Nordgermanische Sprachen

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Die Skandinavischen Sprachen
  • Dänisch
  • Schwedisch
  • Norwegisch (Bokmål und Nynorsk)
  • Isländisch
  • Färöisch
  • Norn
  • Die nordgermanischen Sprachen (auch skandinavische oder nordische Sprachen genannt) umfassen die Sprachen Isländisch, Färöisch, Norwegisch, Dänisch und Schwedisch. Sie sind eine Untergruppe der germanischen Sprachen. Ungefähr 20 Millionen Menschen sprechen eine nordgermanische Sprache als Muttersprache.

    Das Nordgermanische spaltete sich um die Zeitenwende vom Westgermanischen ab. Das durch die Edda überlieferte Altisländisch gilt als Urtypus der nordgermanischen Sprachen und wird deshalb oft mit Altnordisch gleichgesetzt; die älteste überlieferte nordgermanische Sprache ist aber das Urnordische.

    In den nordischen Ländern werden die in Skandinavien gesprochenen, gegenseitig verständlichen modernen nordgermanischen Sprachen, d. h. Dänisch, Norwegisch und Schwedisch, häufig als skandinavische Sprachen bezeichnet.

    Gegenseitiges Verhältnis der Einzelsprachen

    Die Dialekte der west- oder inselnordischen Sprachen Färöisch und Isländisch liegen eng beieinander. Das moderne Färöisch und Isländisch ähneln dem Altisländisch am meisten, weil beide Sprachen weniger Einflüssen der anderen europäischen Sprachen ausgesetzt waren. Die Isländer bemühen sich um Vermeidung von Anglizismen und anderen außernordischen Lehnwörtern. Zur westnordischen (aber nicht inselnordischen) Gruppe gehören weiter die meisten norwegischen Dialekte und in der Folge auch das hieraus geschaffene Nynorsk sowie Jämtländisch (Jamska) und endlich Norn, das bis ins 18. Jahrhundert auf den Shetland-Inseln und den Orkneys gesprochen wurde. Der letzte Sprecher des Norn verstarb im 19. Jahrhundert.

    Vergleichsweise immer noch recht ähnlich sind die drei stark verbreiteten skandinavischen Sprachen Dänisch, Norwegisch und Schwedisch, wobei die Verständigung zwischen Sprechern zweier dieser Sprachen je nach dem gesprochenen Dialekt oft einfacher sein kann als die zwischen den Sprechern verschiedener Dialekte einer einzigen dieser Sprachen. Einige sehr stark abweichende Varianten werden manchmal als eigene Sprachen klassifiziert. Dagegen sind die in Norwegen benutzten Schriftsprachen des Bokmål und erst recht des Riksmål norwegisierte Tochtersprachen des Dänischen, da sie im 19. Jahrhundert aus dem in Norwegen gesprochenen Dänisch „konstruiert“ worden sind.

    Auf der schwedischen Insel Gotland wird Gotländisch gesprochen, das außer starken Eigenentwicklungen gewisse dänische, mittelniederdeutsche, baltische und slawische Einflüsse aufweist, aber aufgrund der Dominanz des Schwedischen im Unterricht seit 1645 zunehmend schwedisch geprägt ist. Während das mittelalterliche Altgutnisch als eigene Sprache gilt, wird es heute in der Regel als schwedischer Dialekt klassifiziert. Auch das im ehemals dänischen Schonen gesprochene Schonische weist noch Merkmale des Dänischen auf und kann sowohl als südschwedischer wie auch als ostdänischer Dialekt eingeordnet werden[1].

    Auf der zu Finnland gehörenden Inselgruppe Åland wird ein schwedischer, „Åländisch“ genannter Dialekt gesprochen. Åländisch liegt sprachlich den uppländischen Dialekten näher als den finnlandschwedischen. Einige Wörter entstammen dem Russischen, da die Inselgruppe von 1809 bis 1917 zum Zarenreich gehörte.

