Es war einmal Indianerland ist ein kunstvoll gebauter Roman, der mit seinen zahlreichen Neologismen auch sprachlich innovativ und überzeugend ist. Er bietet dem Leser eine neue und aufregende Variante aus Bildungsroman und Liebesgeschichte. Mohl gelingt es, anspruchsvolles literarisches Erzählen thematisch dicht bei seinen jugendlichen Lesern zu realisieren – und das mit viel Herz und Ohr für seine Adressaten.“

„Blitz. Donner. Ruhe. [...] Nils Mohl hat einen Roman wie ein Unwetter geschrieben über das Erwachsenwerden in der Vorstadt. [...] Alles ist kurz an diesem Buch: Die Sätze knallen, sind manchmal nur Aufzählungen, Gedankenblitze, das Buch rast, die Zeit rast. Zwölf Tage Ferien, um alles aufzuarbeiten, um alle Probleme zu lösen und alle Beziehungen zu klären und, ach ja, um erwachsen zu werden. Peng.“

  • Henny & Ponger (2022)

„„Nicht von dieser Welt sein, vor allem an der Schwelle zum Erwachsenwerden, um dieses Gefühlschaos dreht sich die temporeiche Geschichte von Henny und Ponger, deren beider Identität kein Rätsel bleibt und doch total verrückt klingt. Mit einem Augenzwinkern hat der 51-jährige Hamburger Nils Mohl in seine Handlung voller frecher Dialoge Erinnerungssplitter aus bekannten Science-Fiction-Filmen eingebaut, aber auch Musiktitel versteckt, von Elvis, Rihanna bis Sophie Hunger. Mag Nils Mohls poetisches Schreiben von nostalgischen Erinnerungen an die eigene Jugend begleitet gewesen sein, so ist doch die tragikomische Begegnung seines … Duos mit der ersten großen Liebe für Lesende ab dreizehn Jahren aktuell und zeitlos zugleich.““

Britta Selle: Unter Büchern. Kinder- und Jugendbuch, auf: MDR Kultur vom 03. August 2022[7]

Bibliografie

  • 2008: Kasse 53, Achilla Presse, Butjadingen, ISBN 978-3-940350-03-9.
  • 2009: Ich wäre tendenziell für ein Happy End, Plöttner Verlag, Leipzig, ISBN 978-3-938442-65-4 (12 Kurzgeschichten)
  • 2010: Ballade von dünnen Männern, Hosentaschenverlag, Hannover, ISBN 978-3-941938-12-0.
  • „Stadtrand-Trilogie“:
    • 2011: Es war einmal Indianerland, Rowohlt Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-499215-52-0.
    • 2013: Stadtrandritter, Rowohlt, Hamburg, ISBN 978-3-499216-14-5.
    • 2016: Zeit für Astronauten, Rowohlt, Hamburg, ISBN 978-3-499216-78-7.
  • 2014: Mogel, Rowohlt, Hamburg, ISBN 978-3-499215-37-7.
  • 2020: König der Kinder. Illustration von Katharina Greve. Mixtvision, München, ISBN 978-3-95854-155-9.
  • 2020: Tänze der Untertanen. Mixtvision, München, ISBN 978-3-95854-156-6.
  • 2022: Henny & Ponger. Mixtvision, München, ISBN 978-3-95854-182-5.[8]

Weitere Bücher und Texte von Mohl:

  • 2006: High & Low Level Litbizz. Über den Berufs- und Karrierestart von Schriftstellern heute, Artislife, Hamburg, ISBN 978-3-938378113.
  • 2007: Kurzgeschichte Tanzen gehen. In: EinFach Deutsch – Unterrichtsmodelle: Die Kurzgeschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, ISBN 978-3-140223966.

Theaterstücke

  • 2003: Revolution, Text: Nils Mohl, Max Reinhold, Uraufführung: Basel (Raum 33), 24. April 2003
  • 2013: Premiere von Es war einmal Indianerland am Deutschen Theater Berlin, 3. Mai 2013, Stück nach dem gleichnamigen Roman von Nils Mohl, Regie und Fassung: Kristina Stang, Mitarbeit: Willem Wassenaar, Assistenz: Leonie Arnhold, Besetzung: Marie Domnig, Johanna Jessen, Maike Knirsch, Johanna Mirea, Anne Rohde, Louisa Schloussen, Ricarda Seifried, Annette Stoll, Helena von Werthern, Luisa Wolf[9]

Auszeichnungen

Veranstaltungsteilnahmen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Sebastian Stier: Jugendroman "Es war einmal Indianerland": Blitz. Donner. Ruhe. In: Spiegel Online. 27. Juni 2011, abgerufen am 8. Januar 2017.
  2. Widmung im Roman "Es war einmal Indianerland" Nils Mohl. In: sueddeutsche.de. 9. März 2015, abgerufen am 8. Januar 2017.
  3. Sie befindet sich in EinFach Deutsch – Unterrichtsmodelle: Die Kurzgeschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert.
  4. Irrgarten der Phantasmen in der gutbürgerlichen Vorstadt:. In: welt.de. 29. Juni 2009, abgerufen am 8. Januar 2017.
  5. Es war einmal Indianerland. In: buecher.de. 1. März 2011, abgerufen am 8. Januar 2017.
  6. Es war einmal Indianerland : Deutscher Jugendliteraturpreis. In: djlp.jugendliteratur.org. Abgerufen am 8. Januar 2017.
  7. MDR Kultur: https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/sendung-775252.html
  8. Fritz Göttler: Nils Mohl: Henny & Ponger. Abgerufen am 1. September 2022.
  9. Es war einmal Indianerland – von Nils Mohl (Memento vom 24. Oktober 2012 im Webarchiv archive.today)
  10. deutscher-literaturfonds.de: Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien
  11. Nils Mohl – Es war einmal Indianerland. In: stiftung-buchkunst.de. Archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 8. Januar 2017.
  12. Buchwoche mit Nils Mohl, 06. – 09. Mai 2013@1@2Vorlage:Toter Link/www.dsny.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Deutsche Schule New York April 2013 (PDF)