Deutscher Jugendliteraturpreis

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Der Deutsche Jugendliteraturpreis (bis 1981: Deutscher Jugendbuchpreis, kurz DJLP) ist ein Staatspreis für Literatur. Er wurde 1956 vom damaligen Bundesministerium für Familienfragen gestiftet und wird jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Die Organisation von Preisfindung und Organisation liegt beim Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ). Das Geld für die Ausrichtung des Deutschen Jugendliteraturpreises kommt aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP). Dieser Förderetat der Bundesregierung ist für politische und kulturelle Kinder- und Jugendarbeit vorgesehen, der Deutsche Jugendliteraturpreis ist somit Kindern und Jugendlichen verpflichtet.

Allgemeines

Von Anfang an war der Deutsche Jugendliteraturpreis auch ein internationaler Preis: Eingereicht werden können neben deutschsprachigen Kinder- und Jugendbüchern genauso Titel fremdsprachiger Autoren, soweit sie ins Deutsche übersetzt wurden. Seit 1996 erhalten die Preisträger neben der Preissumme eine Bronzeplastik, die Michael Endes Romanfigur Momo nachgebildet ist.

Ziel des Deutschen Jugendliteraturpreises ist es, Kinder und Jugendliche mit Hilfe eines qualitativ überzeugenden und vielfältigen Literaturangebots in ihrer Persönlichkeit zu stärken und ihnen Orientierung zu bieten.

Eine Kritikerjury, bestehend aus neun erwachsenen Juroren, vergibt den Deutschen Jugendliteraturpreis in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Parallel dazu verleiht eine unabhängige Jugendjury den Preis der Jugendjury. Die Jurys prüfen die Bücher aus der Produktion des Vorjahres und nominieren davon sechs Titel pro Sparte. Die Nominierungsliste wird jedes Jahr auf der Leipziger Buchmesse verkündet.

Die Nominierungen sind die Grundlage für die Entscheidung der Jurys, die unabhängig voneinander ihre Preise vergeben. Die Preise sind mit 10.000 Euro pro Sparte dotiert und können zwischen Autoren, Illustratoren und Übersetzern aufgeteilt werden. Die Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises werden jährlich auf der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben. Seit 1991 wird ein Sonderpreis für das Gesamtwerk eines deutschen Autors, eines deutschen Illustrators oder eines deutschen Übersetzers kinderliterarischer Werke verliehen, der mit 12.000 Euro dotiert ist. 2017 wurde erstmals der Sonderpreis „Neue Talente“ in Höhe von 10.000 Euro verliehen. Die Preissummen betragen insgesamt 72.000 Euro.

Geschichte

Vor 1981 hieß der Preis „Deutscher Jugendbuchpreis“. Seit Bestehen des Deutschen Jugendliteraturpreises wurden die Ausschreibungen vielfach abgeändert. So gab es in der Anfangszeit von 1956 bis 1963 nur Preisverleihungen in den zwei Kategorien Kinderbuch und Jugendbuch sowie einen zusätzlichen Sonderpreis, der jedes Jahr unter einem anderen Motto stand, z. B. schönstes Märchenbuch, bestes Bilderbuch, bestes Sachbuch o. ä. 1964 wurde der thematische Sonderpreis abgeschafft und der Preis in den nächsten Jahren stattdessen um die Kategorien Bilderbuch und Sachbuch erweitert. Außerdem war es ab 1964 möglich, besondere Einzelleistungen wie Illustrationen oder Übersetzungen auszuzeichnen. 1991 wurde anlässlich des „35. Geburtstages“ der Sonderpreis für ein Gesamtwerk gestiftet. Seitdem wird jährlich (mit Ausnahme 1992) im Turnus eine lebende deutsche Autorin, Illustratorin oder Übersetzerin bzw. ein lebender deutscher Autor, Illustrator oder Übersetzer ausgezeichnet.[1] Zum 60. Jubiläum des Preises wurde der Sonderpreis „Neue Talente“ eingeführt. Mit diesem werden deutsche Autoren, Illustratoren und Übersetzer ausgezeichnet, die in den Vorjahren mindestens ein herausragendes literarisches Werk im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum veröffentlicht haben.

