Philipp Caspar Roos

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Philipp Caspar Roos (* 2. April 1717 in Winterburg; † 20. April 1805 in Dhaun) war ein Jurist, Amtmann und Hofrat im Dienst der Wild- und Rheingrafen zu Salm-Dhaun und Salm-Grumbach.

Leben

Philipp Caspar Roos war ein Sohn des Kollektors (Steuereinnehmers) Johann Burkhardt Roos (von der Roosen) (1686–1761)[1] aus Winterburg und der Maria Juliane Weirich (1688–1761)[2] aus Kreuznach.[3] Er stammte aus Winterburg in dem Anteil an der Hinteren Grafschaft Sponheim, der zum Herzogtum Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken gehörte. Sein Ururgroßvater Huprecht Bolion von der Rosen (Humbert Bouillon de la Rose) (* um 1510/15; † vor 1581) war aus Lüttich nach Straßburg geflüchtet.[4][5]

„Philippus Casparus Roos Mosellanus[6] immatrikulierte sich am 17. April 1736 an der Universität Jena und studierte 1739 Rechtswissenschaften an der Universität Halle. Dort beteiligte er sich an einer studentischen Gedenkschrift für den verstorbenen Kandidaten Benjamin Crafft (1718–1739)[7] aus Frankfurt am Main, den einzigen Sohn des Seidenhändlers und Banquiers Johann Crafft.[8][9] Nach dem Studium trat er als Kanzleisekretär zunächst in den Dienst der Rheingrafen zu Salm-Grumbach. Der Dhauner Amtmann und Vormundschaftsrat Johann Daniel Weyher (* 1706; † vor 1797),[10] Vertrauter der Rheingrafenwitwe Luise von Nassau-Ottweiler (1686–1773),[11][12] warb ihn ab.[13] Philipp Caspar Roos wurde Amtmann und Hofrat der Wild- und Rheingrafschaft in Dhaun, die von der Linie Salm-Dhaun bzw. ab 1742 von der Linie Salm-Grumbach regiert wurde.[14]

Zur Gedenkschrift für den letzten Wild- und Rheingrafen von Salm-Dhaun Johann Philipp (1724–1742) trug Roos ein Trauergedicht bei. Er war u. a. verantwortlich für die gemeinsamen Angelegenheiten der fünf wild- und rheingräflichen Linien. Die Linie Dhaun besaß einen Anteil von 624 (= 14), die Linien Salm-Salm und Salm-Kyrburg besaßen je 524 und die Linien Grumbach und Rheingrafenstein-Gaugrehweiler je 424 (= 16) an allen gemeinsamen Einnahmen. Die Abgaben der Grafen von Ingelheim genannt Echter von Mespelbrunn, der Herren von Dalberg, von Dienheim, von Kagenek, von Weyhers und von Wallbrunn für insgesamt 34 Lehen brachten den Wild- und Rheingrafen eine jährliche Taxe von 373 ½ Gulden ein.[15] 1772 war Philipp Caspar Roos in Merxheim als „wild- und rheingräfl. gemeinschaftlicher Rath“ unter den erbetenen Testamentszeugen des Freiherrn Philipp Henrich von Steincallenfels († 1778).[16] 1784 siegelte er als Bevollmächtigter der Wild und Rheingrafen, Herren des Amts Wildenburg, einen Vertrag mit dem kurtrierischen Geheimrat Peter Melchior von Hommer (1743–1809)[17] für Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Trier und Geheimrat Carl Embden († 1822), dem Bevollmächtigtem der Fürsten von Salm-Salm und Salm-Kyrburg, über die Gerichtsbarkeit an der Kempfelderstraße (heute L171 Am Baumarkt) zwischen Veitsrodt und Herborn.[18]

Roos bezog die Bemerkungen der Kuhrpfälzischen physikalisch-ökonomischen Gesellschaft,[19] die sich der Belebung der Landwirtschaft, der Einführung der Industrie und der Förderung der Kameralwissenschaft verschrieben hatten. Noch 1793 war „Hofrat Rooss“ im Amt; Wild- und Rheingraf Karl Ludwig Wilhelm Theodor zu Salm-Grumbach (1729–1799) erwartete sein baldiges Ableben,[20] um das Gehalt von Franz Xaver von Zwackh, den er als gemeinschaftlichen Lehenkanzlei-Direktor aller rheingräflichen Linien berufen wollte, aus der Grumbach'schen Rentei verdoppeln zu können.[21] Nach der französischen Besetzung des Linken Rheinufers 1794 und der Errichtung einer Direction générale des pays conquis entre Rhin et Moselle im Dezember 1795 (Nivôse an IV) wurde Philipp Caspar Roos zunächst abgesetzt,[22] später aber als „Amtsverwalter“ in dem annektierten Gebiet wieder verwendet.[23][24]

