Saadi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Saadi (rechts) schlägt seinem Freund vor, den Rosengarten zu schreiben. Mogulische Miniatur nach Saadis Einleitung, ca. 1645.
Saadis Grabmal in Schiras
Datei:The tomb of Saadi 1.jpg
Andere Ansicht von Saadis Grabmal

Saadi oder Sa'di (persisch سعدی, DMG

Sa‘dī

; * um 1210; † um 1292[1]), mit vollem Namen Abu Moḥammad Mošarref ad-Din Moṣleḥ bin ʿAbd-Allāh bin Mošarref Širāzi,[2] war ein herausragender persischer Dichter und Mystiker. Er ist insbesondere für seine beiden Werke Bustān und Golestān bekannt. Saadi stammte aus Schiras, wo er auch viele Jahre seines Lebens verbrachte. Bis heute vielbesucht ist sein dortiges Mausoleum.

Leben und Werk

Saadis Leben ist insgesamt nicht sehr gut bekannt. Nicht einmal die korrekte Form seines Namens ist mit Sicherheit zu rekonstruieren. "Saadi" war ein Künstlername (Tachallus), den er sich unter Bezug auf einen der salghuridischen Herrscher von Schiras gegeben hat.

Für sein Geburtsjahr gibt es verschiedene Angaben. Es ist wahrscheinlich, dass er um 1210 geboren worden ist. Als junger Mann begab er sich nach Baghdad, wo er an der sehr anerkannten Nezamiyya, einer islamischen Hochschule (madrasa), studierte. Nach seiner Zeit in Baghdad begab sich Saadi auf ausgedehnte Reisen. Es gilt als sicher, dass er nach Syrien und Palästina, auch auf die Arabische Halbinsel und in den Irak reiste; ob er auch bis in den Osten Irans und nach Indien gekommen ist, gilt als zweifelhaft. Um 1257 kehrte er nach Schiras zurück. Dort verfasste er kurz nacheinander den Bustān (Duftgarten) und den Golestān (Rosengarten), die beiden Werke, für die er in der Nachwelt am bekanntesten ist. Vor allem im Iran erfreut sich insbesondere der Golestān bis heute sehr großer Beliebtheit und ist so bekannt, dass aus ihm in allen Lebenslagen zitiert wird.

Neben diesen beiden Hauptwerken hat Saadi auch lehrhafte Schriften sowie eine Sammlung von mit Versen durchsetzten Prosa-Erzählungen (meist „Dīwān“ genannt) verfasst. Saadis Œuvre lässt sich zum Teil dem Genre der Fürstenspiegel zuordnen, umfasst aber auch lustige und zum Teil anzüglich-derbe Episoden und Verse. Es lassen sich auch Einflüsse durch den Sufismus feststellen.

Manche seiner Schriften unterliegen wegen ihrer deftigen Ausdrucksweise bis heute der Zensur; so ist die Gesamtausgabe seiner Werke zwar in der Qadjarenzeit (19. Jh.) als Lithographie vollständig veröffentlicht worden, es gibt aber bis heute keine vollständige kritische Edition.

Saadi hat einen großen Einfluss auf die spätere persische Literatur ausgeübt, wurde aber auch außerhalb des Irans rezipiert. So wurde beispielsweise der osmanische Hofdichter Hayâlî in seiner Jugend stark von den Gedichten Saadis beeinflusst.

In Europa wurde Saadi erstmals durch André du Ryers französische Übersetzung des Golestan (1634) bekannt. Ins Deutsche wurde er u. a. 1846 durch Karl Heinrich Graf übersetzt.

Werke (Auswahl)

  • „Bustan“ (persisch بوستان, DMG
    Būstān
    , ‚Der Duftgarten‘)
  • Golestān“ (persisch گلستان, DMG
    Golestān
    , ‚Der Rosengarten‘)
  • „Persische und arabische Qasiden“ (von arabisch قصيدة, DMG
    Qaṣīda
    ‚Elegie‘)
  • „Ghazaliat“ (arabisch غزليات, DMG
    Ġazaliyāt
    ‚lyrische Gedichte‘), das in vier Bände unterteilt ist
  • „Tardschi'band“ (persisch ترجيع بند, DMG
    Tarǧī‘-band
    , ‚Refrain‘, Gedichte bestehend aus zwei reimenden Halbversen)
  • „Qata'at“ (arabisch قطعات, DMG
    Qaṭa‘āt
    ‚Stücke [von Gedichten]‘)
  • „Roba'iat“ (arabisch رباعيات, DMG
    Rubā‘iyāt
    Vierzeiler‘)
  • „Mofradat“ (arabisch مفردات 
    د‎
    , DMG
    Mufradāt
    ‚Einzelne Doppelverse‘)
  • „Suknameh“ (persisch سوكنامه, DMG
    Sūknāme
    , ‚Trauergedicht‘)
  • „Molamma'at wa mosallasat“ (von arabisch ملمعات ومثلثات, DMG
    Mulamma‘āt wa-muṯallaṯāt
    , zweisprachige arabisch-persische Gedichte)

Beispiele

Wenn einer in dem Volke töricht handelt,
So fällt Verachtung gleich auf groß und klein.
Oft kann ein einz’ger Ochse auf der Weide
Verderber einer ganzen Herde sein.[3]

Zuwider ist mir ganz der Freunde Umgang,
Die mir mein Schlechtes stets als Gutes zeigen,
Im Fehler nur Verdienst und Vorzug sehen,
Den Dorn als Jasmin und als Rose zeigen.
Weit lieber unverschämte freche Feinde,
Die mir ganz offen meine Fehler zeigen.[4]

Ein weiteres berühmtes Gedicht ist in der Halle des Gebäudes der Vereinten Nationen zu New York angebracht.

Siehe auch

Literatur, Werkausgaben und Übersetzungen

  • Rudolf Gelpke: Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten. Ein Brevier orientalischer Lebenskunst. Piper, München/Zürich 2004, ISBN 3-492-24334-7.
  • Hans Bethge: Saʿdi der Weise. Die Lieder und Sprüche des Saʿdi. Hrsg.: Regina Berlinghof (= Nachdichtungen orientalischer Lyrik. Band 12). Yinyang-Media-Verlag, Kelkheim 2001, ISBN 3-9806799-6-9.
  • Saʿdi: Der Rosengarten. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig/Weimar 1982.
  • Friedrich Rückert: Saadi’s Bostan. Biblio-Verlag, Osnabrück 1990, ISBN 3-7648-0592-7 (Zuvor hrsg. von Wilhelm Pertsch. Leipzig 1882.).
  • Friedrich Rückert: Aus dem Diwan. Hrsg.: Annemarie Schimmel. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-007944-6.

Weblinks

Commons: Saadi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Saʿdī. In: Encyclopædia Iranica
  2. persisch ابو محمّد مُشرف الدين مُصلح بن عبدالله بن مشرّف سعدى شيرازى, auch nur persisch مصلح الدين سعدى, DMG
    Moṣleḥ ad-Dīn-e Sa‘dī
    mit dem Ehrentitel Šaiḫ.
  3. Von den Gesinnungen der Derwische
  4. Von den Vorteilen des Stillschweigens