Bundesministerin Katarina Barley (re.) mit der Sonderpreisträgerin Gudrun Pausewang bei der Preisverleihung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 (Fotografin: Anna Meuer)
Bundesministerin Manuela Schwesig (rechts) mit der Preisträgerin der Sparte Kinderbuch, Martina Wildner (Mitte) und der Moderatorin Vivian Perkovic (links) bei der Preisverleihung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 (Fotograf: José Poblete)
Gruppenfoto der Preisträger bei der Preisverleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015 (Fotograf: José Poblete)

Kritikerjury

Die Kritikerjury wird vom Vorstand des Arbeitskreises für Jugendliteratur für die Dauer von zwei Jahren in dieses Ehrenamt gewählt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen. Die Jurymitglieder können maximal zwei Amtszeiten hintereinander absolvieren. Die Jury besteht aus neun Personen: der/dem Vorsitzenden und acht Juroren, von denen je zwei Fachleute der Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch sind. In drei über das Jahr verteilten Jurysitzungen werden die ausgewählten Titel gesichtet, die Nominierungen bestimmt und die Siegertitel gewählt. Alle Mitglieder der Jury haben gleiches Stimmrecht für alle Sparten. Die Ergebnisse der Wahl unterliegen bis zur Bekanntgabe bei der Preisverleihung im Rahmen der Frankfurter Buchmesse der Geheimhaltung.

Kritikerjury 2021/2022

  • Vorsitzende: Karin Vach
  • Sparte Bilderbuch: Christiane Benthin, Stefanie Hetze
  • Sparte Kinderbuch: Rebekka Putzke, Michael Stierstorfer
  • Sparte Jugendbuch: Ulrike Schönherr, Dieter Wrobel
  • Sparte Sachbuch: Renate Grubert, Marlene Zöhrer

Kritikerjury 2019/2020

  • Vorsitzender: Jan Standke
  • Sparte Bilderbuch: Christiane Benthin, Maren Bonacker
  • Sparte Kinderbuch: Nicole Filbrandt, Bettina Braun
  • Sparte Jugendbuch: Ulrike Schönherr, Karin Vach
  • Sparte Sachbuch: Renate Grubert, Marlene Zöhrer

Kritikerjury 2017/2018

  • Vorsitzende: Birgit Müller-Bardorff
  • Sparte Bilderbuch: Maren Bonacker, Christine Hauke-Dreesen
  • Sparte Kinderbuch: Anita Schilcher, Birgit Weidt (2017) / Nicole Filbrandt (2018)
  • Sparte Jugendbuch: Inger Lison, Jan Standke
  • Sparte Sachbuch: Anke Märk-Bürmann, Carola Pohlmann

Kritikerjury 2015/2016

  • Vorsitzende: Birgit Müller-Bardorff
  • Sparte Bilderbuch: Felix Giesa, Christine Hauke-Dreesen
  • Sparte Kinderbuch: Ada Bieber, Nicole Filbrandt
  • Sparte Jugendbuch: Ulrike Erb-May, Inger Lison
  • Sparte Sachbuch: Anke Märk-Bürmann, Carola Pohlmann

Kritikerjury 2013/2014

  • Vorsitzende: Gina Weinkauff
  • Sparte Bilderbuch: Antje Ehmann, Felix Giesa
  • Sparte Kinderbuch: Ute Dettmar, Ines Galling
  • Sparte Jugendbuch: Ulrike Erb-May, Miriam G. Möllers
  • Sparte Sachbuch: Susanne Brandt, Ute Henschel

Kritikerjury 2011/2012

  • Vorsitzende: Susanne Helene Becker
  • Sparte Bilderbuch: Antje Ehmann, Monika Trapp
  • Sparte Kinderbuch: Ina Brendel-Perpina, Miriam G. Möllers
  • Sparte Jugendbuch: Ulf Cronenberg, Annette Kliewer
  • Sparte Sachbuch: Heike Elisabeth Jüngst, Ute Henschel

Kritikerjury 2009/2010

  • Vorsitzende: Susanne Helene Becker
  • Sparte Bilderbuch: Ute Hachmann, Thomas Linden
  • Sparte Kinderbuch: Susanne Graf, Sabine Lippert
  • Sparte Jugendbuch: Ulf Cronenberg, Katrin Maschke
  • Sparte Sachbuch: Heike Elisabeth Jüngst, Monika Trapp

