Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk)

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Siedlung
Poretschje
Allenau

Поречье
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen Allenau (bis 1947)
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238400
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 819 013
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 21° 3′ OKoordinaten: 54° 25′ 0″ N, 21° 3′ 0″ O
Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Poretschje (russisch Поречье, deutsch Allenau) ist ein Ort im Süden der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Prawdinsk im Rajon Prawdinsk.

Geografische Lage

Poretschje am Fluss Lawa (dt. Alle) liegt drei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Prawdinsk an der Regionalstraße 27A-028 (ex A 196). Bis 1945 war das Dorf Bahnstation an der Bahnstrecke Königsberg–Angerburg.

Geschichte

Das frühere Allenau an der Alle war eine von zwei Landgemeinden, die zusammen mit vier Gutsbezirken am 11. Juni 1874 den Amtsbezirk Allenau bildeten[1], Er gehörte zum Landkreis Friedland (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Jahre 1910 zählte Allenau 626 Einwohner[2]. 1925 lebten hier 684 Menschen, deren Zahl bis 1933 auf 502 sank und bis 1939 leicht auf 529 anstieg[3].

Im Jahr 1927 änderte sich die Kreiszugehörigkeit Allenau: da der Kreissitz bereits 1902 nach Bartenstein (Ostpreußen) (heute polnisch: Bartoszyce) verlegt worden war, erhielt der Kreis nun auch den entsprechenden Namen „Landkreis Bartenstein (Ostpr.)“. Bereits 1929 wurde ein großer Gemeindeteil von Allenau in die Stadt Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk) eingegliedert, ein weiterer folgte im Jahre 1934.

Bis 1945 war der Ort Bahnstation an der Strecke von Königsberg nach Angerburg, die nach dem Zweiten Weltkrieg demontiert wurde.

Infolge des Zweiten Weltkriegs kam Allenau unter sowjetische Administration und wurde 1947 in Poretschje umbenannt.[4] Auch der russische Name bezieht sich auf die Lage des Ortes an einem Fluss. Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets im Rajon Prawdinsk, der später nach Schewtschenko verlegt wurde. Von 2004 bis 2015 gehörte Poretschje zur städtischen Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Prawdinsk.

Amtsbezirk Allenau 1874–1945

Zwischen 1874 und 1945 war Allenau namensgebender Ort und Sitz des Amtsbezirks Allenau, der von sechs Landgemeinden bzw. Gutsbezirken gebildet wurde[1]

Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Allenau
Baltkeim 1882 in den Gutsbezirk
Götzlack eingegliedert
Gutsbezirke:
Bammeln
Hohenfelde
Kloschenen
Kukehnen

Poretschenski selski Sowet/okrug 1947–2004

Der Dorfsowjet Poretschenski selski Sowet (ru. Пореченский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[4] Sein Verwaltungssitz war zunächst die Siedlung Poretschje. Um 1970 wechselte die Verwaltung in die Siedlung Sowchos Prawdinski, das spätere Schewtschenko.[5] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Poretschenski selski okrug (ru. Пореченский сельский округ). Die sich Ende 2004 noch im Dorfbezirk befindlichen 19 Siedlungen wurden dann auf die städtische Gemeinde Prawdinskoje gorodskoje posselenije und die Landgemeinde Domnowskoje selskoje posselenije verteilt.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Alexejewka (Алексеевка) Hanswalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Druschbinski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Antonowo (Антоново) Grünwalde Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Bereschki (Бережки) Plaustendorf Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Cholmogorje (Холмогорье) Kipitten Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Druschbinski eingeordnet.
Dalneje (Дальнее) Wommen Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Demjanowo (Демьяново) Sophienthal Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Galkino (Галкино) Domnauswalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst (fälschlicherweise?) in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Gontscharowo (Гончарово) Groß Saalau Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet.
Gruschewka (Грушевка) Sommerfeld Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet.
Jeremino (Еремино) Der Ort wurde 1947 umbenannt; als deutscher Ortsname wurde „Friedengaf“ angegeben. Was damit gemeint war, muss zunächst offenbleiben, der Ort existierte 1976 nicht mehr.
Kisseljowka (Киселёвка) Karschau Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Koschewoje (Кошевое) Lisettenfeld Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Krasny Kut (Красный Кут) Herrendorf Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Krutoi Jar (Крутой Яр) Götzlack Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Ladoschskoje (Ладожское) Kukehnen Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Lukino (Лукино) Kloschenen Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Oktjabrskoje (Октябрьское) Klein Schönau Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Peredowoje (Передовое) Postehnen Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Perewalowo (Перевалово) Schwönau Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Podlessje (Подлесье) Dietrichswalde Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Poretschje (Поречье) Allenau Verwaltungssitz bis etwa 1970
Prudy (Пруды) Abbarten Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Rasdolje (Расдолье) Klein Pothlack und Krügerswalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Roschtschino (Рощино) Georgenau Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Rostkowo (Ростково) Plackheim Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 an den Ort Dalneje angeschlossen.
Rownoje (Ровное) Heinrichsdorf Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Saizewo (Зайцево) Stockheim Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet.
Salskoje (Сальское) Friedrichsdorf Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Saretschje (Заречье) Meisterfelde Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet. Er wurde 1997 aus dem Ortsregister gestrichen.
Sarja (Заря) Klein Saalau Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Domnowski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Schewtschenko[6] (Шевченко) zu Friedland Der Ort wurde ab etwa 1970 Verwaltungssitz.
Tjomkino (Тёмкино) Mertensdorf Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Tschistopolje (Чистополье) Bothkeim Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Der 1947 umbenannte Ort Lugowoje (Hohenfelde) und der 1950 umbenannte Ort Owraschnoje (Wilhelmshöhe), die laut Erlass ebenfalls dem Poretschenski selski Sowet zugeordnet wurden, kamen dann (vor 1975) zum Druschbinski selski Sowet.

