Richard Ehrenberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Richard Ehrenberg (* 5. Februar 1857 in Wolfenbüttel; † 17. Dezember 1921 in Rostock) war ein deutscher Nationalökonom.

Leben und Wirken

Ehrenberg entstammte einer jüdischen Lehrerfamilie aus dem Harz. Sein Vater war Rektor der Samsonschen Freischule in Wolfenbüttel. Er hatte einen älteren Bruder, den späteren Rechtswissenschaftler Viktor Gabriel Ehrenberg. Ehrenberg besuchte das Gymnasium in Wolfenbüttel bis zur Unterprima. Anschließend absolvierte er eine Banklehre in Hannover und war in Banken und vorübergehend auch im Buchhandel tätig. Ehrenberg war Korrespondent im Hamburger Bankhaus C.L. Behrens & Co. Seit 1884 studierte Ehrenberg Nationalökonomie und Staatswissenschaften in Tübingen, Göttingen und München. In Tübingen wurde er 1886 mit summa cum laude zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. In den kommenden Jahren unternahm er Reisen und Archivstudien zu wirtschaftsgeschichtlichen Themen.

Von 1888 bis 1897 war er Sekretär des Königlichen Kommerz-Kollegiums in Altona. Es folgten eine Reihe von wirtschaftsgeschichtlichen Studien und einige Untersuchungen zur Handels-, Schifffahrts- und Finanzgeschichte besonders zu Hamburg. 1892 verfasste er eine Abhandlung über diese 1738 gegründete kaufmännische Interessenvertretung. Als Hauptwerk gilt seine Darstellung über das Zeitalter der Fugger und den Geld- und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert (1896, drei Auflagen, Übersetzungen ins Englische und Französische). Ehrenberg wurde 1897 ohne Habilitation außerordentlicher Professor für Staatswissenschaften in Göttingen, wo er insbesondere Versicherungswissenschaft und Handelswissenschaft lehrte. Von 1899 bis 1921 lehrte er als ordentlicher Professor für Staatswissenschaften an der Universität Rostock. Seit dem Jahr 1900 war Ehrenberg mit Helene Rochow verheiratet.

In seinen Untersuchungen machte Ehrenberg deutlich, dass er das Verhältnis zwischen Arbeitern und Unternehmern als Arbeitsgemeinschaft auffasse, womit er eine gegensätzliche Meinung zu den Anhängern des Kathedersozialismus vertrat. Er brachte, unter anderem mit Richard Stegemann, dem Syndikus der Braunschweiger Handelskammer, neun Bände zum Thema Archiv für exakte Wirtschaftsforschung heraus, in denen er seine „exakt vergleichenden“ quantitativen Analysen darlegte, die von der damaligen Methodik der deutschen Nationalökonomie abwichen. Er setzte sich zudem für die Gründung von Handelshochschulen ein.[1]

Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte waren Nationalökonomie, Agrarverhältnisse Mecklenburgs und Methoden der Wirtschaftswissenschaften. In Rostock sorgte er für die Bearbeitung und Bewahrung des Nachlasses des Wirtschaftswissenschaftlers Johann Heinrich von Thünen. 1901 begründete er als Stiftung das Thünen-Archiv am Staatswissenschaftlichen Seminar der Universität Rostock. 1916 wurde ihm der Titel Geheimer Hofrat verliehen. Die Ehrenbergstraße wurde 1950 im Stadtteil Altona-Altstadt nach ihm benannt.

Schriften (Auswahl)

Literatur

  • Walter Braeuer: Ehrenberg, Richard. In: Schleswig-Holsteinisches Biographisches Lexikon. Band 3. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1974, S. 93–95.
  • Thomas Henne: Ehrenberg, Richard. In: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hahn, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 156.
  • Gerhard Ahrens: Ehrenberg, Richard. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1364-8, S. 90.
  • Karl Heinrich Kaufhold: Richard Ehrenberg. In: Biographisches Lexikon für Mecklenburg. Band 4 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Mecklenburg. Reihe A, Band 4). Schmidt-Römhild, Rostock 2004, ISBN 3-7950-3741-7, S. 42–47.
  • Martin Buchsteiner, Gunther Viereck (Hrsg.): „Ich stehe in der Wissenschaft allein.“ Richard Ehrenberg (1857–1921). Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-4574-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Anmerkungen

  1. Thomas Henne: Ehrenberg, Richard. In: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hannover 1996, S. 156.