Sonderpreisjury

Seit 1991 gibt es im Jahreswechsel Jurys für Sonderpreise für das Gesamtwerk deutscher Autoren, Illustratoren und Übersetzer. Die Sonderpreisjurys werden vom Vorstand des Arbeitskreises für Jugendliteratur für die Dauer einer Amtsperiode gewählt und durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen. Seit 2017 vergibt die Sonderpreisjury zusätzlich zum Sonderpreis Gesamtwerk auch den Sonderpreis Neue Talente.[2]


Preisjahr Auszeichnungsgattung Preisträger Gesamtwerk Preisträger Neue Talente Jurymitglieder
2022 Illustration noch nicht bekanntgegeben noch nicht bekanntgegeben Rotraut Susanne Berner, Christoph Rieger, Kirsten Winderlich (Vorsitz)
2021 Übersetzung Gudrun Penndorf Lena Dorn Mahmoud Hassanein, Felix Pütter (Vorsitz), Hadassah Stichnothe
2020 Text Cornelia Funke Rieke Patwardhan Sandra Druschke, Tobias Kurwinkel, Kathrin von Papp-Riethmüller (Vorsitz)
2019 Illustration Volker Pfüller Iris Anemone Paul Maria Linsmann-Dege, Gabriela Scherer (Vorsitz), Sarah Wildeisen
2018 Übersetzung Uwe-Michael Gutzschhahn Gesa Kunter Heike Elisabeth Jüngst (Vorsitz), Mariela Nagle, Sebastian Schmideler
2017 Text Gudrun Pausewang Mario Fesler Gundula Engelhard, Cornelia Rémi, Ralf Schweikart (Vorsitz)
2016 Text Klaus Kordon Kathrin Buchmann, Irene Hoppe, Regina Pantos (Vorsitz)
2015 Illustration Sabine Friedrichson Bettina Harling, Andreas Platthaus (Vorsitz), Inge Sauer
2014 Übersetzung Angelika Kutsch Agnes Blümer, Gabriele Haefs (Vorsitz), Claas Kazzer
2013 Text Andreas Steinhöfel Petra Josting, Eva Maria Kohl, Christine Lippmann
2012 Illustration Norman Junge Anja Ballis (Vorsitz), Katja Eder, Barbara Sengelhoff
2011 Übersetzung Tobias Scheffel Svenja Blume (Vorsitz), Walter Mirbeth, Martina Seifert
2010 Text Mirjam Pressler Roswitha Budeus-Budde (Vorsitz), Otto Brunken, Robert Elstner

Jugendjury

Die Jugendjury zum Deutschen Jugendliteraturpreis ist eine unabhängige Jury, in der jährlich ca. 100 Jugendliche eine Nominierungsliste erstellen und einen Preis vergeben. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V. hat damit die Beteiligung von Jugendlichen an der Preisfindung, die seit 1972 besteht, weiterentwickelt. Ihm ist es ein Anliegen, den Jugendlichen ihren Einsatz im Rahmen der Jugendjury zu zertifizieren. Eine Anerkennung erhalten sie seit 2008 durch einen Bildungpass, den Kompetenznachweis Kultur. Wie eine Analyse ausgewählter Werke gezeigt hat, setzen sich die Jugendlichen bei der Zertifizierung auch mit sprachlich anspruchsvollen Texten auseinander (vgl. Zellerhoff 2016) Die Jugendjury setzt sich aus sechs über die Bundesrepublik verteilten Leseclubs zusammen, die vom Vorstand des Arbeitskreises für Jugendliteratur auf eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend berufen werden:

Jugendjury 2021/2022

Jugendjury 2019/2020

Jugendjury 2017/2018

  • Leseclub 2.0 der Bücherstube Klingler, Hainburg (Hessen)
  • Leseclub Augustiniok der Buchhandlung Augustiniok, Waldkirch (Baden-Württemberg)
  • Leseclub der der Integrierten Gesamtschule Innenstadt, der Konrad Adenauer Realschule und des Schiller Gymnasiums, Köln (Nordrhein-Westfalen)
  • Pankower Leseclub des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums und der Buchhandlung Buchlokal (Berlin)
  • Reading Teens der Buchhandlung Christiansen (Hamburg)
  • Würzburger Jugendleseclub "Lesezeichen" der Buchhandlung Neuer Weg, Würzburg (Bayern)

