Pawel Walerjewitsch Durow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Pawel Durow (2013)

Pawel Walerjewitsch Durow (russisch Па́вел Вале́рьевич Ду́ров; * 10. Oktober 1984 in Leningrad) ist ein russischer Unternehmer und Gründer des in Russland populärsten sozialen Netzwerks vk.com (ursprünglich Vkontakte, deutsch: in Kontakt) und des Instant-Messengers Telegram.[1] Die Zeitschrift Forbes schätzte sein Vermögen im Juni 2021 auf über 17 Milliarden US-Dollar.[2] Bisweilen wurde er in Medien „russischer Mark Zuckerberg“ genannt.[3][4][5] Neben der russischen hat er die Staatsbürgerschaften von St. Kitts und Nevis und Frankreich.[6][7] Er sieht sich selbst als digitalen Nomaden.[8][9]

Leben

Durow verbrachte einen Großteil seiner frühen Jugend im italienischen Turin, wo sein Vater Waleri (Doktor der Philologie) beschäftigt war. Nach der Grundschule besuchte er in Sankt Petersburg das Akademische Gymnasium und studierte an der Staatlichen Universität. Zusammen mit seinem Bruder Nikolai Walerjewitsch Durow gründete er 2006 Vkontakte, das heutige vk.com.[10]

Als sich nach den Parlamentswahlen in Russland 2011 Tausende in Moskau und anderen Großstädten Russlands zu Protestmärschen versammelten (siehe Proteste nach den russischen Parlamentswahlen 2011), hatten sich einige der Protestierenden über VK zu Kundgebungen verabredet. Als der russische Geheimdienst FSB Durow aufforderte, Gruppen von Protestierenden bei VK zu schließen, weigerte er sich.[11][12]

2012 spendete er eine Million US-Dollar an Wikipedia.[13] Im Mai 2012 sorgte er für Aufsehen, als er zusammen mit Arbeitskollegen Papierflieger, gefaltet aus 5000-Rubel-Geldscheinen (im damaligen Wert von ca. 124 Euro) aus dem Fenster seines Unternehmens warf und dadurch einen Menschenauflauf verursachte.[14][15] Weiter veröffentlichte er im Mai 2012 ein Manifest im russischen Magazin Afisha, in welchem er 10 „Gebote“ für Russland niederschrieb, welche es zum führenden Land des 21. Jahrhunderts machen sollen.[16][15][17] 2013 veröffentlichte er eine Einladung an Edward Snowden, für ihn zu arbeiten.[18] Im Sommer 2013 gründete er den Messenger-Dienst Telegram, mit dem er WhatsApp Konkurrenz machen wollte.[19][20]

Im Januar 2014 verkaufte Durow seinen Geschäftsanteil an vk.com von 12 % an einen Partner des russischen Unternehmers Alischer Usmanow.[21]

Immer noch als Direktor von vk.com aktiv, geriet Durow in Konflikt mit der russischen Regierung: Der Kreml forderte ihn dazu auf, die Seite des Regierungskritikers Alexei Nawalny zu sperren und die dortige Planung der Proteste zu unterbinden.[22] Durow weigerte sich, der Forderung nachzukommen und veröffentlichte die betreffenden Dokumente stattdessen auf seinem VK-Profil.[23][24]

Am 16. April 2014 wurden die Unternehmenszentrale im „Haus des Buches“ am Newski-Prospekt sowie seine Wohnung durchsucht und ein Server beschlagnahmt.[25][26] Im April 2014 trat er als Direktor von vk.com zurück und verließ das Unternehmen.[21][27] Kurz darauf verließ er Russland ins Exil und gab an, keine Intentionen zu haben, wieder zurückzukommen.[28]

Durow gehörte 2017 zu den Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums.[29]

