Offretit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Offretit
Offretite-627123.jpg
Prismatischer Offretit aus Vinařice u Kladna, Okres Kladno, Zentralböhmen, Tschechien (Sichtfeld 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel KCaMg[Al5Si13O36]·15H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.GD.25 (8. Auflage: VIII/J.26)
77.01.02.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol ditrigonal-dipyramidal; 6m2[2]
Raumgruppe (Nr.) P6m2[1] (Nr. 187)
Gitterparameter a = 13,29 Å; c = 7,58 Å[1]
Formeleinheiten Z = 1[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,13; berechnet: 2,06[3]
Spaltbarkeit deutlich nach {0001}[3]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,489 bis 1,495
nε = 1,486 bis 1,492[4]
Doppelbrechung δ = 0,003[4]
Optischer Charakter einachsig negativ

Offretit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KCaMg[Al5Si13O36]·15H2O[1][1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Calcium-Magnesium-Alumosilikat. Strukturell gehört Offretit zur Familie der Zeolithe innerhalb der Abteilung der Gerüstsilikate.

Offretit entwickelt nur kleine hexagonale, prismatische und gelegentlich längsgestreifte Kristalle bis etwa drei Millimeter Länge[3] mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist sind diese zu radialstrahligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten verbunden. In reiner Form ist Offretit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Seine Mohshärte von 4 entspricht der des Referenzminerals Fluorit, er lässt sich also wie dieser leicht mit einem Taschenmesser ritzen.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Offretit am Mont Semiol nahe Châtelneuf im französischen Département Loire und beschrieben 1890 durch Ferdinand Gonnard (1833–1923), der das Mineral nach dem französischen Mineralogen Albert Jules Joseph Offret (1857–1933)[5] benannte.

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Offretit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mit Zeolithen“, wo er zusammen mit Bellbergit, Chabasit-Ca, Chabasit-K, Chabasit-Na, Chabasit-Sr, Erionit-Ca, Erionit-K, Erionit-Na, Gmelinit-Ca, Gmelinit-K, Gmelinit-Na, Lévyn-Ca, Lévyn-Na, Mazzit-Mg, Mazzit-Na, Perlialit, Tschernichit und Willhendersonit die Gruppe der „Würfelzeolithe I“ mit der System-Nr. VIII/J.26 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Offretit ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Gerüststruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von Fünfer-Ringen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Wenkit die unbenannte Gruppe 9.GD.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Offretit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier ist er in der Gruppe „Chabasit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Echte Zeolithe“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Vollständig mit nadeligen Offretitkristallen ausgekleideter, ehemaliger Hohlraum in Basalt aus den Basaltwerken bei Herbstein, Hessen (Sichtfeld 1 cm)

Offretit bildet sich bei der Verwitterung von kalihaltigen Basalten und findet sich dort meist in Form von Hohlraumfüllungen (Drusen). Des Weiteren kann er zusammen mit Chabasit durch Einwirkung von Wässern terrestrischer Salzseen auf vulkanische Tuffe entstehen.[6]

Als eher seltene Mineralbildung kann Offretit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2014) rund 130 Fundorte.[7] Neben seiner Typlokalität Mont Semiol bei Châtelneuf trat das Mineral in Frankreich noch bei Laveissière, Le Collet-de-Dèze und Le Volamont im Département Haute-Loire (Auvergne); bei Deglazines und Le Bousquet d'Orlaguet im Département Aveyron (Midi-Pyrénées) sowie bei Borée und Saint-Jean-le-Centenier im Département Ardèche (Rhône-Alpes) zutage.

In Deutschland fand man Offretit unter anderem am Steinbruch Höwenegg bei Immendingen sowie am Eichert und in dem Limberger Steinbrüchen nahe Sasbach in Baden-Württemberg; an einigen Orten im Fichtelgebirge (Großer Teichelberg, Lerchenbühl), am Zeilberg bei Maroldsweisach, in den Basaltwerken bei Wiesau und in einem Basaltsteinbruch am Kuschberg in Bayern; an mehreren Stellen in der Umgebung des Vogelsbergs (Gedern, Herbstein, Hungen) in Hessen; im Steinbruch Bramburg bei Adelebsen in Niedersachsen sowie in der Klebsandgrube Galgenkopf bei Weitefeld, am Ettringer Bellerberg bei Ettringen, bei Arensberg im Landkreis Vulkaneifel, in der Tongrube Stemmer bei Boden (Westerwald), am Bittersberg bei Maxsain und am Ölberg bei Hundsangen in Rheinland-Pfalz.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist ein Basaltsteinbruch Klöch bei Klöch in der Steiermark.

Weiter Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Costa Rica, Finnland, Italien, Kanada, im Kerguelen-Archipel (französisches Süd- und Antarktisterritorium), Neuseeland, Polen, Spanien, Schottland im Vereinigten Königreich, Tschechien, der Ukraine, Ungarn und in verschiedenen Bundesstaaten der USA.[8]


Kristallstruktur

Offretit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P6m2 (Raumgruppen-Nr. 187)Vorlage:Raumgruppe/187 mit den Gitterparametern a = 13,29 Å und c = 7,58 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Literatur

  • F. Gonnard: Sur l'offrétite, espèce minérale nouvelle. In: Comptes Rendus de L’Académie des Sciences Paris. Band 111, 1890, S. 1002–1003.
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 796.

Weblinks

Commons: Offretite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 709.
  2. Webmineral - Offretite
  3. a b c Offretite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 81,4 kB).
  4. a b Mindat - Offretite
  5. cths.fr: OFFRET Albert, Jules, Joseph
  6. Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 918.
  7. Mindat - Anzahl der Fundorte für Offretetit
  8. Fundortliste für Offretit beim Mineralienatlas und bei Mindat