Jugendjury 2015/2016

  • Lese-AG der Bergschule St. Elisabeth, Heilbad Heiligenstadt (Thüringen)
  • Leseclub 2.0 der Bücherstube Klingler, Hainburg (Hessen)
  • Leseclub der Konrad-Adenauer-Realschule, Köln (Nordrhein-Westfalen)
  • Münchner Bücherfresser der Buchhandlung Buchpalast, München (Bayern)
  • Pankower Leseclub des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums und der Buchhandlung Buchlokal (Berlin)
  • Reading Teens der Buchhandlung Christiansen (Hamburg)

Jugendjury 2013/2014

  • Die Münchner Bücherfresser der Buchhandlung Waldmann, München (Bayern)
  • Jugendleseclub Beckum der Evangelischen Kirchengemeinde Beckum, (Nordrhein-Westfalen)
  • Lese-AG der Bergschule St. Elisabeth, Bad Heiligenstadt (Thüringen)
  • LEPORELLO Leseclub der Leporello-Buchhandlung (Berlin)
  • www.die-blaue-seite.de – Leseclub der Bücherpiraten e. V., Lübeck (Schleswig-Holstein)
  • Bücherfresser Fulda der Kinder-Akademie und der Stadtbibliothek (Fulda) (Hessen)

Jugendjury 2011/2012

  • cg-Leseclub des Clavius-Gymnasiums in Bamberg (Bayern)
  • Die Bestseller – Leseclub der Uhland-Realschule (Baden-Württemberg)
  • Jugendleseclub Beckum – der Evangelischen Kirchengemeinde Beckum (Nordrhein-Westfalen)
  • Leipziger Jugend-Literatur-Jury der Stadtbibliothek Leipzig
  • www.die-blaue-seite.de – Leseclub der Bücherpiraten e. V., Lübeck (Schleswig-Holstein)
  • Spandauer Jugendjury der Stadtbibliothek Spandau

Jugendjury 2009/2010

  • cg-Leseclub des Clavius-Gymnasiums in Bamberg
  • Do it – read a book! – der Leseclub der Städtischen Hauptschule Wermelskirchen
  • Leipziger Jugend-Literatur-Jury der Stadtbibliothek Leipzig
  • Literarischer Salon der Salzmannschule Schnepfenthal
  • Reading Teens der Buchhandlung Christiansen in Hamburg
  • Spandauer Jugendjury der Stadtbibliothek Spandau

Jugendjury 2007/2008

Preisbücher und Nominierungslisten

Seit 1956 wurden rund 2800 Bücher mit dem Preis gewürdigt – sei es als Preisträger, auf der Auswahl- und später Nominierungsliste oder im Rahmen des Sonderpreises zu einem Gesamtwerk. Alle Titel wurden in einer Datenbank erschlossen.[3]

2022–2021

2022

2021

2020–2011

2020

Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte die Preisverleihung nicht auf der Frankfurter Buchmesse stattfinden. Stattdessen wurden die Preisträger am 16. Oktober 2020 per Live-Streaming aus dem Grips-Theater in Berlin bekanntgegeben.[5] Die Preisträger wurden teilweise per "Zoom Meeting" live dazugeschaltet.

2019

Die Preisträger wurden am 18. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben.[6]

2018

Die Preisträger wurden am 12. Oktober 2018 auf der Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben.

2017

Die Preisträger wurden am 13. Oktober 2017 auf der Frankfurter Buchmesse bekanntgegeben.

2016

2015

2014

2013

2012

2011

2010–2001

2010

2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

2000–1986

2000

1999

1998

1997

1996

1995

1994

1993

1992

1991

1990

1989

1988

1987

  • Bilderbuch: Du hast angefangen! Nein, du! von David McKee
  • Kinderbuch: Oma und ich von Achim Bröger
  • Jugendbuch: Briefe an die Königin der Nacht von Inger Edelfeldt
  • Kindersachbuch: Mein verlorenes Land von Huynh Quang Nhuong (Text), Jub Mönster (Illustration), Helga Pfetsch (Übersetzung)
  • Jugendsachbuch: Lise, Atomphysikerin von Charlotte Kerner

1986

1985–1971

1985

1984

1983

1982

1981

1980

1979

1978

1977

1976

1975

1974

1973

1972

1971

1970–1956

1970

  • Bilderbuch: Kunterbunter Schabernack von Wilfried Blecher
  • Kinderbuch: Der Preis für ein Kinderbuch wurde nicht vergeben.
  • Jugendbuch: Der Bruder des schweigenden Wolfes von Klára Jarunková
  • Sachbuch: Der Mann, der überlebte von Lawrence Elliott