    An der Süd- und Westküste Finnlands wird Finnlandschwedisch gesprochen. Diese Dialekte weisen einige finnische Einflüsse auf, unter anderem in verschiedenen Wortentlehnungen und in der Prosodie. Ähnlich verhält es sich beim Südschleswigdänischen, das in vielen Aspekten von der heute in Südschleswig dominierenden (nord-)deutschen Umgangssprache geprägt ist. Früher dort gesprochene Varianten wie das Angeldänische sind mit dem Sprachwechsel im 19. Jh. zum großen Teil ausgestorben, nur in unmittelbarer Grenznähe sind noch jütländische Dialekte verbreitet[2].

    Historische Einteilungen

    Oskar Bandle[3], Odd Einar Haugen[4] und Arne Torp[5] teilen die nordgermanischen Einzelsprachen in den unterschiedlichen Sprachperioden wie folgt ein.

    Infolge der ab 800 nach Christus im Süden und Osten Skandinaviens auftretenden Monophthongierung von germanisch /ei/, /au/ und /ey/~/øy/ zu ostskandinavisch /eː/ und /øː/ unterscheidet man für die folgenden Jahrhunderte zwischen Westnordisch und Ostnordisch:

    • Westnordisch
      • Altisländisch
      • Altnorwegisch
    • Ostnordisch
      • Altdänisch
      • Altschwedisch

    Im 12. Jahrhundert werden in Südskandinavien die Verschlusslaute /p,t,k/ nach einem Vokal zu /b,d,g/ lenisiert sowie die in unbetonter Position stehenden Vokale /a,i,o~u/ zum Murmellaut /ǝ/ abgeschwächt. In derselben Zeit wurde auch die Flexion im Dänischen radikal vereinfacht. Alles in allem sonderte sich damit Dänisch von den übrigen nordischen Sprachen ab, so dass man für diese Zeit eine andere Einteilung vornehmen kann:

    • Südnordisch
      • Altdänisch
    • Nordnordisch
      • Altisländisch
      • Altnorwegisch
      • Altschwedisch

    Mit der Entwicklung im Spätmittelalter behielten Isländisch und Färöisch die alten Sprachstrukturen mit ihrer ausgeprägten Flexion weitgehend bei, wogegen sie nun auch in großen Teilen des Norwegischen und Schwedischen stark vereinfacht wurden. Ab zirka 1500 gilt daher eine dritte Einteilung der nordgermanischen Sprachen:

    Diese Einteilungen sind keine genetischen Stammbäume im Sinne des Stammbaummodells. Sie beschreiben strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Sprachen einer bestimmten Periode. Wenn sich diese Sprachen stark ändern, vergrößern oder verringern sich auch die Ähnlichkeiten, so dass unter Umständen eine neue Einteilung zustande kommt.

    Aufgliederung

    Für das vermutete Grönlandnordisch der im 15. Jahrhundert verschwundenen Grænlendingar gibt es nur wenige Belege.[6]

    Siehe auch

    Literatur

    • Oskar Bandle: Die Gliederung des Nordgermanischen. Helbing & Lichtenhahn, Basel/Stuttgart 1973; 2. Auflage (Nachdruck) Francke, Tübingen 2011.
    • Kurt Braunmüller: Die skandinavischen Sprachen im Überblick. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Francke, Tübingen/Basel 2007, ISBN 978-3-8252-1635-1.
    • Einar Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Hamburg 1984 (englisches Original: The Scandinavian Languages. An Introduction to their History. London 1976).

    Weblinks

    Wiktionary: skandinavische Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    1. Niels Åge Nielsen: Dansk dialektantologi - Østdansk og ømål, Charlottenlund 1978, ISBN 87-7215-623-6
    2. vgl. Elin Fredsted: Sprachen und Kulturen in Kontakt - deutsche und dänische Minderheiten in Sønderjlland/Schleswig, in: Christel Stolz: Neben Deutsch: Die autochthonen Minderheiten- und Regionalsprachen Deutschlands, Bochum 2009. S. 19 ff.
    3. Oskar Bandle: Die Gliederung des Nordgermanischen. Basel/Stuttgart 1973 (2. Auflage 2011).
    4. Vgl. Odd Einar Haugen: Grunnbok in norrønt språk. 2. utgåve, Gyldendal, Oslo 1995, ISBN 82-417-0506-9.
    5. Arne Torp: Nordiske språk i nordisk og germansk perspektiv. Oslo 1998.
    6. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche