Pikromerit
Pikromerit | |
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Pikromerit auf Halit aus Roßleben | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Schönit |
Chemische Formel | K2Mg[SO4]2·6H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
7.CC.60 (8. Auflage: VI/C.19) 29.03.06.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | P21/a (Nr. 14, Stellung 3) |
Gitterparameter | a = 9,07 Å; b = 12,21 Å; c = 6,11 Å β = 104,8°[1] |
Häufige Kristallflächen | {001}, {010}, {100}, {110}, {011}, {201}, {111}[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen am synthetischen Kristall: 2,028; berechnet: 2,031[2] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {201}[2] |
Farbe | farblos, weiß, grau, rötlich, gelblich |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Radioaktivität | kaum messbar[3] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,461[4] nβ = 1,463[4] nγ = 1,476[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,015[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 47° (gemessen), 46° (berechnet)[4] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | in kaltem Wasser löslich |
Besondere Merkmale | bitterer Geschmack |
Pikromerit (Synonym: Schönit) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung K2Mg[SO4]2·6H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Magnesium-Sulfat.
Pikromerit findet sich meist in Form massiger Mineral-Aggregate und krustigen Überzügen auf anderen Salzen, entwickelt aber auch kurzprismatische Kristalle, die in seltenen Fällen bis etwa fünf Zentimeter Größe[2] erreichen. In reiner Form ist Pikromerit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine graue, rötliche oder gelbliche Farbe annehmen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Pikromerit am Vulkan Vesuv in der italienischen Region Kampanien und beschrieben 1855 durch Arcangelo Scacchi. Er benannte das Mineral nach den griechischen Wörtern πικρός [pikros] für ‚bitter‘ und μέρος [meros] für ‚Teil‘ oder ‚Anteil‘ in Anlehnung an seinen bitteren Geschmack und seiner chemischen Verwandtschaft zu dem als Bittersalz bekannten Epsomit (Mg[SO4]·7H2O).
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Pikromerit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (sowie einige Selenate und Tellurate) und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo er als Namensgeber die „Pikromeritgruppe“ mit der System-Nr. VI/C.19 und den weiteren Mitgliedern Boussingaultit, Cyanochroit, Mohrit und Nickelboussingaultit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Pikromerit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Boussingaultit, Cyanochroit, Mohrit und Nickelboussingaultit die „Pikromeritgruppe“ mit der System-Nr. 7.CC.60 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pikromerit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ (einschließlich Selenate, Tellurate, Selenite, Tellurite und Sulfite) und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er nur zusammen mit Cyanochroit in der unbenannten Gruppe 29.03.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit (A+)2B(XO4)2 × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
Pikromerit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 9,07 Å; b = 12,21 Å; c = 6,11 Å und β = 104,8° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Pikromeritproben dehydratisieren an trockener Luft nach einiger Zeit, geben also nach und nach ihr Kristallwasser ab, was bei Kristallen an kugeligen, trüben Entwässerungszonen erkennbar wird. Bei vollkommener Entwässerung geht Pikromerit in das Mineral Langbeinit (K2Mg2[SO4]3) über.[5]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität am Vesuv wurde Pikromerit als Sublimationsprodukt vulkanischer Gase in aktiven Fumarolen entdeckt,[6] wobei diese Form der Mineralbildung beim Pikromerit allerdings relativ selten ist.[5] Häufiger kommt er als sekundäre Mineralbildung in Kalisalzen in Lagerstätten mariner Evaporite vor. Daneben findet er sich in sulfatreichen, hydrothermal gebildeten Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale können je nach Fundort unter anderem Anhydrit, Epsomit, Halit, Hohmannit, Kainit, Metasideronatrit und Metavoltin auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Pikromerit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Bisher (Stand 2015) sind weltweit rund 40 Fundorte bekannt.[7] Außer am Vesuv kommt das Mineral in Italien noch am I Mondei (Ca' Mondei) bei Montescheno (Piemont) und in der La Grotta Cutrona am Ätna (Sizilien) vor.
In Deutschland konnte Pikromerit unter anderem in verschiedenen Kalisalz-Bergwerken im Werratal und bei Neuhof in Hessen; bei Hänigsen, Wathlingen, Lehrte und Astfeld in Niedersachsen, bei Morsleben und in den Kalilagerstätten bei Staßfurt in Sachsen-Anhalt sowie in der Absetzerhalde Lichtenberg bei Ronneburg und im Kaliwerk Roßleben in Thüringen nachgewiesen werden.
In Österreich fand man Pikromerit im Salzbergwerk des Halltals in Tirol sowie am Bad Ischler Salzberg und im Salzbergwerk Hallstatt in Oberösterreich.
In China wurde Pikromerit an Salzseen gefunden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Chile, Tschechien, Kasachstan, Polen, im Iran, in der Ukraine, im Vereinigten Königreich (UK) und in den Vereinigten Staaten von Amerika.[8]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 610 (Erstausgabe: 1891, als Schönit).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 390.
- ↑ a b c d Picromerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 66,3 kB)
- ↑ Webmineral – Picromerite
- ↑ a b c d e Mindat – Picromerite
- ↑ a b Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin/New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 591.
- ↑ Arcangelo Scacchi: Memoria sullo incendio vesuviano del mese di Maggio. Nobile, Napoli 1855, S. 191
- ↑ Mindat – Anzahl der Fundorte für Picromerite
- ↑ Fundortliste für Pikromerit beim Mineralienatlas und bei Mindat