1969

1968

1967

1966

1965

1964

1963

1962

1961

1960

1959

1958

1957

1956

Kritik

1960er und 1970er Jahre

1962 schrieb Arianna Giachi in der FAZ vom 23. November, der Preis sei eine „Zweckentfremdung von Bundesmitteln, die der Förderung der deutschen Jugendliteratur dienen sollten“. 1971 kritisiert Sybille Gräfin Schönfeldt in der Zeit: „Kann die ehrenwerte Absicht des Staates, sogenannte gute Kinderliteratur zu prämiieren, um die Kinder vor sogenannter schlechter Lektüre zu bewahren, jemals überholt sein? Die Bücher, die jetzt in Würzburg mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden sind, lassen nur eine Antwort zu: Ja – dieser Preis ist überflüssig geworden, auch wenn es seine vierzig oder fünfzig Juroren noch nicht gemerkt haben sollten.“[8] Ihre Kritik bezieht sie vor allem auf die fünf 1971 ausgezeichneten Bücher: „Fünf Bücher, gegen die man nicht viel sagen kann, aber auch nicht viel dafür, ein vorsichtiger Edeldurchschnitt, etwas heile Welt, etwas Autorität: Kinder lernen immer noch das Wohlverhalten durch Angst und Schrecken am schnellsten.“

2000er Jahre

2002 kritisierte der Verleger Otakar Božejovský in einem offenen Brief die angeblich mangelhafte Qualität der Preisträger in der Bilderbuchsparte: „Der Deutsche Jugendliteraturpreis, vor allem in der Sparte Bilderbuch, ist keine Auszeichnung mehr.“[9] Klaus Humann stellte sich dieser pauschalen Kritik in einem ebenfalls offenen Brief entgegen: „Aber die Nominierungsliste ist fast immer dadurch aufgefallen, das Gängige mit dem Gewagten, das Schrille mit den Betulichen zu verbinden. Und das ist gut so und soll so bleiben. Diesen Wagemut wünschte man der Jury aber auch bei ihrer endgültigen Preisentscheidung. Mit Ihrer pauschalen wie ungerechten Kritik haben Sie weder sich noch der Sache des Bilder- und Kinderbuchs einen guten Dienst erwiesen.“[10]

2010er Jahre

2013 kritisierte eine Autoren- und Illustratoreninitiative samt Unterschriftenliste mit über 500 teils namhaften Unterzeichnern, dass der Preis als einziger deutscher Staatspreis für Literatur auch für Übersetzungen verliehen werde, wobei gefühlt sogar mehr davon als deutschsprachige Originale ausgezeichnet würden.[11] Das Börsenblatt bezeichnete die Forderung als realitätsfern und schwer praktikabel, da so nicht verhindert werden könne, dass Verlage Lizenzübersetzungen einkaufen. Die seit 30 Jahren in Deutschland lebende Autorin Holly-Jane Rahlens (Preisträgerin 2003) würde beispielsweise ausgegrenzt, weil sie meist auf Englisch schreibe.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutscher Jugendliteraturpreis. In: www.djlp.jugendliteratur.org. Abgerufen am 8. April 2016.
  2. AKJ- www.akj.de: Sonderpreisjury | AKJ. Abgerufen am 22. April 2021.
  3. Datenbank
  4. Deutscher Jugendliteraturpreis: Die Gewinner stehen fest!, boersenblatt.net vom 22. Oktober 2021, abgerufen am 27. Oktober 2021
  5. Online-Preisverleihung. In: jugendliteratur.org. Arbeitskreis für Jugendliteratur, abgerufen am 14. Oktober 2020.
  6. Die Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2019 auf jugendliteratur.org
  7. Die Nominierungsliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2017 steht fest in: buchmarkt.de, 23. März 2017
  8. Jugendbuchpreis: Brave Bücher für Kinder? - DIE ZEIT Archiv - Ausgabe 28/1971 (Memento vom 30. November 2015 im Internet Archive)
  9. Kritik am Jugendliteraturpreis: Offener Brief von bohem press-Verleger
  10. Erste Reaktion auf den offenen Brief des bohem press-Verlegers
  11. Ralf Schweikart, So wie er ist, kann dieser Preis nicht bleiben. Die Welt, 10. Oktober 2014.
  12. Ein Biotop für deutschsprachige Autoren?, Börsenblatt, 6. Juli 2015.