Open Mike
Der Open Mike (Eigenschreibweise: open mike) ist ein internationaler deutschsprachiger Literaturpreis. Er ist neben dem Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis der wichtigste Wettbewerb für deutschsprachige Literatur-Neuentdeckungen. Sein Name leitet sich von dem englischen Begriff für Offene Bühne („open mic“) ab.
Strukturen
Verliehen wird der Open Mike seit 1993 jährlich von der Literaturwerkstatt Berlin in den Sparten Prosa und Lyrik. Im Gegensatz zum Bachmann-Preis ist der open mike ausschließlich auf den Literaturnachwuchs ausgerichtet. Denn teilnehmen können nur deutschsprachige Autorinnen und Autoren, die nicht älter als 35 Jahre sind und noch keine eigene Buchpublikation haben. Im Rahmen des von der Crespo Foundation geförderten internationalen Wettbewerbs junger deutschsprachiger Prosa und Lyrik finden im Rahmenprogramm auch verschiedene Colloquien und Schreibwerkstätten statt, an denen Finalisten aus früheren Jahren kostenlos teilnehmen dürfen.
Aus den anonymisierten Text-Einsendungen wählen sechs Lektoren aus renommierten Verlagen maximal 22 Finalteilnehmer aus. Diese werden jeweils für ein Novemberwochenende zu der zweitägigen öffentlichen Wettbewerbsveranstaltung nach Berlin eingeladen. Jedem Teilnehmer stehen dort genau 15 Minuten Zeit für seine Lesung zur Verfügung. Die aus Schriftstellern bestehende Jury wählt bis zu drei Preisträger aus und vergibt Preisgeld in der Gesamthöhe von 7500 Euro. Einer davon ist der Lyrik vorbehalten. Zusätzlich gibt es einen Publikumspreis. Dieser taz-Preis der Publikumsjury belohnt den Gewinner mit einem Abdruck seines Textes in der taz. Der öffentlich-rechtliche Berliner Radiosender Deutschlandfunk Kultur macht jeweils einen Mitschnitt und erstellt ein Feature über das open mike – Wochenende und die Gewinner. Alle Final-Texte des open mike erscheinen zum Wettbewerbstermin als Anthologie im Allitera Verlag. Alle Finalteilnehmer dürfen nach dem Wettlesen an einer Schreibwerkstatt teilnehmen, bei der sie mit erfolgreichen Autoren und erfahrenen Verlagslektoren über ihre Texte sprechen können. Die drei Gewinner dürfen auf Lesereise gehen, um sich in Frankfurt am Main, Wien und Bern einer neugierigen literarischen Öffentlichkeit vorzustellen.
Für die professionellen Talentsucher der Buchverlagsbranche, Literaturagenten und Literaturkritiker ist der open mike mittlerweile ein jährlicher Pflichttermin.[1]
Preisträger
- 1993 Wolfgang Schlenker, Tim Krohn, Kathrin Röggla
- 1994 Ulf Stolterfoht, Karen Duve, Michael Müller
- 1995 Julia Franck, Sabine Neumann, Christian Futscher
- 1996 Marcus Jensen, Vera Henkel, Olaf Behrens
- 1997 Robby Dannenberg, Björn Kuhligk, Terézia Mora
- 1998 Boris Preckwitz, Stephan Groetzner, Tobias Hülswitt
- 1999 Almut Tina Schmidt, Jochen Schmidt, Michael Stauffer
- 2000 Zsuzsa Bánk, Claudia Klischat, Markus Orths
- 2001 Nico Bleutge, Erika Anna Markmiller, Tilman Rammstedt
- 2002 Kai Weyand, Christian Schünemann, Ariane Grundies
- 2003 Kirsten Fuchs, Veronika Reichl, Petra Lehmkuhl
- 2004 Christian Schloyer, Rene Becher, Rabea Edel
- 2005 Lucy Fricke, Dagrun Hintze, Jörg Albrecht
- 2006 Luise Boege, Katharina Schwanbeck, Julia Zange
- 2007 Johann Trupp, Tina Ilse Gintrowski, Judith Zander, taz-Publikumspreis: Johann Trupp
- 2008 Svealena Kutschke, Sonia Petner, Thien Tran, taz-Publikumspreis: Johanna Wack
- 2009 Inger-Maria Mahlke, Matthias Senkel, Konstantin Ames, taz-Publikumspreis: Matthias Senkel
- 2010 Janko Marklein, Jan Snela, Levin Westermann, taz-Publikumspreis: Sebastian Polmans
- 2011 Christina Böhm, Joseph Felix Ernst, Sebastian Unger, taz-Publikumspreis: Christina Böhm
- 2012 Sandra Gugić, Juan S. Guse, Martin Piekar, taz-Publikumspreis: Joey Juschka
- 2013 Jens Eisel, Dmitrij Gawrisch, Maren Kames, taz-Publikumspreis: Maren Kames
- 2014 Doris Anselm, Robert Stripling, Mareike Schneider, taz-Publikumspreis: Gerasimos Bekas[2]
- 2015 Jessica Lind, Theresia Töglhofer, Andra Schwarz, taz-Publikumspreis: Philip Krömer für „der eine der andere“[3]
- 2016 Thilo Dierkes, Sandra Burkhardt, Benjamin Quaderer, taz-Publikumspreis: Rudi Nuss[4]
- 2017 Mariusz Hoffmann, Ralph Tharayil, Ronya Othmann, taz-Publikumspreis: Baba Lussi
- 2018 Yade Yasemin Önder, Kyrill Constantinides Tank, Lara Rüter, taz-Publikumspreis: Caren Jeß[5]
- 2019 Carla Cerda Hegerl, Sina Ahlers und Fiona Sironic, taz-Publikumspreis: Sina Ahlers[6]
- 2020 Rebecca Gisler, Josefine Soppa, Nail Doğan, taz-Publikumspreis: Nail Doğan
Weitere Teilnehmer
Unter den Teilnehmern waren u. a. Leif Randt, Karsten Krampitz, Maik Lippert, Nils Mohl, Mascha Kurtz, Nikolai Vogel, Sünje Lewejohann, Lino Wirag, Patrick Findeis, Thomas von Steinaecker und Anja Frisch.
Weblinks
- Webpräsenz des open mike
- Stefanie Graf: "'Open Mike' - Ein Wettbewerb zwischen Förderung und Vermarktung" (Masterarbeit 2007) (PDF; 612 kB)
- Berichte zum 17. Open Mike von Wolfgang Schneider (FAZ), Elisabeth Grün (Börsenblatt) und Christoph Schröder (FR)
- Bericht zum 20. Open Mike auf Deutschlandradio Kultur von Vanja Budde: [1] [2]
Einzelnachweise
- ↑ siehe Moderation von Joachim Scholl in Deutschlandradio Kultur am 14. November 2016
- ↑ Wolfgang Schneider: Wildhüter begegnen Arztsöhnen auf der Jagd. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. November 2014, S. 12.
- ↑ die Preisträger des open mike 2015, Open Mike der Blog vom 8. November 2015
- ↑ Die Open-Mike-Gewinner 2016, Deutschlandradio Kultur vom 14. November 2016
- ↑ Yade Yasemin Önder, Kyrill Constantinides Tank, Lara Rüter und Caren Jeß gewinnen den 26. open mike, Meldung von Haus der Poesie vom 19. November 2018, abgerufen am 26. August 2019.
- ↑ Haus für Poesie :: Die Preisträger*innen. Abgerufen am 1. Juli 2020.