Nach seinem Tod klagten die Erben des Hofrats Philipp Caspar Roos zu Dhaun gegen den Fürsten von Salm-Horstmar als Rechtsnachfolger der Wild- und Rheingrafen wegen rückständiger Besoldung aus dem Dienstvertrag.[14] Gustav Pfarrius würdigte den Kanzlei-Sekretär und späteren „Hofrat Roose“ literarisch in seiner im Jahr 1742 spielenden Novelle Das Ende des Hauses Dhaun. Er sei „zu einer ausgedehnten, für die Unterthanen der Rheingrafschaft Dhaun unvergesslichen Wirksamkeit“ gelangt.[13]

Familie

Philipp Caspar Roos heiratete vor 1754 Johanetta Elisabeth Kreutzer aus Meddersheim, Tochter von Georg Friedrich Kreutzer (1670–1747) und Anna Dorothea Weirich.

Der Sohn Johann Philipp Roos war Jurist und Archivar im Dienst der Wild- und Rheingrafen zu Salm-Grumbach, der Freiherren von Bourscheid und der Fürsten von Salm-Horstmar. Der Sohn Henrich Christian Roos Dhaunensis immatrikulierte sich am 5. Mai 1773 in Jena, 1777 war er Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar.[25]

Quellen

  • Verzeichnis derer eingegangenen Lehen-Tax-Gelder, vom Jahre 1749. In: Johann Jacob Reinhard:[26] Die Gemeinschaft, als ein wahrer Grund der Erbfolge und der einzige Grund der Lehnfolge deren Seitenverwandten …, und der Verfassung des Rheingräflichen Gesammthauses, zur Behauptung des Rheingräflich-Grumbach- und Rheingrafensteinischen Erb- und Lehenfolgerechtes. o. O. [Frankfurt am Main] 1755, S. 523f (Google-Books)

Werke

  • Georg Conrad Hoerle,[27][28] Friedrich Ludwig Landfried,[29][30] Philipp Casimir Roos:[31] Den schmertzlichen Verlust Des Weiland Hoch-Edlen und Rechts-Wohlgelahrten Herrn Herrn Benjamin Crafft I. V. Candidati Wolten Als Derselbe Den 21ten Junii 1739. im 20ten Jahre seines Hoffnung-vollen Alters Das Irrdische mit dem Himmlischen verwechselte In folgenden wehmüthig beklagen Und Dem Hochbetrübten Hause Ihr ergebenstes Beyleyd abstatten Drey gute Freunde und Bekannte. Johann Christian Hilliger, Halle 1739 (Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen)
  • (Beiträger eines Trauergedichts) So muß auch ich bey deiner Bahre, Entseelter Graf, bekümmert stehn. In: Johann Albert Simon[32] (Hrsg.): Klage, Ach! und Wehe! Uber den allzufrühen, doch Höchst-seligen Abschied Des Weiland Hoch-Gebohrnen Grafen und Herrn Herrn Johann Philipp, Wildgrafen zu Dhaun und Kürburg, Rheingrafen zu Stein, Grafen zu Salm, Herrn zu Vingstingen, Püttlingen und Dimeringen &c. Als Derselbe Auf der Universität Straßburg … den 13. September MDCCXLII. In Seinem Erlöser Jesu … sanft und selig eingeschlaffen, Und den 22. Novemb. darauf in der St. Thomas-Kirche … beygesetzt worden … in einer … Predigt … in Kyrn vorgestellt. Melchior Pauschinger, Straßburg 1742, S. 96f (Digitalisat des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz Koblenz)

Literatur

  • Gustav Pfarrius: Das Ende des Hauses Dhaun. In: Levin Schücking (Hrsg.): Rheinisches Jahrbuch, Bd. 1. Ludwig Kohnen, Köln 1846, S. 41–121 (Google-Books)

