Rudolf Flükiger
Rudolf Flükiger (* 1956; † 1977) war ein Schweizer Soldat, der im Herbst 1977 unter ungeklärten Umständen starb.
Sein Tod wurde einem Suizid oder einem Verbrechen jurassischer Separatisten oder RAF-Terroristen zugeschrieben und beschäftigte die Schweizer Öffentlichkeit während Jahren. Ein krimineller Hintergrund des Todesfalls konnte allerdings nie belegt werden.
Tod und Untersuchung
Flükiger war ein 21-jähriger Berner Offiziersaspirant, der auf dem Waffenplatz Bure im damals noch zum Kanton Bern gehörenden Jura die Offiziersschule absolvierte. Am 16. September 1977 kehrte er nach einem nächtlichen Postenlauf nicht mehr in die Kaserne zurück. Sein Körper wurde erst vier Wochen später gefunden, nördlich der nahen Landesgrenze auf französischem Gebiet in der Gegend von Belfort. Die Leiche war von einer Handgranate zerfetzt.
Die Schweizer Rechtsmediziner hielten Suizid mit «hoher Wahrscheinlichkeit» für die Todesursache, während die französischen auch Fremdeinwirkung für möglich hielten. Die Suizidthese wurde aber bald öffentlich angezweifelt – einerseits, weil kein Motiv für den Selbstmord des beliebten jungen Soldaten ersichtlich war, und andererseits, weil der Tod bald in Verbindung mit möglichen Umtrieben von kriminellen Gruppierungen gebracht wurde.
Separatisten
In den 1970er Jahren war der Jura vom Jurakonflikt geprägt. Dieser Konflikt über die Zugehörigkeit des Jura zu Bern entlud sich bisweilen in Krawallen zwischen Separatisten und Berntreuen, und in diesem Rahmen verübten Separatisten auch Brandstiftungen und Sprengstoffattacken.
Zwei Tage nach dem Fund von Flükigers Leiche erhielt eine Lokalzeitung einen anonymen Brief. Der Verfasser, angeblich ein Separatist, schrieb darin, er und andere hätten Flükiger entführt, um ihn nackt auf dem Bundesplatz in Bern freizulassen. Er sei aber im Kofferraum des Autos an Erbrochenem erstickt, wonach man entschieden habe, einen Suizid vorzutäuschen.
Der «Bund»-Journalist Edgar R. Minder recherchierte den Fall intensiv und gelangte zur Überzeugung, dass Separatisten Flükiger entführt hatten. Wie erst 2017 bekannt wurde, gelang es Justizminister Kurt Furgler im Jahr 1981 bei Bund-Chefredaktor Paul Schaffroth, das Ende von Minders Berichterstattung zum Fall zu bewirken. Im persönlichen Gespräch führte Furgler aus, Berichte über unbeweisbare Vermutungen würden den jungen Kanton Jura stark belasten und könnten staatspolitische Folgen haben.[1]
In der Nacht auf den 17. September, den Tag nach Flükigers Verschwinden, hatten Unbekannte die Zufahrt zu den Ferienhäusern von Deutschschweizern im Jura blockiert. 1983 berichtete eine französische Zeitung darüber, dass diese Aktion von Separatisten aus dem Gasthof Aigle in Grandfontaine geplant worden sei, über deren nächtliche Versammlung die Berner Kantonspolizei einen internen Bericht erstellt hatte. Der Zeitungsbericht führte dazu, dass Flükigers Tod erneut öffentlich mit den Separatisten in Zusammenhang gebracht wurde. In der Schweizer Bundesversammlung griffen sich Nationalrat Valentin Oehen, der den Behörden Vertuschung vorwarf, und Furgler wegen des Falls gegenseitig heftig an.
RAF
Nicht nur jurassische Separatisten, auch die deutsche RAF war zu dieser Zeit möglicherweise im Jura aktiv. Vor Weihnachten 1977 lieferten sich die deutschen Terroristen Gabriele Kröcher-Tiedemann und Christian Möller beim Versuch, bei Fahy in der Nähe von Bure in die Schweiz zu flüchten, einen Schusswechsel mit Schweizer Zöllnern und wurden später im Jura verhaftet. Die bei ihnen gefundenen Karten liessen vermuten, dass die RAF im Jura einen Rückzugsraum eingerichtet hatte.
Die Schweizer Behörden untersuchten zu dieser Zeit, ob es Kontakte zwischen lokalen Schmugglern, Separatisten und Terroristen gab. So wurde etwa eine Notiz des französischen Geheimdiensts publik, wonach die RAF im Oktober 1977 den ermordeten Hanns Martin Schleyer durch den Jura ins Elsass transportiert habe. Auch die Schweizer Presse spekulierte über einen Zusammenhang zwischen Flükigers Tod und den Taten der RAF. Zu greifbaren Resultaten führten auch diese Überlegungen jedoch nie.
Quellen
- Stefan von Bergen: Der ungeklärte Tod von Aspirant Flükiger. In: Berner Zeitung. 10. September 2017.
- Balz Bruppacher: Schweiz als Rückzugsraum der RAF. In: Luzerner Zeitung. 3. September 2017.
Weblinks
- Ungeklärte Todesfälle. Politisch motivierte Cold Cases. In SRF.ch, 27. Juni 2022.
Einzelnachweise
- ↑ Bundesrat Furgler stoppte die Recherchen, Berner Zeitung vom 28. September 2017
Personendaten | |
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NAME | Flükiger, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Soldat, der unter ungeklärten Umständen starb |
GEBURTSDATUM | 1955 oder 1956 |
STERBEDATUM | September 1977 oder Oktober 1977 |