Kirche

Kirchenruine in Allenau

Kirchengebäude

Die bis 1945 evangelische Dorfkirche von Allenau stammt aus der Zeit um 1400 und ist ein Saalbau unter Verwendung vieler Feldsteine für Seitenmauern und Turmunterbau[7]. Der obere Teil des Turms und die Sterngewölbe der Sakristei stammen vom Anfang des 16. Jahrhunderts, und unter der Tünche im Kircheninnern befinden sich alte Wandmalereien.

Das Gebäude hat den Krieg überstanden, wenn auch mit zahlreichen Schäden. Die Schäden wurden in der Folgezeit größer, als die Kirche zweckentfremdet als Lagerhalle benutzt wurde und immer mehr verfiel. Im Jahr 2003 stürzten der Giebel und ein Teil des Daches ein, das anschließend ganz abgenommen wurde.

Kirchengemeinde

Bis 1945 bildete die Allenauer Kirche eine mater combinata zur Pfarrkirche in Böttchersdorf (heute russisch: Sewskoje)[8]. Die Kirchengemeinde war selbständig, „teilte“ sich jedoch mit Böttchersdorf den Pfarrer.

Einst gehörte Allenau einst zur Inspektion des Königsberger Oberhofpredigers[9]. Dann kam es in den Kirchenkreis Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk) und später Bartenstein (Ostpreußen) (Bartoszyce) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

War während der Zeit der Sowjetunion alles kirchliche Leben verboten, so bildete sich in den 1990er Jahren in Prawdinsk eine neue evangelische Gemeinde, die der Propstei Kaliningrad[10] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zugeordnet ist. Prawdinsk ist eine der 16 Gemeinden in der Kirchenregion (Pfarrsprengel) der Auferstehungskirche in Kaliningrad.

Kirchenbücher

Aus dem Pfarrverbund Böttchersdorf-Allenau haben sich ältere Kirchenbücher erhalten. Sie werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt[11]:

  • Taufen: 1629 bis 1895
  • Trauungen: 1687 bis 1767 und 1769 bis 1895
  • Begräbnisse: 1709 bis 1852.

Persönlichkeiten des Ortes

  • Meinhard Hemp (* 10. Dezember 1942 in Allenau), deutscher Fußballspieler und -trainer

Weblinks

Commons: Poretschje (Kaliningrad, Prawdinsk) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Allenau
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher: Landkreis Bartenstein (poln. Bartoszyce). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  4. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  5. Gemäß einer Karte von 1972
  6. Der Ort hieß zunächst Sowchos Prawdinski
  7. Poretschje/Allenau bei Ostpreussen.net
  8. Werner Slevogt, Die Sturmhöfel in Allenau bei Friedland in Ostpreußen, in: Archiv für Sippenforschung 55./56. Jahrgang, Heft 116/117, 1989/1990, S. 357
  9. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 24
  10. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
  11. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 29