Weblinks

Commons: Pawel Durow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Top Sites in Russia. In: Alexa Internet. Abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  2. Forbes: Pavel Durov. 21. Juni 2021, abgerufen am 21. Juni 2021 (englisch).
  3. Boris Reitschuster: Goldfingers Stinkefinger, FOCUS Magazin Nr. 18 (2012)
  4. Katja Tichomirowa: Der russische Mark Zuckerberg, Frankfurter Rundschau vom 8. August 2013, abgerufen am 21. März 2018
  5. Andre Ballin: Pawel Durow: Exzentrischer Kämpfer für Internetfreiheit, Der Standard, 25. April 2014
  6. Vivienne Walt: With Telegram, A Reclusive Social Star Rise Again. In: Fortune. 23. Februar 2016, abgerufen am 22. März 2018 (englisch).
  7. Décret du 23 août 2021 portant naturalisation, réintégration, mention d'enfants mineurs bénéficiant de l'effet collectif attaché à l'acquisition de la nationalité française par leurs parents, francisation de noms et de prénoms et libération de l'allégeance française (Accès protégé). In: Légifrance. Secrétariat général du Gouvernement, 25. August 2021, abgerufen am 21. Dezember 2021 (französisch).
  8. Lars-Marten Nagel: Der digitale Widersacher, Handelsblatt.de vom 17. Oktober 2017, abgerufen am 22. März 2018
  9. Marcel Rosenbach, Max Hoppenstedt, Christina Hebel: Pawel Durow: Der Telegram-Milliardär und sein dunkles Imperium. In: Der Spiegel. Abgerufen am 20. Juni 2021.
  10. Vivienne Walt: With Telegram, A Reclusive Social Media Star Rises Again. In: fortune.com. 23. Februar 2016, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  11. Olga Razumovskaya: Russian Social Network: FSB Asked It To Block Kremlin Protesters. In: The Wall Street Journal. 8. Dezember 2011, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  12. Shaun Walker: Founder of Vkontakte leaves after dispute with Kremlin-linked owners. In: The Guardian. 2. April 2014, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  13. Founder of Facebook for Russia donates $1M to Wikipedia at DLD. In: venturebeat.com. 24. Januar 2012, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  14. Anthony Bond: Russia’s Zuckerberg, 27, folds notes into paper aeroplanes and spends weekend throwing them from his window (until people were acting ‘like animals’). In: Daily Mail. 30. Mai 2012, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  15. a b Marcus Moretti: A 27-Year-Old Russian Worth $250 Million Spent The Weekend Throwing Cash Out His Window. In: Business Insider. 29. Mai 2012, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  16. Музыканты, писатели, журналисты, поэты и другие жители страны о том, что делать: Павел Дуров, основатель «ВКонтакте». In: Afisha. 18. Mai 2012, abgerufen am 6. Juli 2015 (russisch).
  17. Joshua Yaffa: Is Pavel Durov, Russia's Zuckerberg, a Kremlin Target? In: Bloomberg Business. 1. August 2013, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  18. Katja Tichomirowa: Der russische Mark Zuckerberg. In: Frankfurter Rundschau. 8. August 2013, abgerufen am 6. Juli 2015.
  19. Catherine Shu: Meet Telegram, A Secure Messaging App From The Founders Of VK, Russia’s Largest Social Network. In: TechCrunch. 27. Oktober 2013, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  20. Benjamin Bidder: Social Network VK.com: Machtkampf um das Facebook Osteuropas. In: Spiegel Online. 9. Oktober 2013, abgerufen am 6. Juli 2015.
  21. a b Lukas I. Alpert: Vkontakte: Gründer Pawel Durow verlässt russisches Netzwerk. In: wsj.de. 1. April 2014, abgerufen am 6. Juli 2015.
  22. Christopher Miller: 'Russia's Mark Zuckerberg' takes on the Kremlin, comes to New York. Abgerufen am 22. Januar 2021 (englisch).
  23. Durov, Out For Good From VK.com, Plans A Mobile Social Network Outside Russia | TechCrunch. 6. Juli 2017, abgerufen am 22. Januar 2021.
  24. 13 декабря 2013 года ФСБ потребовала от нас.. | Pawel Durow | VK. Abgerufen am 22. Januar 2021.
  25. Russischer Mark Zuckerberg untergetaucht: Wo steckt bloß Pawel Durow? In: Deutsch Türkische Nachrichten. 6. Mai 2013, abgerufen am 6. Juli 2015.
  26. Christopher Miller: A long way from Moscow. In: Mashable. 18. Mai 2015, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  27. André Ballin: Pawel Durow: Exzentrischer Kämpfer für Internetfreiheit. In: Der Standard. 24. April 2014, abgerufen am 6. Juli 2015.
  28. Ingrid Lunden: Durov, Out For Good From VK.com, Plans A Mobile Social Network Outside Russia. In: TechCrunch. 22. April 2014, abgerufen am 6. Juli 2015 (englisch).
  29. Young Global Leaders class of 2017. In: World Economic Forum, 29. Juni 2017. Archiviert vom Original am 29. Juni 2017. Abgerufen am 8. Juni 2017.