Einzelnachweise

  1. Sohn des Gerichtsschöffen Hans Paul von der Rose (1644–1708) aus Winterburg und der Gertrud Schmitt (1649–1699) aus Winterburg, Enkel des Hans Konrad von der Rosen (1599–1656) aus Straßburg, Schöffe, Wirt und Handelsmann zu Winterburg und (⚭ 1635) der Ursula Nesselius († 1652), Tochter des Winterburger Pfarrers Georg Christmann Nesselius († 1631) aus Speyer.
  2. Tochter von Johann Ruprecht Weyrich (* 1653; † nach 1695) aus Wolf, Barbier und Chirurg in Kreuznach, Wild- und Rheingräflicher Oberschultheiß in Windesheim, Chirurg in Oberingelheim, und (⚭ I. 1678 in Dhaun) Maria Catharina Lichtenberger (1654–1693) aus Lauterecken; Johann Ruprecht Weyrich ⚭ II. 1695 in St. Johannisberg Anna Margaretha Beilstein aus Saarbrücken oder Dillingen.
  3. Vgl. Friedrich-Weimar Steinfartz: Die Vorfahren der Louise Juliane Dorothea Herrmann. In: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern 14/15 (1976/77), S. 223–229, bes. S. 225.
  4. Karl Heinz Armknecht: Die Ahnen berühmter Wormsgauer 2. Johann Nikolaus Götz. In: Der Wormsgau 3 (1951–1958), S. 150f (PDF des Stadtarchivs Worms).
  5. Hans Börst: Stammfolge der Familie von der Rosen/Roos/Rooß aus Lüttich. Nachfahren des Ruprecht von der Rosen 16.–18. Jh. Manuskript, Saarbrücken 1981; Sächsisches Staatsarchiv Leipzig (Bestand 22179 Genealogische Mappenstücke, Nr. Ma 22512).
  6. Andere Winterburger Studenten immatrikulierten sich in Jena als „Winterburgo-Mosellanus“, „Winterburgo-Sponhemicus“ oder „Winterburgo-Sponhemiensis“.
  7. Studium in Göttingen und seit 1737 in Halle; Johann Georg Franck: Der, menschlichen Urtheil nach, frühzeitige Todt der Gerechten …, Als der … Herr Benjamin Crafft, Candidatus juris, Nach ausgestandener kurtzen Kranckheit, Dem 21. Junii, dieses 1739sten Jahres, Abends um 8. Uhr, Der Seelen nach, zur Freude des ewigen Lebens eingegangen, Und hierauf, dem 24. Eiusdem, Dessen erblaster Leichnam … zu Seiner Ruhe gebracht wurde. Friedrich Grunert, Halle 1739, S. 2 (Digitalisat der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).
  8. Johann Crafft (1679–1742), verheiratet mit Catherina Ammelburg (1686–1725), einer Stieftochter von Johann Philipp Orth; Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Ratssupplikationen, Bd. 1714 II, Bl. 270f; Hausurkunden, 1621, Nr. 2a und 2b). Die Schwester Rebekka Krafft (1712–1776) heiratete den Advokaten und Hofrat Friedrich Jacob von Riese (1710–1768).
  9. Carl Gottlieb Dähne: Neue Beschreibung des Halleschen Gottesackers. Eduard Anton, Halle 1830, S. 97.
  10. Aus Worms; Sohn des Bierbrauers und Stättmeisters Johann Daniel Weyher (1670–1745).
  11. Tochter des Grafen Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler, Witwe von Wild- und Rheingraf Karl von Salm-Dhaun (1675–1733).
  12. Conrad Schneider: Geschichte des Wild- und Rheingräflichen Hauses, Volkes und Landes aus dem Hundsrücken. R. Voigtländer, Kreuznach 1854, S. 246 (Google-Books).
  13. a b Gustav Pfarrius: Das Ende des Hauses Dhaun. In: Levin Schücking (Hrsg.): Rheinisches Jahrbuch, Bd. 1. Ludwig Kohnen, Köln 1846, S. 41–121, bes. S. 65.
  14. a b Vgl. Erben des Hofrats Philipp Caspar Roos zu Dhaun, Kläger ./. Fürst von Salm-Horstmar wegen rückständiger Besoldung und Dienstvertrag, 1831–1833; Vereinigte Westfälische Adelsarchive e. V. (Fürstliches Archiv Coesfeld, Prozessakten, Nr. 117).
  15. Verzeichnis derer eingegangenen Lehen-Tax-Gelder, vom Jahre 1749. In: Die Gemeinschaft als ein wahrer Grund der Erbfolge … des Rheingräflichen Gesammthauses. Frankfurt am Main 1755, S. 523f.
