Oberlandesgericht Danzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Das Oberlandesgericht Danzig war ein deutsches Oberlandesgericht mit Sitz in Danzig von 1939 bis 1945.

Geschichte

Im Deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Dritten Reich bis 1943 bestand das Oberlandesgericht Marienwerder für Westpreußen (zunächst Provinz, dann Regierungsbezirk Westpreußen und Grenzmark Posen-Westpreußen). Als Folge des Friedensvertrag von Versailles wurde Danzig als Freie Stadt Danzig aus dem Reichsverband ausgegliedert. Der größte Teil des Umlandes wurde Polen zugeschlagen. Diese Neuordnung nahm weder Rücksicht auf bestehende Kreisgrenzen noch auf die jeweiligen Gerichtsbezirke. In der Freien Stadt Danzig wurde das Obergericht Danzig als Obergericht geschaffen.

Nach dem Überfall auf Polen endete 1939 völkerrechtswidrig die Staatlichkeit der Freien Stadt Danzig. Das Danziger Obergericht wurde in das Oberlandesgericht Danzig umgewandelt.

Diesem waren folgende Landgerichte nachgeordnet:

Zum 1. Januar 1943 kam das Landgericht Marienwerder hinzu.

Darunter waren folgende Amtsgerichte eingerichtet:

Amtsgericht Sitz Oberlandesgericht
Amtsgericht Bromberg Bromberg Oberlandesgericht Bromberg
Amtsgericht Krone Krone Oberlandesgericht Bromberg
Amtsgericht Lobsens Lobsens Oberlandesgericht Bromberg
Amtsgericht Nakel Nakel Oberlandesgericht Bromberg
Amtsgericht Wirsitz Wirsitz Oberlandesgericht Bromberg
Amtsgericht Berent Berent Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Danzig Danzig Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Dirschau Dirschau Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Gotenhafen Gotenhafen Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Karthaus Karthaus Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Neustadt (Westpr) Neustadt Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Preußisch Stargard Preußisch Stargard Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Putzig Putzig Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Schöneck Schöneck Oberlandesgericht Danzig
Amtsgericht Tiegenhof Tiegenhof Landgericht Danzig, dann Landgericht Elbing[1]
Amtsgericht Zoppot Zoppot Oberlandesgericht Danzig[2]
Amtsgericht Christburg Christburg Landgericht Elbing
Amtsgericht Elbing Elbing Landgericht Elbing
Amtsgericht Marienburg Marienburg Landgericht Elbing
Amtsgericht Stuhm Stuhm Landgericht Elbing
Amtsgericht Tiegenhof Tiegenhof Landgericht Elbing, vorher Landgericht Danzig
Amtsgericht Graudenz Graudenz Landgericht Graudenz
Amtsgericht Lautenburg Lautenburg Landgericht Graudenz
Amtsgericht Mewe Mewe Landgericht Graudenz
Amtsgericht Neuenburg Neuenburg Landgericht Graudenz
Amtsgericht Schwetz Schwetz Landgericht Graudenz
Amtsgericht Strasburg Strasburg Landgericht Graudenz
Amtsgericht Heiderode Heiderode Landgericht Konitz
Amtsgericht Konitz Konitz Landgericht Konitz
Amtsgericht Tuchel Tuchel Landgericht Konitz
Amtsgericht Vandsburg Vandsburg Landgericht Konitz
Amtsgericht Zempelburg Zempelburg Landgericht Konitz
Amtsgericht Deutsch Eylau Deutsch-Eylau Landgericht Elbing, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Löbau Löbau Landgericht Thorn, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Marienwerder Marienwerder Landgericht Graudenz, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Neumark Neumark Landgericht Thorn, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Riesenburg Riesenburg Landgericht Elbing, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Rosenberg Rosenberg Landgericht Elbing, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Gollub Gollub Landgericht Thorn
Amtsgericht Kulm Kulm Landgericht Thorn
Amtsgericht Kulmsee Kulmsee Landgericht Thorn
Amtsgericht Leipe Leipe Landgericht Thorn, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Rippin Rippin Landgericht Thorn, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Schönsee Schönsee Landgericht Thorn, dann Landgericht Marienwerder
Amtsgericht Thorn Thorn Landgericht Thorn

Mit der Eroberung Westpreußens durch die Rote Armee 1945 endete die Arbeit dieser Gerichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten polnische Gerichte an ihre Stelle.

Präsident

Generalstaatsanwälte

  • Curt Graßmann (1939–1941)
  • Kurt Bode (1942–1945)

Literatur

Die Gerichtsorganisation des Deutschen Reiches vom 1. Januar 1944. Verlag Beamtenpresse, Berlin 1944, S. 12–13.

Einzelnachweise

  1. Liste der Amtsgerichte
  2. Handbuch der Justizverwaltung, 1942, S. 75, online
  3. Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933–1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Band 28). 3. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2002, ISBN 3-486-53833-0, S. 1211 (online).
  4. Mitglied des Corps Franconia Tübingen; KCL 1960, 127, 752