Reitsch

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Reitsch
Gemeinde Stockheim
Koordinaten: 50° 17′ 58″ N, 11° 17′ 58″ O
Höhe: 338–365 m ü. NHN
Einwohner: 683 (2016)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 96342
Vorwahl: 09261
Gedenksäule an der Dorfstraße
Heilig-Kreuz-Kirche

Reitsch ist eine Gemeindeteil der Gemeinde Stockheim im Landkreis Kronach (Oberfranken, Bayern).

Geographie

Das Kirchdorf liegt am linken Ufer der Haßlach und am Grünerbach, einem linken Zufluss der Haßlach. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Wolfersdorf (1,2 km nordwestlich) bzw. nach Gundelsdorf zur Bundesstraße 85 (1,1 km südlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt nach Glosberg (1,8 km südöstlich). Ein Anliegerweg führt nach Büttnerszeche (0,8 km östlich).[2]

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Reitsch 1180 unter dem aus dem Slawischen stammenden Namen „Richs“, als der Bamberger Bischof Otto II. den Ort zusammen mit den Dörfern „Pascik“ (Posseck) und „Richcendorf“ (Reiczendorf oder Reisendorf, ein später abgegangener Ort, der zwischen Neukenroth und Reitsch gelegen war) dem Kloster Langheim übergab.[3] Von 1417 bis 1647 befand sich Reitsch im Besitz thüringischer Edelleute. Im 17. Jahrhundert wurde auf dem Gebiet der sogenannten Büttnerszeche Steinkohlebergbau betrieben.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Reitsch 26 Anwesen. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Kronach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Vogteiamt Kronach inne. Grundherren waren das Kastenamt Kronach (4 Güter, 8 Halbgüter, 1 Fünfachtelgut, 1 Dreiachtelgut) und die Stadt Kronach (Stadtlehen: 2 Halbgüter; ehemaliges Rittergut Haßlach: 1 Zinshof, 7 Sölden, 2 Häuser). Neben den Anwesen gab es noch ein Gemeindehirtenhaus und eine Gemeindeschmiede.[5]

Mit dem Gemeindeedikt wurde 1808 der Steuerdistrikt Reitsch gebildet, zu dem Birkach, Glosberg, Letzenberg, Letzenhof und Vonz gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Reitsch. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Kronach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kronach (1919 in Finanzamt Kronach umbenannt). In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf dem Gemeindegebiet Büttnerszeche gegründet. Ab 1862 gehörte Reitsch zum Bezirksamt Kronach (1939 in Landkreis Kronach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kronach (1879 in das Amtsgericht Kronach umgewandelt).[6] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,527 km².[7]

Im Jahr 1870 wurde der Name der damaligen Gemeinde Raitsch amtlich in Reitsch geändert.[8] Am 1. Januar 1975 wurde Reitsch im Zuge der Gebietsreform in Bayern in Stockheim eingegliedert.[9]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Reitsch

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 147 196 216 213 230 246 253 280 302 294 282 277 303 319 333 319 348 338 371 433 442 461 547 571
Häuser[10] 28 37 39 38 47 60 90
Quelle [6] [11] [11] [11] [12] [11] [13] [11] [11] [14] [11] [11] [15] [11] [11] [11] [16] [11] [11] [11] [17] [11] [7] [18]

Ort Reitsch

Jahr 001818 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 147 230* 243 284 281 302 405 518 546 526
Häuser[10] 28 37 36 42 55 86 140
Quelle [6] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [7] [18] [19]
* inklusive Büttnerszeche

Bauwerke

Katholische Filialkirche Heilig Kreuz

Im Jahr 1933 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, der ab 1952 an Stelle einer Kapelle aus dem Jahr 1894 die Heilig-Kreuz-Kirche errichten ließ. Am 2. August 1953 konsekrierte der Bamberger Erzbischof Joseph Otto Kolb das Gotteshaus. 1970/71 folgte eine Erweiterung durch den Anbau von zwei Seitenflügeln nach Plänen des Kronacher Architekten Baptist Detsch und 1976 der 25,5 Meter hohe Glockenturm. 1992 wurde die Filialkirche Reitsch von Neukenroth nach Glosberg umgepfarrt.[20]

Baudenkmäler

In der Bayerischen Denkmalliste sind zwei Baudenkmäler aufgeführt:

  • Gedenksäule
  • Bildstock
Abgegangene Baudenkmäler
  • Haus Nr. 6: Von einem eingeschossigen Wohnstallbau des 17./18. Jahrhunderts mit Satteldach ist der Wohnteil als verschieferter Blockbau erhalten; auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe. An der Verschieferung dekorative Bemalung.[21]
  • Haus Nr. 18: Eingeschossiger Wohnstallbau mit Mansard-Satteldach, wohl Anfang des 19. Jahrhunderts, Wohnteil verschieferter Blockbau.[21]
  • Haus Nr. 23: Eingeschossiger Wohnstallbau, im Kern 18. Jahrhundert. Umfassungsmauern massiv erneuert, auf der Hofseite profilierte Balkenköpfe. Die Verschieferung des Giebels mit dekorativer Bemalung des 19. Jahrhunderts. Stallteil völlig erneuert.[21]

Religion

Der Ort war ursprünglich rein katholisch und nach St. Katharina (Neukenroth) gepfarrt.[22] Die protestantische Minderheit ist nach St. Laurentius (Burggrub) gepfarrt.[13]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Stockheim: offizielle Einwohnerzahlen der Gemeinde Stockheim (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive), abgerufen am 8. März 2016
  2. Reitsch im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. Rudolf Pfadenhauer: Geschichte der Stadt Teuschnitz. Von den Anfängen bis zur Säkularisation. Hrsg.: Stadt Teuschnitz. Buch- und Offsetdruck Wilhelm Ehrhardt, Ludwigsstadt 1990, S. 20, 25.
  4. Reitsch auf der Website stockheim-online.de
  5. H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 500. Hier werden unter Einberechnung der kommunalen Gebäuden abweichend 28 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  6. a b c H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 597.
  7. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 692 (Digitalisat).
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 500 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 689.
  10. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  12. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 889, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. a b c Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1062, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1007 (Digitalisat).
  15. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1057 (Digitalisat).
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1091 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 941 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 159 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 312 (Digitalisat).
  20. Die Geschichte der Kirchengemeinde Reitsch im Überblick
  21. a b c T. Breuer: Landkreis Kronach, S. 225. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  22. H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 500.