Oliver Frljić

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Oliver Frljić (2015)

Oliver Frljić (* 31. März 1976 in Travnik) ist ein kroatischer Theaterregisseur, Autor und Intendant.

Leben

Der in Bosnien geborene Theaterregisseur Oliver Frljić inszeniert bereits seit seiner Studienzeit an der Akademie für szenische Künste in Zagreb auf internationalen Bühnen. Seine provokanten Theaterarbeiten waren auf diversen Theaterfestivals vertreten, darunter auf den Wiener Festwochen, dem Heidelberger Stückemarkt, dem MESS in Sarajevo, der Theaterbiennale „Neue Stücke aus Europa“ Wiesbaden, dem BITEF-Festival in Belgrad und dem renommierten Sterijino pozorje in Novi Sad. Von 2014 bis 2016 war Oliver Frljić Intendant des Nationaltheaters in Rijeka. Aus Protest gegen die kroatische Kulturpolitik und auf politische Reaktionen zu seiner Intendanz gab Oliver Frljić im Frühjahr 2016 seinen Rücktritt bekannt.[1]

Oliver Frljićs Bühnenarbeit widmet sich zeitgenössischen Themen und versteht sich als dezidiert politisches Theater, das einen Dienst an der Gesellschaft leistet. Während die erfolgreichen Stücke Turbofolk (2008),[2] Preklet naj bo izdajalec svoje domovine (2010),[3] Kukavičluk (2010), Zoran Dindić (2012),[4] Aleksandra Zec (2014)[5] brisante Themen des nach-jugoslawischen Raums aufgriffen, wendet sich Frljićs theatrale Kritik seit Balkan macht frei (2015) zunehmend gegen westeuropäische Gesellschaften.[6][7] Die Inszenierung Eure Gewalt, unsere Gewalt, die auf den Wiener Festwochen 2016 Premiere feierte, zog einen kleinen Theaterskandal nach sich.[8]

Das autobiographische Theaterprojekt Mrzim istinu! / Ich hasse die Wahrheit! gehört zu den bisher herausragendsten und mit mehreren Preisen ausgezeichneten Arbeiten Oliver Frljićs.[9]

Am 17. Dezember 2021 feierte seine Stückentwicklung über den Dombau zu Köln, Das Himmelreich wollen wir schon selbst finden auf der Spielstätte Depot 1 beim Schauspiel Köln Premiere. Der Nachtkritik-Rezensent nannte es ein Oszillieren "zwischen historischer Reportage, anti-katholischem Diskurs, Geschichtsparodie und Architekturkabarett". Inhaltlich geht es von Reliquien-Knochen über Napoleon und Bismarcks Kulturkampf bis zum Vertuschen der sexualisierten Gewalttaten im Kölner Erzbistum. Der Dramenautor selbst führte bei der pausenfreien, zweistündigen Inszenierung die Regie, das Bühnenbild schuf Igor Pauška und die Musik Daniel Regenberg.[10]

Leistungen

In den Jahren 2007 bis 2015 wurde Oliver Frljić mit bisher über 20 Theaterpreisen ausgezeichnet, darunter mit dem Preis für die Beste Regie auf dem Sterijino pozorje in Novi Sad (2011).

Literatur

  • Miranda Jakiša: Die Evidenz Srebrenicas: Oliver Frljićs Theatergericht in Kukavičluk. In: Susi Frank, Schamma Schahadat (Hrsg.): Evidenz und Zeugenschaft. Poetische und mediale Strategien im Umgang mit dem Unzugänglichen (= Wiener Slawistischer Almanach, Band 69). 2012, ISBN 978-3-86688-377-2, S. 115–133.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Frljić u srpnju napušta dužnost intendanta HNK Zajc – Rijeka Danas – riječki internet dnevnik. In: rijekadanas.com. 28. April 2016, abgerufen am 6. Februar 2017 (kroatisch).
  2. Miranda Jakisa: Alltäglicher Ausnahmezustand. In: novinkiblog.wordpress.com. 6. Juni 2010, abgerufen am 6. Februar 2017.
  3. Verdammt sei der Verräter seiner Heimat! In: thalia-theater.de. Abgerufen am 6. Februar 2017.
  4. Shirin Sojitrawalla: Blut wischen. 21. Juni 2014, abgerufen am 6. Februar 2017.
  5. Aleksandra Zec - Volkstheater. In: volkstheater.at. Abgerufen am 6. Februar 2017.
  6. Balkan macht frei. In: residenztheater.de. 22. Mai 2015, abgerufen am 6. Februar 2017.
  7. Jürgen Berger: Oliver Frljics Wuttheater im Münchner Marstall: Gipfel der Provokation. In: Spiegel Online. 25. Mai 2015, abgerufen am 6. Februar 2017.
  8. Stefan Bock: Wiener Festwochen - Unsere Gewalt und eure Gewalt. In: freitag.de. 2. Juni 2016, abgerufen am 6. Februar 2017.
  9. Dorian Waller: Tücken der Erinnerung als Spielantrieb. In: derstandard.at. 20. Mai 2013, abgerufen am 6. Februar 2017.
  10. Das Himmelreich wollen wir schon selbst finden - Schauspiel Köln : „Gott hat ein paar Fragen“, nachtkritik.de vom 17. Dezember 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021