  16. Vgl. Friedrich Toepfer (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. III. Campe, Nürnberg 1872, Nr. CCXXIII, S. 178–181, bes. S. 180 (Google-Books); verlesen „Philipp Caspar Boos“.
  17. Bruder des späteren Trierer Erzbischofs Joseph von Hommer.
  18. Vergleich vom 2. September 1784, ausgestellt in Rhaunen, ratifiziert von Wild- und Rheingraf Wilhelm Florentin Friedrich zu Salm-Kyrburg (1769–1824) am 9. Oktober 1784 in Straßburg, von Wild- und Rheingraf Friedrich III. Johann Otto von Salm-Kyrburg am 3. November 1784 in Paris und von Wild- und Rheingraf Karl Ludwig Wilhelm Theodor zu Salm-Grumbach am 10. November 1784 in Grumbach; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 1A Urkunden der geistlichen und staatlichen Verwaltung, Urkunden 10637–10640).
  19. Ausgabe vom Jahre 1774. Verlag der Gesellschaft, Kaiserslautern 1774, S. 338 und 345 (falsch paginiert: 145).
  20. Bzw. den Tod des Hofrats Heinrich Conrad the Losen (Loshan) (1728–1794) aus Anholt.
  21. Urkunde vom 5. Juni 1793, ausgestellt in Wetzlar; Landesarchiv Speyer (Bestand V 29 Nachlass Franz Xaver Ritter von Zwackh auf Holzhausen, Urkunde 31; vgl. Sachakte 248 „Besoldung des Hofrats Riße (= Roße?)“).
  22. Büro Kirn – Petition des ehemaligen Amtmanns von Dhaun Roos (verlesen: „Boos“), Bd. 2, Juli–Sept. 1796; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 241,009 Direction générale des pays conquis entre Rhin et Moselle, Sachakte 368, S. 37).
  23. Amt Dhaun – Berichte des Amtsverwalters Roos über Waldverwüstung (verlesen: „Boos“), Juni–Okt. 1797; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 241,011 Regierungen der Arrondissements unter der Mittelkommission, Sachakte 3308, S. 1).
  24. Rechnungslegung des Amtmannes der Amtes Dhaun, Hofrat Roos; Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 276 Präfektur des Saardepartements zu Trier, Bewirtschaftung von Domänengütern, Rechnungslegung der einzelnen Einnehmer, nach Orten, VI Bd. 2); Wolfgang Hans Stein (Bearb): Die Akten der Verwaltung des Saardepartements 1798-1813. Inventar der Bestände Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 276, und Landesarchiv Speyer, Bestand G9. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 57). Landeshauptarchiv, Koblenz 1991, Nr. 1857, S. 441.
  25. Bernhard Endrulat: Die Rheinischen und Westfälischen Praktikanten des Reichskammergerichts zu Wetzlar. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 20 (1884), S. 101–116, bes. S. 110.
  26. Johann Jacob Moser: Teutsches Staats-Archiv, Bd. I. Reinheckel, Hanau 1751, S. 35.
  27. „G. C. Hörle, L. L. C. (= Legum Cultor = Beflissener der Rechte; Student der Rechtswissenschaften). Aus der Graffschaft Ysenburg“.
  28. Georg Conrad Hörle (1716–1791) aus Bönstadt in der Grafschaft Isenburg-Büdingen-Wächtersbach (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amtsverweser der Herren Gan-Erben von Mansbach und von Geyso in Mansbach; als „LL. Cand. (= Legum Candidatus = Kandidat der Rechte)“ Beiträger zu Godofredus Hoerle Lauterbacensis: Dissertatio inauguralis medico-chirurgica De staphylomate fungoso. Eberhard Henrich Lammers, Gießen 1746, S. 44.
  29. „F. L. Landfried, L. L. C. Aus dem Herzogthum Zweybrücken“.
  30. Friedrich Ludwig Landfried (* um 1715; † 1785) aus Meisenheim im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1748 Sekretär des Oberkonsistoriums Pfalz-Zweibrücken, 1766 Kammerassessor und Assessor, 1772 Kammerrat und Sekretär.
  31. „P. C. Roos, L. L. C. Aus dem Herzogthum Zweybrücken“ (d. h. Herzogtum Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken).
  32. Johann Albert Simon (1676–1747) aus Kirn, Rheingräflicher Inspektor und Oberpfarrer in Kirn.